Seinen Vater, einen bekannten Anthropologen, kennt der junge Finn nur von einer alten Filmrolle, die ihn inmitten der „Fierce People“, eines Indianerstamms im Dschungel Südamerikas, zeigt. Nun hofft der Teenager, den Sommer über zu seinem Erzeuger reisen und ihn bei seiner Arbeit begleiten zu können. Doch Finns Mutter, die gerade versucht, ihre Drogenprobleme in den Griff zu bekommen, hat andere Pläne: Die New Yorker Masseuse möchte dem Angebot eines ehemaligen Klienten, des exzentrischen, schwerreichen Odgen C. Osbourne, folgen und ein Quartier auf dessen ausgedehntem Landsitz beziehen. Als Sohn und Mutter dort eintreffen, entpuppt sich diese Enklave der High Society für den Jungen bald als mindestens ebenso abenteuerliches Objekt für anthropologische Feldstudien, wie es ein Indianerstamm nur sein könnte. Die innere Distanz zu der Osbourne-Sippe schwindet allerdings zusehends, als Finn sich in die aparte Enkelin des Multimillionärs verliebt, sich mit deren Bruder anfreundet und bald auch den Patriarchen selbst kennen lernt: Die sozialen Unterschiede scheinen einer Annäherung nicht im Wege zu stehen. Doch dann schlägt der Traum vom süßen Leben in einer fatalen Nacht in einen Albtraum um, als Finn von einem Unbekannten brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt wird. Griffin Dunnes Film entfaltet sich in der ersten Hälfte als leicht skurrile, in sommerlicher Atmosphäre schwebende Coming-of-Age-Geschichte, die ihren – durch seine maroden Familienverhältnisse abgebrühten und doch im Umgang mit den „Oberen Zehntausend“ ganz naiven – jugendlichen Helden als eine Art modernen Tom Jones allerlei Entdeckungen machen lässt, ihn mit diversen exzentrischen Nebenfiguren zusammentreffen und ihn in emotionale Verwicklungen geraten lässt. Wenn der Junge dann mit dem Überfall die hässlichen Abgründe hinter der glänzenden Fassade kennenlernt und die Geschichte zum Drama mit Krimi-Zügen wird, sprengt dieser Twist den Film gleichsam auf, und Dunne gelingt es nicht mehr ganz, den Plot zu einer stimmigen erzählerischen Einheit zu runden. Dass die zunächst komödiantisch angelegten Figuren mit dieser Entwicklung der Geschichte etwas überfordert sind, machen indes Dunnes hervorragende Darsteller nach Kräften wett, allen voran Anton Yelchin, der sich bereits mit „Hearts in Atlantis“ und als Entführungsopfer in „Alpha Dog“ als äußerst begabter Newcomer empfohlen hat. Ihm zur Seite steht vor allem die großartige Diane Lane in einer vielschichtigen Mutterrolle jenseits gängiger Althippie-Klischees.