Super Art Market

Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 92 Minuten

Regie: Zoran Solomun

Dokumentarfilm über den Kunstmarkt, der seine Beobachtungen vor allem auf die Rolle der Galeristen ausrichtet: Fünf internationale Kunsthändler und ihre Arbeit werden näher beleuchtet. Dabei geht es weniger um die Analyse des Verhältnisses von Kunst und Ökonomie oder der verschiedenen Akteure des Kunstmarkts untereinander als vielmehr um die Darstellung der Galeristen und ihrer persönlichen Selbstinszenierungen. Letztlich ergibt sich aus dem interessanten Porträt ein eher fatalistischer Blick auf den Handlungsspielraum, der dem Künstler innerhalb der Kunstwelt bleibt.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Ohne Gepäck/ZDF-ARTE
Regie
Zoran Solomun
Buch
Zoran Solomun
Kamera
Lorenz Haarmann · Ralf Schlotter
Musik
Milimir Draskovic
Schnitt
Janina Herhoffer · Katharina Von Schroeder
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb

Diskussion
Der New Yorker Galerist Leo König studiert am Computer die neuesten Auktionsergebnisse. „Ob das Kartenhaus irgendwann in sich zusammenstürzt? Weiß ich nicht“, so sein knapper Kommentar zu den Schwindel erregenden Preissteigerungen der letzten Jahre. Bekanntlich ist das Kartenhaus schneller zusammengestürzt als erwartet, die Kunstwelt stand unter Schock. Denn mit der Finanzkrise im Herbst 2008 sind die Verkäufe auf dem bis dahin beständig boomenden Kunstmarkt – zuletzt wurden Gewinne von 50 Mio. Dollar pro Jahr verzeichnet – drastisch eingebrochen. Zoran Solomuns Film dokumentiert insofern ein bereits vergangenes Kapitel, das von grenzenlosem Optimismus und dem Glauben an ewiges Wachstum bestimmt war. Wie die Situation der im Film porträtierten Galeristen heute wohl aussieht? Natürlich macht keine Galerie ihre ganz eigene Finanzkrise öffentlich, aber es ist davon auszugehen, dass alle mehr oder weniger stark davon betroffen sind. Im Zentrum stehen fünf Galeristen. Sie kommen aus unterschiedlichen Generationen und Kontexten, sind alle erfolgreich oder sogar sehr erfolgreich. Judy Lybke hat mit seiner Berliner Galerie die Leipziger Maler zum Verkaufsschlager gemacht, Leo König betreibt im New Yorker Galerienviertel Chelsea sein Geschäft, Lorenz Helbling ist in Shanghai aktiv. Die beiden anderen haben einen weniger etablierten Status, beginnen aber auch zu expandieren. Laura Bartlett hat während der Entstehung des Films gerade in London neue Räume bezogen, und Mihai Pop, der im rumänischen Cluj eine Galerie führt, hat etwa zur selben Zeit seine Dependance in Berlin eröffnet. Solomun begleitet die Galeristen bei ihrer Arbeit in der eigenen Galerie, bei Eröffnungen, auf Messen und Biennalen. Wie lässt sich die Funktion der Galerien beschreiben, wie sieht ihr Selbstverständnis aus, wie entstehen die Preise? Fragen wie diese strukturieren den Film. Man wird dabei zum Augenzeugen von Verkaufsgesprächen, doch natürlich würde keine Galerie ihre Preisverhandlungen mit Sammlern tatsächlich vor der Kamera austragen; das exponierte Gebaren des Galeristen Lybke („Das ist wirklich ein cooles Bild. Wenn du das nicht kaufst, biste selber schuld“) ist eindeutig Teil seiner Selbstinszenierung. Dem komplexen Verhältnis zwischen Kunst und Markt kommt „Super Art Market“ zwar nicht wirklich auf die Spur, aber das hat der Film wohl auch weniger im Sinn. Aufschlussreich ist er im Hinblick auf die Figur der Galeristen, ihr Auftreten vor der Kamera, ihren Habitus, der viel über die Beschaffenheit ihrer – natürlich auch ein Stück weit konstruierten – Galeristen-Persona erzählt, mit der sie sich auch selbst als Label einschreiben. Judy Lybke etwa tritt auf wie ein feister Marktschreier – ob er nun ein neues Bild von David Schnell, Autos oder Kartoffeln anbietet, das ist im Grunde egal. Ein Mitarbeiter eines Kunsttransports sagt dann auch anerkennend über Leo König, er könne auch ein „Stück Schnur“ verkaufen. In Helblings Galerie ShangART, die so aussieht wie eine der vielen XL-Spaces in Chelsea, blättern gelangweilte Sammlerinnen in Künstlermappen wie in Versandhauskatalogen, eine Kundin interessiert sich für „Transparentes“. Kunst wird gehandelt wie ein x-beliebiges Luxusgut, eine Investition, mit der sich ebenso spekulieren lässt wie mit Aktien. Dagegen sind Laura Bartlett und Mihai Pop stark darauf bedacht, sich einen Rest von Marktresistenz zu bewahren. Der rumänische Galerist betont, absichtlich keine kommerziellen Arbeiten für die Messe auszuwählen: „Folgst du blind diesem Spiel, bist du verloren“, meint er, um dann hinzuzufügen, er wolle die Arbeiten natürlich trotzdem unbedingt verkaufen. Die Künstler selbst spielen in „Super Art Market“ nur eine marginale Rolle. Tony Matelli tappt seinem Galeristen Leo König etwas unbedarft in einem Laden hinterher, darf sich einen Fernseher aussuchen, als Tausch für eine Arbeit, die er (oder der Galerist) einem Sammler geschenkt hat. Der Filmemacher hält die Künstler im Hintergrund, ihm geht es um die Rolle der Galeristen als Businessmen, als Manager und „Macher“ von Karrieren, auch wenn er nicht deren Abhängigkeit von Sammlern, Auktionshäusern und Messe-Jurys außer Acht lässt. Warum Solomun ausgerechnet den dampfplaudernden Maler Martin Eder ausführlicher zu Wort kommen lässt, bleibt unverständlich. In einer Szene stolziert er durch Venedig und gefällt sich bei der Idee, mit der Kunst aufzuhören und das ganze Spiel nicht mehr mitzumachen. Schnell hat er es sich dann wieder anders überlegt: „Aber den Gefallen tue ich euch nicht, ich ärgere euch noch 'ne Weile“. Auch wenn der Film mit der Arbeit eines Künstlers endet, die den Kunstmarkt ironisch kommentiert, entsteht doch das etwas fatalistische Bild, Künstler verfügten im Grunde über keinerlei autonomen Handlungsspielraum und seien dem machtvoll operierenden Markt ausgeliefert. Dabei ist „Super Art Market“ ein Zitat von Andy Warhol vorangestellt – noch immer eines der überzeugendsten Beispiele eines Künstlers, der auf die Verstrickung von Kunst und Markt durch die Thematisierung dieses Verhältnisses produktiv reagiert hat.
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