(Fernseh-)Film um die Frauenrechtlerin Alice Paul (1885-1977). Sie kämpft mit ihrer Freundin Lucy Burns sowie weiteren Gesinnungsgenossinnen für ein landesweites Wahlrecht für Frauen und lässt sich auch von brutalen Gegenmaßnahmen nicht entmutigen. Das allzu didaktisch und vereinfachend angelegte Drehbuch wird vor allem dank der charismatischen Darstellerinnen zu einem spannend-unterhaltsamen Einblick in die Geschichte weiblicher Emanzipation.
- Ab 14.
Alice Paul - Der Weg ins Licht
Biopic | USA 2004 | 118 Minuten
Regie: Katja von Garnier
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Filmdaten
- Originaltitel
- IRON JAWED ANGELS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2004
- Produktionsfirma
- HBO
- Regie
- Katja von Garnier
- Buch
- Sally Robinson · Eugenia Bostwick-Singer · Raymond Singer · Jennifer Friedes
- Kamera
- Robbie Greenberg
- Musik
- Reinhold Heil · Johnny Klimek
- Schnitt
- Hans Funck
- Darsteller
- Hilary Swank (Alice Paul) · Anjelica Huston (Carrie Chapman Catt) · Frances O'Connor (Lucy Burns) · Lois Smith (Reverend Anna Howard Shaw) · Vera Farmiga (Ruca Wencslawska)
- Länge
- 118 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Biopic | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Seit Katja von Garnier in den 1990er-Jahren die Kinoerfolge „Abgeschminkt“ (fd 30 272) und „Bandits“ (fd 32 614) inszenierte, ist es still geworden um die gebürtige Wiesbadenerin, die sich inzwischen in ihrer Wahlheimat, den USA, niedergelassen hat. Offensichtlich ist es ihr gelungen, sich auch dort im Filmgeschäft zu profilieren; für „Alice Paul – Der Weg ins Licht“ konnte sie jedenfalls ein exquisites Cast an Hollywood-Stars dirigieren: von Hilary Swank, Anjelica Huston und Julia Ormond bis zu Patrick Dempsey („Grey’s Anatomy“). Wie Garniers deutsche Arbeiten ist auch dies ein „Frauenfilm“, allerdings diesmal explizit politisch-didaktisch: Erzählt wird vom Kampf der amerikanischen Suffragetten um die Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen in den 1910er-Jahren. Alice Paul (verkörpert von Swank) und ihre beste Freundin Lucy Burns können die Zurückhaltung, die die Suffragetten-Dachvereinigung NAWSA (National American Woman Suffrage Association) unter Carrie Chapman Catt an den Tag legt, wenn es ums Einfordern eines landesweiten Frauenwahlrechts geht (das es in einzelnen Bundesstaaten bereits gibt), nicht mehr ertragen. So gründen sie 1915 die radikale NWP (National Woman’s Party), die in Großaktionen ihren Anspruch auf das Wahlrecht lautstark vertritt und Präsident Wilson zu Leibe rückt, doch endlich einen entsprechenden 19. Verfassungszusatz vor dem Kongress zu unterstützen. Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg wird jedoch das Engagement der Frauenrechtlerinnen als Affront gegen die nationale Einigkeit gebrandmarkt; sie werden als Verräterinnen beschimpft und schließlich unter fadenscheinigen Vorwänden und grausamen Bedingungen inhaftiert. Der Entschlossenheit der Frauen können aber auch die drakonischsten Maßnahmen nichts anhaben.
Katja von Garniers Film ist keine Kino-, sondern eine Fernseharbeit für den Sender HBO; aus den Ansprüchen an dieses Format mag es herrühren, dass der an sich höchst dramatische Stoff um Alice Paul (1885-1977) vor allem in der ersten Hälfte ein wenig uu sehr einem historischen Lehrstück ähnelt, um als Spielfilm und Bio-Pic völlig zu überzeugen. Zu thesenhaft sind viele Dialoge, zu modellhaft und simpel ist die Zeichnung der Konflikte und ihrer Hintergründe – so werden etwa Probleme innerhalb der Frauengruppe, z.B. die Rassenfrage oder soziale Spannungen zwischen den großbürgerlichen Aktivistinnen und Arbeiterinnen, angerissen, nur um sich gleich in Wohlgefallen aufzulösen. Unterentwickelt bleiben auch die Lebensumstände und das Innenleben der Hauptfiguren, weswegen es diesen zwangsläufig an Facettenreichtum und Tiefe mangelt. Allerdings tun Hillary Swank und ihre charismatischen Kolleginnen ihr Bestes, um dieses Manko auszugleichen und ihren Charakteren durch ihr Spiel und ihre schiere Präsenz trotz des holzschnitthaften Drehbuchs Leben einzuhauchen. Der souveräne Schnitt und die Musik (statt eines „period scores“ moderne Klänge von Lauryn Hill bis Sarah McLachlan) tragen dazu bei, der Biederkeit des Buchs entgegenzusteuern und der Geschichte Tempo und besonders im zweiten Drittel, wenn der Einsatz der Heldinnen fast zum Martyrium ausartet, Intensität zu verleihen. Wenn denn auch der didaktische Geschichtsstunden-Charakter dem Film nicht ganz ausgetrieben werden kann, gelingt Katja von Garnier (auch dank der Qualitäten von Setdesign und Kostümen) doch ein fesselnder Unterricht über ein Thema und eine Frau, die es allemal wert sind, in Erinnerung zu bleiben.
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