Eine allein erziehende Mutter, die kaum den Unterhalt für sich und ihre Söhne verdient, lässt sich darauf ein, einer jungen Indianerin gegen Geld beim Einschleusen illegaler Einwanderer über die US-kanadische Grenze zu helfen. Zwischen den Frauen entwickelt sich allmählich eine Freundschaft. Von starken Darstellerinnen getragener Film über Frauen am unteren Rand der Gesellschaft, die miteinander solidarisch werden. Die ruhige, unaufdringliche Inszenierung entfaltet ihre Spannung nicht zuletzt durch die Glaubwürdigkeit der Charaktere.
- Sehenswert ab 16.
Frozen River
Drama | USA 2008 | 97 (DVD 93) Minuten
Regie: Courtney Hunt
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Filmdaten
- Originaltitel
- FROZEN RIVER
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Cohen Media Group/Frozen River Pic./Harwood Hunt Prod./Off Hollywood Pic.
- Regie
- Courtney Hunt
- Buch
- Courtney Hunt
- Kamera
- Reed Dawson Morano
- Musik
- Peter Golub · Shahzad Ali Ismaily
- Schnitt
- Kate Williams
- Darsteller
- Melissa Leo (Ray Eddy) · Misty Upham (Lila Littlewolf) · Charlie McDermott (Troy J. Eddy) · Michael O'Keefe (Trooper Finnerty) · Mark Boone Junior (Jacques Bruno)
- Länge
- 97 (DVD 93) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Die genüssliche Polemik, die Michael Moores „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ (fd 39562) ins Feld führt, um die sozialen Verwerfungen in den USA anzuprangern, braucht Regisseurin Courtney Hunt in „Frozen River“ nicht. Das herbe Gesicht ihrer Hauptdarstellerin Melissa Leo erzählt beredt genug von einem Leben, in dem auch das unermüdlichste Sich-Abstrampeln nicht aus den sozialen Untiefen des „White Trash“-Milieus herausführt. Leos Figur, die alleinerziehende Mutter Ray, kann mit ihrem unterbezahlten Job das Baumaterial nicht finanzieren, das die Grundlage wäre für einen Auszug aus der notdürftigen Trailer-Bleibe und für ein richtiges Heim für sie und ihre beiden Söhne. Doch dann tut sich für Ray eine unerwartete Einnahmequelle auf – durch den unfreiwilligen und zunächst unschönen Kontakt mit einer jungen Frau, die noch eine soziale Stufe tiefer steht als sie selbst: Lila Littlewolf ist eine Indianerin, die im Reservat lebt. Doch Ray würde sich dank ihrer weißen Hautfarbe für Lila und ihre Geschäftspartner wunderbar als Schmuggler-Gehilfin eignen, um illegale Einwanderer durchs Reservat über die US-kanadische Grenze zu schleusen. Ray lässt sich auf den Handel ein. Über die rein geschäftliche Beziehung hinaus können Ray und Lila bald nicht umhin, auch privat vom Leben und den Nöten der jeweils anderen Kenntnis zu nehmen.
Ähnlich wie Lance Hammers „Ballast“, Jonathan Demmes „Rachels Hochzeit“ (fd 39193) oder Kelly Reichardts „Wendy and Lucy“ (fd 39542) steht Courtney Hunts „Oscar“-nominierter Film für die Blüte neorealistischer Tendenzen im amerikanischen Independent-Kino. Genaue Milieuschilderungen jenseits des Genrekinos und eine ruhige, geduldige Kamera kennzeichnen dieses Werk, das nicht zuletzt durch seine lebensechten, glaubwürdigen Figuren in Bann schlägt. Angesiedelt in einem unwirtlich-winterlichen Grenzland, das über die Spezifik hinaus symbolischen Charakter annimmt, entwickelt das atmosphärisch dichte Porträt einer zögerlichen Frauenfreundschaft humanistische Dimensionen, die weit mehr überzeugen als Michael Moores simplifizierende Sozialkritik.
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