Der Anfang sperrt einen direkt in einen jener kühlen Glas-Stahl-Beton-Käfige, in denen die Hauptfigur ihr Leben verbringt: Jonathan ist Wirtschaftsprüfer und fristet seine Tage und auch einen Großteil seiner Nächte in den Hochhausetagen diverser New Yorker Firmen, über deren Büchern er brütet, bevor er in seinem Single-Apartment müde aufs Bett fällt. Einst konnte man den Erfolg eines Mannes daran erkennen, dass er nichts zu tun hat, mittlerweile ist es genau umgekehrt – stellt Wyatt fest, ein Anwalt, der Jonathan bei der Nachtschicht im Büro unerwartet Gesellschaft leistet. Der smarte Jurist entpuppt sich als selbstsicher-weltgewandtes Gegenstück zum schüchternen Zahlenmenschen, freundet sich aber trotz der Unterschiede mit ihm an und zeigt ihm, dass es ein Leben jenseits des Jobs gibt – und hinterlässt ihm, während er selbst auf Geschäftsreise in London ist, großzügig seine Kontakte zu einem Sex-Ring, der vielbeschäftigten männlichen und weiblichen Erfolgsmenschen dazu dient, an unkomplizierten und unverbindlichen Beischlaf mit Gleichgesinnten zu kommen.
Jonathan lässt sich zögerlich, bald aber mit wachsender Begeisterung auf die sinnliche Abwechslung ein. Es dauert aber nicht lange, bis er sich in eine junge Frau aus dem Kreis verliebt, die ihm zuvor schon in der U-Bahn auffiel. Sie scheint sich auf seinen Wunsch, aus der rein körperlichen eine umfassendere Beziehung zu machen, einzulassen, verschwindet dann aber urplötzlich während eines Rendezvous aus dem Hotelzimmer. Auf den Bettlaken bleibt eine Blutlache zurück – und Jonathan findet sich in einem Intrigengespinst wieder, das sich tödlich um ihn zusammenzieht.
Marcel Langenegger inszenierte einen soliden Thriller, dessen Charaktere und Handlung zwar keine große Überraschungen bereithalten oder über die üblichen Genre-Parameter hinausgehen, was das Ausloten urbaner Einsamkeiten und der Abgründe hinter trügerisch glatten Yuppie-Oberflächen angeht, der sein schlichtes Material aber sehr sorgfältig umsetzt. Das gilt für das Star-Trio McGregor-Jackman-Williams, dessen Präsenz den Figuren Aufmerksamkeit und Anteilnahme sichert, auch wenn ihnen das Drehbuch nur wenig an einprägsam-individuellen Zügen verliehen hat; das gilt aber auch für die visuelle Umsetzung, nicht zuletzt für die suggestive Raumpoetik und die Kameraarbeit von Dante Spinotti.
Wenn der Film atmosphärisch dicht Jonathans Unwohlsein angesichts seines leistungsorientierten, öden Daseins vermittelt und früh erahnen lässt, dass auch Wyatts hedonistische Anregungen für ihn nicht wirklich ein Ausbruch aus der Kälte und Isoliertheit sind, bis er seiner schönen Unbekannten wieder begegnet, vermittelt sich das primär durch die durchdachte Bildsprache. Schöne Details wie ein Cameo-Auftritt der großartigen Charlotte Rampling runden den jenseits seiner routiniert abgespulten Krimihandlung durchaus reizvollen Film ab.