„Sie brauchen Nanny McPhee!“, raunt eine geheimnisvolle Frauenstimme dem verzweifelten Witwer Mr. Brown zu. Der würde besagte Nanny auch nur zu gerne kennen lernen, sucht er doch Hände ringend nach einem neuen Kindermädchen, das seinen Nachwuchs zu bändigen vermag; denn der hat es in sich: Bereits 17 Erzieherinnen hat die siebenköpfige Bande verschlissen. Die letzte der Damen wurde durch ein vorgetäuschtes kannibalisches Festmahl weggeekelt, bei dem die Kinder vorgaben, gerade ihr Nesthäkchen zu verspeisen. Der Witwer ist außer Stande, die Kinder im Zaum zu halten, ist er doch vollauf damit beschäftigt, das ohnehin knappe Auskommen der Familie zu sichern. Dann steht eines Nachts, als es gerade mal wieder besonders hoch her geht, besagte Nanny McPhee vor der Tür. Sie gleicht mehr der Hexe aus „Hänsel und Gretel“ als einer liebevollen Mary Poppins, und mit ihrem schwarzen Gewand, dem knorrigen Holzstock, Warzen und Buckel jagt sie sogar dem Hausherrn Respekt ein. Die Kinder aber wollen sich von ihrer neuen Hüterin ebenso wenig erziehen lassen wie von deren Vorgängerinnen; Nanny McPhees besonderes pädagogisches Konzept – der Einsatz von Magie, mit dem sie die Kinder zwingt, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen – erweist sich allerdings als wirkungsvoll. Bald wird die in Wirklichkeit gar nicht so böse Nanny sogar zur Verbündeten der Rasselbande, als es gilt, die Familie vor dem Ruin zu retten: Mr. Brown kann mit seinem Job in einem Bestattungsunternehmen seine Kinderschar nicht ernähren; seine Gönnerin, eine spleenige alte Verwandte, knüpft ihre finanzielle Unterstützung aber an die Bedingung, dass der Vater eine neue Frau finden und schleunigst wieder heiraten muss. Dafür scheint sich die exzentrische Mrs. Quickly anzubieten, die alles andere als eine Kinderfreundin ist. Der Nachwuchs, allen voran der kleine Simon, muss also einen Ausweg aus dem Dilemma finden, um sich und seinen Vater vor dem Schlimmsten zu bewahren.
„Die zauberhafte Nanny“, von „Nanny McPhee“-Darstellerin Emma Thompson selbst geschrieben, besticht durch visuellen Reichtum und den respektlosen, schrillen Witz der Bilder, der schon bei den ersten Vorspann-Namen anfängt und bis zum Abspann durchgehalten wird. Die Kulissen – das kleine, alte Schloss in einer grünen Auenland-Szenerie und das Städtchen, in dem Mr. Brown arbeitet – gleichen einer überkandidelten Märchenwelt, in der kurios überzeichnete Figuren leben und die Kinder den Erwachsenen rüde Streiche spielen. Der Konflikt, um den der Film kreist – das gespannte Verhältnis zwischen dem überforderten Vater und seinen Kindern, das vor allem auf mangelnder Kommunikation und Missverständnissen beruht –, ist durchaus ernsthaft. Mit dem Problem, das Simon, den Anführer der Geschwister, plagt, dürfte sich mancher junge Zuschauer identifizieren können: Er hat das Gefühl, von den Erwachsenen nicht beachtet und vor allem nicht für voll genommen zu werden. Deshalb müssen nicht nur die Kinder, sondern auch der Vater dazulernen. Etwas schade ist, dass dem hervorragenden Simon-Darsteller Thomas Sangster und den anderen Kindern zu wenig Raum gegeben wird, um der kindlichen Perspektive gebührend zu ihrem Recht zu verhelfen; dafür geben sich neben Emma Thompson und Colin Firth eine illustre Riege großer Schauspieler bei kauzigen Cameo-Auftritten die Klinke in die Hand, von Imelda Staunton als gestrenger Köchin über Derek Jacobi als Arbeitskollege von Mr. Brown bis zu Angela Lansbury als verrückter Tante. Mit seinem zauberhaften Production Design und seinen lustvoll-bösartigen Scherzen erinnert der Film ein wenig an Tim Burtons’ „Charlie und die Schokoladenfabrik“
(fd 37 179), allerdings geht ihm über seinen schrillen Nummern etwas die emotionale Tiefe verloren.