Friedensschlag - Das Jahr der Entscheidung

Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 111 Minuten

Regie: Gerardo Milsztein

Dokumentarfilm über die "Work and Box Company", ein Projekt zur Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher. Die Arbeit in einer Schreinerei, aber auch Erfahrungen im Boxring sollen bei der Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen helfen. Der Film komprimiert die über ein Jahr beobachtete Entwicklung der Jugendlichen, wobei er durch die Nähe zu seinen Protagonisten überzeugt und interessante Einblicke in eine Alternative zum klassischen Strafvollzug eröffnet. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Boomtwon Media/BR/Telepool/Pictorion - Das Werk
Regie
Gerardo Milsztein
Buch
Gerardo Milsztein
Kamera
Gerardo Milsztein
Musik
P:lot
Schnitt
Thomas Grube · Barbara Toennieshen
Länge
111 Minuten
Kinostart
15.04.2010
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein längeres Interview mit dem "Work and Box"-Initiator Rupert Voss.

Verleih DVD
Boomtown/Al!ve (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Die einzigen Frauen in „Friedensschlag“ von Gerardo Milsztein sind Mütter, weinende, hilflose, verzweifelte Mütter, was zum kriegerischen Oxymoron des Filmtitels passt. Sie beweinen ihre verlorenen Söhne, „gewaltauffällige männliche Jugendliche“, wie es im Jargon der Sozialarbeiter heißt. Die verlorenen Söhne, oft Söhne gewalttätiger Väter, bekommen eine letzte Chance: Statt im Jugendgefängnis ihre Strafen für eine Häufung von Delikten abzubüßen, können sie ein Jahr lang an einem einzigartigen Resozialisierungsprojekt teilnehmen, an dessen Ende eine Lehrstelle winkt. Der Film begleitet über diesen Zeitraum hinweg die Arbeit in der „Work and Box Company“; und Arbeit bedeutet die Zwischenstation auch für die Jugendlichen – Zusammenarbeit mit den Betreuern, Arbeit an sich selbst, Aufarbeitung; sie arbeiten sich ab am Gegner im Ring, sie arbeiten hart in der Schreinerei von Rupert Voß. Der umtriebige Unternehmer hat die „Work and Box Company“ in Taufkirchen gegründet, einer Vorstadt von München. „Herz-Schlag“ heißt das Buch, das er über sich und sein gesellschaftliches Engagement geschrieben hat. Im Vorwort skizziert er seine Motivation und nennt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Es gehe ihm darum, „zu erkennen, die Initiative zu ergreifen und zu handeln“. Voß erzählt im Buch auch, dass er gemeinsam mit Werner Makella, einem systemischen Familientherapeuten und Leiter von „Work and Box Company“, bereits vor der Gründung des Projekts 2002 beschlossen hat, dass es darüber einen Film geben soll. Der Film ist also eine Art Auftragswerk; eine seiner Qualitäten ist, dass man ihm dies kaum anmerkt. Der Regisseur hat, wie so oft im Dokumentarfilm, gleichzeitig auch die Kamera geführt. Es gibt Interviews mit den Jugendlichen, die dabei in die Kamera und dem Zuschauer damit direkt in die Augen sehen – ein verblüffender und wirkungsvoller Effekt. Zumeist aber beobachtet er den Alltag in der Initiative, die Gruppensitzungen und Einzelgespräche, das Boxen, die Ausflüge. Oft wirken die Situationen so natürlich, als wäre gar keine Kamera da, kein Dritter im Raum, was eigenartig ist bei den medienversessenen Jugendlichen, die sich gegenseitig Filme auf ihren Handys vorführen. Der lange Drehzeitraum zahlt sich hier aus, die Nähe zu den Protagonisten konnte sich so entwickeln. Mit seiner Haltung als Beobachter wahrt Milsztein Distanz. Einzig die Musik der Kölner Band „P:lot“ verwandelt das Geschehen mitunter in einen Imagefilm, besonders dann, wenn Texte im Spiel sind – deren Bedeutungsschwere Täterromantik beschwört und etwas betont, was gar keiner Betonung bedarf. Die Protagonisten Eftal, Josef, Marco und Denis öffnen sich, sie verändern sich langsam, in mühsamen Schritten. Das gilt zumindest für das Jahr in der „Work and Box Company“. Das seit sieben Jahren bestehende Projekt beansprucht allerdings hohe Erfolgsquoten für sich, über 80 Prozent der vermittelten Jugendlichen sind nicht mehr straffällig geworden – im Strafvollzug sind das lediglich 20 Prozent.
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