Oh je, du fröhliche

Komödie | USA 2006 | 90 Minuten

Regie: Paul Feig

Fünf alleinreisende Kinder stellen am Heiligabend einen zugeschneiten Flughafen auf den Kopf und bescheren allen dort gestrandeten Reisenden eine fröhliche Weihnacht. Turbulente Weihnachtskomödie für Kinder, die auch einige nachdenklichere Töne anschlägt und Rührseligkeit zugunsten einer weitgehend stimmigen Geschichte um ein kindgerechtes Weihnachtsfest sowie sich entwickelnde Freundschaften vermeidet. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
UNACCOMPANIED MINORS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Warner Bros./Donners' Company/Village Roadshow Pic.
Regie
Paul Feig
Buch
Jacob Meszaros · Mya Stark
Kamera
Christopher Baffa
Musik
Michael Andrews
Schnitt
George Folsey jr. · Brad E. Wilhite
Darsteller
Dyllan Christopher (Spencer) · Gina Mantegna (Grace) · Brett Kelly (Beef Wellington) · Tyler James Williams (Charlie) · Quinn Shephard (Donna Malone)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Warner (1:2,40/16:9/DD5.1/Engl.)
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Diskussion
Zur Weihnachtszeit unterscheidet man zwei Sorten Passanten: Die einen stürzen sich ins Jingle-Bells-Getöse, die anderen machen einen Bogen um monströs verzierte Shopping-Malls. Für sie wäre der Hoover Airport im Mittleren Westen der USA genau das Richtige. Blinkende Weihnachtsbäume? Fehlanzeige. Opas im Santa-Claus-Kostüm, die gutmütig brummend Zimtsterne verteilen? Pustekuchen. Nun ist diese Adventsabstinenz keineswegs als Empfehlung gemeint, denn „Oh je, du Fröhliche“ ist eine Weihnachtskomödie für Kinder. Die kahle Abflughalle ist, krass formuliert, ein Reich des Bösen, beherrscht vom Airport-Manager, der an den Geizknochen Scrooge in Dickens’ „Christmas Carol“ erinnert (und vom Standup-Comedian Lewis Black schön kauzig gespielt wird). Auch er hasst Weihnachten – und Kinder. Am Heiligabend läuft auf dem zugeschneiten Hoover Airport überhaupt nichts mehr. Sämtliche Flüge sind gestrichen, was vor allem für fünf Teenager, vom Bodenpersonal augenverdrehend als „Alleinreisende Kinder“ etikettiert, bitter ist. Oder doch nicht. Denn die zusammengewürfelte Gang, bestehend aus dem aufgeweckten Spencer, der Klein-Amazone Donna, dem altklugen Charlie, der verwöhnten Grace und dem Schwergewicht Timothy, entdeckt bald die Vorzüge des „Vergnügungsparks“ Flughafen. Um in den Genuss desselben zu kommen, müssen sie zweimal einer grässlichen Kinder-„Lounge“ entkommen, deren dicke Betonwände dem berüchtigten Block D von Alcatraz zur Ehre gereichten. Kernstück des Films ist eine turbulente Flucht durch die Eingeweide des Flughafens. Die Kids robben sich durch Lüftungsschächte wie Infanteristen, schliddern Indiana-Jones-mäßig durch die Windungen einer Gepäckrutsche und werden sich während einer Fluchtpause in der Aufbewahrung für herrenlose Koffer ihrer Freundschaft bewusst. Ein bisschen „erste Liebe“ spielt auch hinein. Du kannst dich am unwirtlichsten Ort zuhause fühlen, lautet die Botschaft, Hauptsache, deine „Familie steht dir bei. Obwohl die Protagonisten fast durchweg Scheidungskinder sind, walzt Regisseur Paul Feig die Problematik nicht bis zur Rührseligkeit aus; aus der Tatsache, dass Spencers Eltern Hunderte Kilometer auseinander wohnen, schlägt er komödiantische Funken: Spencers Daddy, im Biodiesel-Auto auf winterlichen Straßen zum Flughafen unterwegs, erlebt die Tücken der Technik. Jedoch: Dass sich die Sicherheitstechnik des Airports von Kindern aushebeln lässt und die Security-Mannschaft durchweg aus Tölpeln besteht, lässt sich heute auch einem kindlichen Publikum kaum mehr verkaufen. Ein Pluspunkt des Films ist das aus mehreren Locations zusammengesetzte Flughafengebäude. Dafür kombinierte Produktionsdesigner Aaron Osborne eine Bibliothek, ein Sportstadion, ein Kongresszentrum und ein Paketdienst-Verteilerzentrum zum kostengünstigen Set, das weit mehr Atmosphäre aufweist als „Terminal“ (fd 36 702), der komplett im Studio gebaut wurde. Spielbergs Komödie scheint im übrigen „Oh je, du Fröhliche“ inspiriert zu haben, und hier wie dort wird es am Ende etwas weinerlich. In Feigs Film stoßen die Kids auf ein Lager mit Weihnachtsutensilien, die der mürrische Flughafenchef hat wegschließen lassen. Das Christfest findet also dank der kleinen Strolche doch noch statt. Plötzlich leuchten die müden Augen geräderter Flugpassagiere, und ein geläuterter Airport-Manager schlüpft gar ins Knecht-Ruprecht-Kostüm.
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