Der ehemalige Dirigent des Moskauer Bolschoi-Theaters, der vor 30 Jahren wegen seiner jüdischen Herkunft in Ungnade fiel und im Theater nur noch als Hausmeister tätig ist, nutzt die sich ihm zufällig bietende Chance, mit seinen Musikern von einst ein Violinkonzert von Tschaikowsky in Paris aufzuführen. Unterhaltsame Mischung aus Komödie und Drama als sympathisches Hohelied auf die verbindende Kraft der Musik. Dabei findet der Film nicht immer die richtige Balance zwischen Klamauk und Pathos, und auch die historisch-politischen Anspielungen geraten in den Hintergrund.
- Ab 14.
Das Konzert (2009)
Komödie | Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009 | 122 Minuten
Regie: Radu Mihaileanu
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Filmdaten
- Originaltitel
- LE CONCERT
- Produktionsland
- Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Oï Oï Oï Prod./Les Productions du Trésor/France 3 Cinéma/Europa Corp./Castel Films/Panache Prod./RTBF/BIM Distribuzione
- Regie
- Radu Mihaileanu
- Buch
- Radu Mihaileanu · Alain-Michel Blanc · Matthew Robbins
- Kamera
- Laurent Dailland
- Musik
- Armand Amar
- Schnitt
- Ludo Troch
- Darsteller
- Alexej Guskow (Andrej Filipow) · Dmitri Nazarow (Sacha Grossman) · Mélanie Laurent (Anne-Marie Jacquet) · François Berléand (Olivier Morne Duplessis) · Miou-Miou (Guylène de La Rivière)
- Länge
- 122 Minuten
- Kinostart
- 29.07.2010
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie | Drama
Heimkino
Diskussion
Früher war Andrej Filipow Dirigent des berühmten Bolschoi-Orchesters, doch das ist über 30 Jahre her. Ausgerechnet während des Violinkonzerts von Tschaikowsky hatte ihn der KGB von der Bühne gezerrt. Jüdische Musiker im Orchester wollten die Kommunisten damals nicht dulden. Filipow arbeitet zwar noch immer am Bolschoi-Theater, allerdings nur als Hausmeister. Während er das Büro des Direktors aufräumt, fällt ihm ein Fax in die Hände, abgeschickt vom „Théâtre du Châtelet“ in Paris. Die Philharmoniker aus San Francisco hätten abgesagt, steht dort, ob nicht das Bolschoi-Orchester kurzfristig einspringen könne. Andrej nimmt das Fax an sich und beschließt, die Musiker von damals zusammen zu trommeln und als offizielle Bolschoi-Symphoniker auszugeben. Kein einfaches Unterfangen, denn die Kollegen sind in alle Winde verstreut und arbeiten inzwischen als Möbelpacker, Taxifahrer, Handy-Verkäufer oder Trödler. Für die Beschaffung von Visa ist keine Zeit mehr, man braucht schnell eine andere Lösung. Auch für Flugtickets fehlt das Geld, und die Proben erweisen sich nach so langer Zeit als Desaster. Damit nicht genug: Andrej hat sich für das Violinkonzert eine besondere Solistin ausgesucht: die französische Geigerin Anne-Marie Jacquet. Die junge Frau ist zunächst skeptisch, zumal sie von ihrer Managerin streng abgeschirmt wird. Doch dann ahnt sie den Grund für ihr ungewöhnliches Engagement. Ein Grund, der ebenfalls 30 Jahre zurückliegt.
Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu („Zug des Lebens“, fd 34 156) lässt seine Tragikomödie zunächst aufgeregt, mitunter sogar albern beginnen. Die Schauspieler, allen voran Alexej Guskow, agieren immer einen kleinen Tick zu temperamentvoll, mit großen Gesten, ausgeprägter Mimik und markantem Akzent. Einige Szenen, besonders die Reisevorbereitungen mit ihren vielen Täuschungs- und Betrugsmanövern, sind purer Slapstick. Es ist köstlich anzusehen, wie der Pariser Theaterleiter telefonisch in radebrechendem Französisch in Sicherheit gewogen wird, oder wie im Flughafen 55 russische Musiker in einer Schlange ihre Passfotos für gefälschte Visa bereit halten. Mihaileanu verbindet das Lächerliche mit dem Sublimen, das Grobe mit dem Eleganten. Allerdings ist das Verhältnis von leichter Komödie und anspruchsvollem Drama dabei nicht immer ausgewogen, zu häufig bewegt sich „Das Konzert“ zwischen Klamauk und Pathos. Eine Schwäche, die dem Film freilich nichts von seinem Unterhaltungswert nimmt.
„Das Konzert“ steckt voller politischer und historischer Anspielungen, die allerdings in ihrer Konsequenz nur selten deutlich ausgesprochen werden. So ist der Direktor des Bolschoi-Theaters ein Apparatschik reinsten Wassers, der seine Untergebenen schikaniert und an den KGB verrät; man muss annehmen, dass mancher Musiker im Gulag war. Doch ganz ernst nimmt die Inszenierung diese Implikationen von Überwachungsstaat und Antisemitismus nicht. Im Vordergrund steht vielmehr der heroische Kampf des Helden, seinem Leben eine andere Wendung zu geben und ihm im nachhinein einen Sinn zu verleihen. Dabei geht es Filipow gar nicht um sich selbst, um Rache oder Genugtuung, sondern um die Musik, die für ihn „der wahre Kommunismus“ ist: Der Einzelne gehe hier im Kollektiv auf, um etwas Schönes zu schaffen, die Musik heile die Wunden der Vergangenheit und symbolisiere Glück und Harmonie. Wenn das nicht ein romantischer Gedanke ist.
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