Ein Tag in New York 1986: Ein überspannter Theaterautor fiebert der Uraufführung seines neuen Stücks ebenso entgegen wie dem Entscheidungsspiel der Football-Mannschaft Red Sox. Derweil läuft in seinem Privatleben nicht alles nach Plan, und ein bereits im Vorfeld negativ gestimmter Kritiker macht das Leben auch nicht leichter. Von einem hochkarätigen Ensemble engagiert interpretierter Film nach einem Theaterstück von Don DeLillo. Wenn auch mitunter etwas zu mäandernd, begleitet der Film seine Hauptfigur unterhaltsam in ihren plötzlichen Anfall einer umfassenden Lebensangst, ohne selbst an Gelassenheit zu verlieren. Eine Tragikomödie über die Notwendigkeit, das Spiel des Lebens trotz des Risikos des Scheiterns mitzuspielen und den ganz normalen Wahnsinn des Großstadtalltags auszuhalten.
- Ab 16.
Game 6
- | USA 2005 | 80 Minuten
Regie: Michael Hoffman
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Filmdaten
- Originaltitel
- GAME 6
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Double Play/Serenade/ShadowCatcher/Vox3
- Regie
- Michael Hoffman
- Buch
- Don DeLillo
- Kamera
- David M. Dunlap
- Musik
- Yo La Tengo
- Schnitt
- Camila Toniolo
- Darsteller
- Michael Keaton (Nicky Rogan) · Robert Downey jr. (Steven Schwimmer) · Catherine O'Hara (Lillian Rogan) · Griffin Dunne (Elliott Litvak) · Bebe Neuwirth (Joanna Bourne)
- Länge
- 80 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
New York, 1986: Am Tag vor der Uraufführung seines neuen Stücks verliert der Theaterautor Nicky langsam, aber sicher die Nerven. Morgens erfährt er im Taxi von seiner Tochter, dass seine Frau einen berühmten Scheidungsanwalt konsultiert hat, was ihm an die Substanz geht, auch wenn er es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt. Und zu der Aufregung um die Bühnenpremiere kommt das Bangen um das entscheidende sechste Spiel der amerikanischen Baseball-Meisterschaft, bei der Nicks heißgeliebte Bostoner Red Sox antreten – um womöglich einmal mehr zu verlieren und die Hoffnung ihres glühenden Fans zu enttäuschen. Und da ist auch noch das „Phantom vom Broadway“, der gefürchtete Theaterkritiker Steven Schwimmer, der mit seinen vernichtenden Urteilen schon ganze Theaterkarrieren ruiniert hat: Er wird für Nick regelrecht zur fixen Idee, zur Verkörperung der gefürchteten Niederlagen. Und diese Bedrohung würde er sich allzu gerne vom Halse schaffen.
Michael Hoffmans Umsetzung eines Drehbuchs von Don DeLillo lebt vor allem durch Hauptdarsteller Michael Keaton als überspannter Autor: eine marathonredende Intellektuellen-Figur, die auch aus einem Woody-Allen-Film stammen könnte. Nachdem Nicky in der Eröffnungssequenz morgens auf einer Dachterrasse noch in Ruhe einen Kaffee getrunken und auf die unter ihm liegende Stadt geschaut hat, tigert er zunehmend hektisch durch die Straßen – bevorzugt in den Yellow Cabs, in denen er, selbst ehemals Taxichauffeur, leutselig mit den Fahrern über Pausengewohnheiten und die besten Plätze zum Wasserlassen plaudert. Das Handlungsgerüst dient als loses Bindeglied für eine Vielzahl von Begegnungen, die Nicky im Lauf des Tages hat: Mit einem ehemaligen Kollegen, der nun dank Steven Schwimmer ziemlich vor die Hunde gegangen ist, mit Schauspielern (u.a. dem Star seines neuen Stücks, der aufgrund eines obskuren Parasiten im Gehirn eine bestimmte Textzeile nicht behalten kann), mit seiner Tochter, einer Geliebten, seinem alten Vater, seiner Noch-Ehefrau. Und schließlich, unvermeidlich, mit dem mehr verrückten statt diabolischen Mr. Schwimmer, der noch neurotischer und paranoider ist als Nicky selbst. Wenn auch mitunter etwas allzu mäandernd – vielleicht wäre es dramaturgisch sinnvoll gewesen, einige Figuren zu streichen, um anderen mehr Profil zu geben – begleitet der Film seine Hauptfigur auf unterhaltsame Weise hinein in ihren plötzlichen Anfall einer umfassenden Lebensangst, ohne jedoch selbst an Gelassenheit zu verlieren. Nach der eröffnenden Totalen über die Stadt bleibt die Kamera mit Nicky in der unübersichtlichen Straßentiefe, in dem Gewirr von Autoverkehr und Menschenschicksalen. Eine kleine, aber sehenswerte Tragikomödie über die Notwendigkeit, das Spiel des Lebens trotz des Risikos des Scheiterns mitzuspielen und den ganz normalen Wahnsinn des Großstadt-Alltags auszuhalten.
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