Lotte im Dorf der Erfinder

Kinderfilm | Estland/Lettland 2006 | 88 Minuten

Regie: Heiki Ernits

Ein Hundemädchen und ein mit ihm befreundeter junger Kater wohnen dem jährlichen Erfinderwettbewerb in ihrem Dorf bei und machen die Bekanntschaft einer japanischen Biene, die die Dorfgemeinschaft in der Kunst des Judo-Kampfs unterrichtet. Der ebenso kurzweilige wie humorvolle Zeichentrickfilm nimmt durch die liebevoll gestalteten Tierfiguren für sich ein und wartet immer wieder mit originellen Einfällen auf. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
LEIUTAJATEKÜLA LOTTE
Produktionsland
Estland/Lettland
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Eesti Joonisfilm/Rija Films
Regie
Heiki Ernits · Janno Põldma
Buch
Heiki Ernits · Janno Põldma · Andrus Kivirähk
Musik
Sven Grünberg
Schnitt
Janno Põldma
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Kinderfilm | Zeichentrick
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Ascot/Elite (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Patentklau, ostasiatische Kampfeskunst und kreative Schaffenskrise in einem pädagogisch wertvollen Film für junge Kinobesucher im Kindergarten- und Vorschulalter? Wer meint, solch divergente Themen ließen sich nur schwer in kindgerechter Weise aufbereiten, wird sich von dem estnischen Animationsfilm eines Besseren belehren lassen müssen. Dieser erweist sich inhaltlich und visuell als ebenso einfallsreich wie seine Protagonisten – die Bewohner eines am Meer gelegenen Erfinderdorfes. Zu ihnen gehören das Hundemädchen Lotte und Jungkater Bruno, die sich entgegen landläufiger Klischees bestens verstehen. Die lebenshungrige Lotte versucht Bruno zu allerhand Abenteuern zu verleiten, deren körperlichen Gefahren seine besorgte Mutter kritisch gegenübersteht – insbesondere nachdem schon Brunos Vater, ein erfolgreicher Hammerwerfer, beim Weltrekordversuch vom Schwung mitgerissen und seitdem nicht mehr gesehen wurde. Eines Tages finden die beiden Freunde ein angeschwemmtes Buch, hängen es zum Trocknen auf, und heraus fällt die zuvor geplättete Biene Susumu aus Japan. Währenddessen bahnt sich im Dorf der alljährliche Erfinderwettstreit an. Lottes Vater Oskar gilt mit seiner bügelnden und faltenden Waschmaschine als klarer Favorit, dem der Preis nur noch von Kaninchen Adalbert und seinem unglaublich schnell und akkurat arbeitendem Gemüsehäcksler abgejagt werden kann. Als der ehrgeizige Adalbert die Maschine zur Höchstleistung treibt, entpuppt sich die vermeintlich technische Haushaltshilfe beim Zubruchgehen als eine tierische, nämlich seine Ehefrau, die schweißgebadet dem Kisteninneren entsteigt. Von Scham und blinder Wut gepackt, rastet das Kaninchen aus und kann nur noch durch den Judowurf Susumus zur Räson gebracht werden. Begeistert entschließen sich die Dorfbewohner, beim Meister aus Japan in Schule zu gehen und die Grundlagen der Judo-Kunst zu erlernen. Schon die zu Filmbeginn unternommene Kamerafahrt auf das Dorf der Erfinder erweist sich als vielversprechende Einführung in die visuelle Vielfältigkeit des Animationsfilms. Da werden die idyllischen, grünen Hügel im Vorder- und Hintergrund in ihren Ebenen so verschoben, dass ein Eindruck von Tiefenschärfe und Dreidimensionalität entsteht, der im Animationsfilm bisher eher selten zu sehen war. Die liebevoll, aber rudimentär gehaltenen Tierfiguren agieren vor einem kontrastierend detail- und abwechslungsreichen Hintergrund, der mal grob gezeichnet, mal verblüffend realistisch am Computer gestaltet wurde. Kein Wunder, dass die Abenteuer der Figur Lotte, mit der die Jüngsten schon im Programm des Kinderkanals Bekanntschaft geschlossen haben dürften, in den diesjährigen „Berlinale“-Wettbewerb der Kinderfilm-Sektion „Generation“ aufgenommen wurden. Überzeugt doch neben der überraschenden visuellen Umsetzung auch die Geschichte selbst durch die abstrusen Erlebnisse ihrer humorvoll gezeichneten Charaktere. Da wäre beispielsweise das britisch anmutende Junggesellen-Pärchen John und James, zwei Maulwürfe, die sich beim Teekränzchen doch ein wenig über die von orangenen (Karotten-)Lampen zu lila (Rüben-)Stuck mutierende Deckendekoration wundern. Als ebenso kraftstoffsparend wie physikalisch revolutionär erweist sich die finale Ballonfahrt ans andere Ende der Welt, bei der man sich senkrecht in die Lüfte erhebt und dort einfach verharrt, bis unten dank der Erdumdrehung der Zielort auftaucht. Dem begleitenden Erwachsenen werden zudem Reminiszenzen an altbekannte Filmhelden geboten: Susumu erinnert mit seinem grammatikalisch wirren Sprachduktus und seiner spirituellen wie kampfsportlichen Lehrtätigkeit an Meister Yoda aus der „Star Wars“-Reihe, während Adalbert in einer verzweifelten „Mission Impossible“, von der Decke hängend und Nasensekret vorm Herabfallen bewahrend, die Entwürfe Oskars zu kopieren versucht und somit in die Fußstapfen von Tom Cruise tritt. Mit diesen unterhaltsamen Zwischentönen in einer ansonsten bedacht auf das Verständnis jüngster Zuschauer zurechtgeschnittenen Erzählung stehen die filmischen Väter ihren Geschöpfen in Sachen Erfindungsgeist in nichts nach.
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