Topjob - Showdown im Supermarkt

Tragikomödie | USA 2008 | 86 Minuten

Regie: Steve Conrad

Einem Supermarkt-Angestellten im mittleren Management, dessen Job alles andere als ein Zuckerschlecken ist, bietet sich die Aussicht auf den beruflichen Aufstieg: Für die Stelle eines neuen Filialleiters ist er der Top-Kandidat - bis ein kanadischer Kollege auftaucht und ihm Konkurrenz macht. "Fair Play" ist dabei bald nicht gefragt. Die hintersinnige Tragikomödie macht aus den Hahnenkämpfen der sorgfältig entwickelten Figuren eine amüsante Satire über die Untiefen des Arbeitsmarkts und den Druck längst noch nicht überwundener männlicher Rollenklischees. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE PROMOTION
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Dimension Films
Regie
Steve Conrad
Buch
Steve Conrad
Kamera
Lawrence Sher
Musik
Alex Wurman
Schnitt
Myron I. Kerstein · Tim Streeto
Darsteller
Seann William Scott (Doug) · John C. Reilly (Richard) · Jenna Fischer (Jen) · Lili Taylor (Laurie) · Bobby Cannavale (Dr. Mark Timms)
Länge
86 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Senator/Universum (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Supermärkte erfreuen sich in US-Komödien derzeit einer gewissen Beliebtheit. Zwischen „Kaufhaus Cop“ (fd 39192) und „Shopping Center King“ (2009) geht es in „Topjob“ allerdings nicht um verhinderte Möchtegern-Cops, die als Wachleute die Konsumtempel (un-)sicher machen, sondern um Durchschnittsmänner ohne Helden-Attitüde, die im ganz normalen Wahnsinn des Arbeitsalltags ein Stück Erfolg und Anerkennung erringen wollen. Dass Doug nicht nur für seine Frau Jen und seine Freunde, sondern auch am Arbeitsplatz, bei Vorgesetzten, Kollegen und Kunden, einfach nur „Doug“ heißt und nicht „Mr. Stauber“, soll wahrscheinlich eine freundschaftlich-persönliche Atmosphäre suggerieren. Tatsächlich aber ist diese informelle Anrede eher bezeichnend für die latente Respektlosigkeit, mit der es der Supermarkt-Angestellte jeden Tag zu tun hat. Beispielsweise wenn er auf dem Kundenparkplatz Schicht schiebt: Dort treibt eine Bande jugendlicher Rowdys ihr Unwesen und pöbelt die Einkaufenden an, die dann erbost Beschwerde-Karten ausfüllen. Dafür muss Doug geradestehen – was umso ärgerlicher ist, weil er gar nichts an der Situation ändern kann: Fürs energische Einschreiten gibt es nämlich Rüffel aus der Chefetage, schließlich kaufen die Jungs auch ab und an etwas im Markt, und der Kunde ist König. Allerdings könnte es mit dem unliebsamen Parkplatzdienst für Doug bald vorbei sein: Für eine neue Filiale der Supermarkt-Kette wird ein Leiter gesucht, und Doug ist der Topkandidat – bis ein neuer Kollege aus dem fernen Kanada auftaucht und sich ebenfalls um die Stelle bewirbt. Ein heißer Konkurrenzkampf entbrennt, wobei Doug schon deshalb auf keinen Fall den Kürzeren ziehen will, weil die Beförderung auch eine finanzielle Notwendigkeit ist, um das ersehnte Eigenheim für sich und Jen bezahlen zu können. Allerdings hängen auch bei seinem Rivalen Richard Lebensträume an der neuen Stelle, und so geht er nicht weniger energisch daran, Doug zu übertrumpfen. „Fair Play“ ist dabei bald nicht mehr angesagt. Die Filmografie des Hauptdarstellers Seann William Scott (u.a. „American Pie“, fd 34042, „Old School“, fd 35957, „Ein Duke kommt selten allein“, fd 37191), der sein komödiantisches Talent bisher vornehmlich in Kindskopf-Rollen profilieren konnte, könnte den Verdacht nahelegen, dass die Inszenierung dieses Hahnenkampfs primär auf Klamauk setzt. Die Gags stammen indes keineswegs aus den unteren Reihen des Humorregals. Vielmehr nutzt der Film auf der Spur von Kaufhaus-Comedy-Klassikern wie Chaplins „Moderne Zeiten“ (fd 4891) und Harold Lloyds „Ausgerechnet Wolkenkratzer“ (1923) seinen Schauplatz als mikroskopisches Modell eben jener „modernen Zeiten“. Wie in Lloyds wunderbarem „Aufstiegsmärchen“ geht es dabei primär um die Arbeitsbedingungen in einer kapitalistischen Gesellschaft, um die Zumutungen und Dilemmata, die sie für die Masse der Angestellten bedeuten, und um die Schwierigkeit, sich unter diesen Bedingungen (als Mann) zu beweisen. Der archaische „Kampf ums Dasein“ wird längst nicht mehr mit der Keule ausgefochten; er erfordert auch nicht, wie bei Lloyd, das halsbrecherische Klettern an einer Hochhausfassade, sondern wird mittels einer Doppel-Strategie aus Einschleimen beim Vorgesetzten und Diskreditieren des Gegners bestritten. Das macht die Sache jedoch eher schwieriger als leichter: Droht einem doch, während man um die Karriere buhlt, der Verlust der eigenen Selbstachtung – zumindest, wenn man wie Doug und Richard eigentlich grundanständig und liebenswert ist und einen Sensus für die Schäbigkeit der eigenen Streber-Taktik hat. Seann William Scott beweist dabei ein erstaunliches Talent für Nuancen, wenn er den Frust und das Unwohlsein seiner um Haltung ringenden Figur herrlich unbehaglich durch seine in die propere Supermarkt-Uniform gepackte, glatte All-American-Boy-Fassade durchsickern lässt. Der vielseitige John C. Reilly fungiert dabei zwar als Antagonist, bekommt aber genug Raum, um individuelle Konturen zu entwickeln, sodass man auch über ihn nicht nur lachen kann, sondern stets auch ein bisschen mit ihm mitleiden muss, wenn es wieder eine Schlappe einzustecken gilt. Regisseur und Autor Steve Conrad, der die harten Bandagen, mit denen im urbanen Mittelstand um den „American Dream“ gerungen wird, bereits in „Das Streben nach Glück“ (fd 37989) aufs Korn nahm und dabei eine etwas zu pathetische Tonart anschlug, gelingt hier eine ebenso vergnügliche wie nachdenkliche Tragikomödie, die nicht zuletzt in Zeiten der Wirtschaftskrise einen Nerv treffen dürfte; ist das Phantom des beruflichen Scheiterns, das über Doug und Richard dräut, doch präsenter denn je. Umso wichtiger die eigentliche „Botschaft“ des Films: dass es letztlich nicht der Erfolg ist, der den Mann ausmacht.
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