Die 1980er-Jahre waren vielleicht nicht das dankbarste Jahrzehnt, um mit einem Nummer-Eins-Hit groß ins Musikbusiness einzusteigen. 20 Jahre später könnte man sich als Fernsehgast auf dem Sofa einer quotenträchtigen „Retro-Show“ wiederfinden, die einem anhand alter Musikclips die eigenen Geschmacksverirrungen wieder in Erinnerung ruft – einem selbst und den in Nostalgie schwelgenden Zuschauern, die einen als prominente Projektionsfläche ihrer schon lange verdrängten Modesünden missbrauchen. Vielleicht wäre diese Schmach noch zu ertragen, wäre nicht im Laufe der Jahre neben den Schulterpolstern auch der persönlichen Musikerkarriere allmählich die Luft ausgegangen. So jedenfalls steht es um Alex Fletcher, als er sich bei den Produzenten der „Battle Of The 80s Has-Beens-Show“ hoffnungsfroh erkundigt, welche Songs er denn performen dürfe. Die Nachricht, dass es sich bei dem angekündigten Schlagabtausch um einen wortwörtlichen handeln wird, bei dem sich der Leadsänger der ehemals erfolgreichen 80er-Jahre-Band „PoP“ im Boxring mit anderen „Has-Beens“ um einen Auftritt in der Finalshow prügeln soll, trifft Alex dann doch unter der Gürtellinie.
Glücklicherweise entschließt sich Cora Corman, das neue Sternchen am Pop-Firmament, mit Alex, dem Idol ihrer Kindheit, gemeinsam einen Song aufzunehmen. Für Alex, dessen Solo-Projekt-CD seit Jahren als Sonderposten ein einsames Dasein im Musikladen um die Ecke fristet und von der ein Kritiker einst schrieb, sie eigne sich nicht einmal für den Zahnarztstuhl, ergibt sich aus der einmaligen Comeback-Chance jedoch ein schwerwiegendes Problem: Wie soll er sich innerhalb einer Woche einen Hit aus den Fingern saugen, aus denen schon zuvor kein einziger Songtext geflossen ist? Erst als Sophie Fischer, seine neue chaotische „Pflanzenpflegerin“, in sein Junggesellen-Dasein schneit und sich als wahres Songwriter-Naturtalent herausstellt, wittert Alex die Möglichkeit, sich und seine Hydrokulturen vor dem sicheren Untergang zu bewahren.
„Mitten ins Herz“ trifft einen schon in der ersten Einstellung mitten im Gehörgang. Monoton in die Tasten gehauene Synthesizer-Klänge leiten eine Trommel- und Zwerchfell-Attacke ein, in Form eines Musikclips zu „PoP! Goes my heart“, dem großen 80er-Jahre-Hit des fiktiven „Wham“-Verschnitts „PoP“. Ein gegen den Strich besetzter Hugh Grant hüpft als Alex Fletcher mit langer Fönfrisur in schneeweißem Outfit durch ein schwarz-weißes Schachbrettmuster-Setting, wobei die weichgezeichneten Szenen einer unsäglich kitschigen Amour fou den „tiefgründigen“ Songtext bildlich umsetzen. 20 Jahre später bestreitet Alex seine Tournee auf Jahrmärkten und Ehemaligentreffen, seine Hüftschwünge für die treuen weiblichen Fans jenseits der Vierzig haben deutlich an Elan verloren, und zu allem Überfluss muss er sich von Sophie – als Vertreterin der nächsten Generation selbst komplett in Retro-Montur bekleidet – einen Vortrag über den furchtbaren Kleidungsstil der ehemaligen Pop-Ikonen anhören. Genau in diesen Einschüben ironischer Selbstreflexion über das Show- und Musikbusiness hat „Mitten ins Herz“ seine witzigsten Momente. Auch wenn die romantische Komödie dieses anfängliche fulminante Tempo nicht beibehalten kann und sie im weiteren Verlauf, dem Genre und dessen Lieblingsdarsteller Hugh Grant huldigend, nach bewährter Manier die amourösen Verwicklungen herunterkurbelt, unterhält der Film durch seine abstrus überzeichneten, aber nie der Lächerlichkeit preisgegebenen Charaktere. Die so ungewöhnliche wie sympathische Paarkonstellation Grant-Barrymore komplementieren Sophies „Wuchtbrumme“ von Schwester, ihres Zeichens größter „PoP“-Fan überhaupt, sowie Alex’ märtyrerhaft-treuer, trocken-sarkastischer Manager, während der Abgesang auf die Pop-Industrie von Miss Cora Corman verkörpert wird – einer buddhistischen Mischung aus Britney Spears und Christina Aguilera, bei deren exzessiven Auftritten selbst letztere vor Scham erröten würden. Frei nach dem Filmtitel singt das „Mitten ins Herz“-Ensemble dabei einen leicht eingängigen „Song für jedermann“, der nach bewährtem Muster komponiert wohl auch groß in die (Kino-)Charts einsteigen wird, letztendlich jedoch zu wenig Biss und Originalität aufweist, um dauerhafte Ohrwurm-Qualitäten entwickeln zu können.