Trilogie: Après la vie - Nach dem Leben
Melodram | Frankreich/Belgien 2002 | 124 Minuten
Regie: Lucas Belvaux
Filmdaten
- Originaltitel
- APRES LA VIE | LA TRILOGIE: APRES LA VIE
- Produktionsland
- Frankreich/Belgien
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Agat/Canal +/CNC/Cofimage 12/Entre Chien et Loup/Eurigames/Gimages 5/Natexis Banques Populaires Images 2/RTBF/Rhône-Alpes Cinéma
- Regie
- Lucas Belvaux
- Buch
- Lucas Belvaux
- Kamera
- Pierre Milon
- Musik
- Riccardo Del Fra
- Schnitt
- Danielle Anezin
- Darsteller
- Dominique Blanc (Agnès Manise) · Gilbert Melki (Pascal Manise) · Ornella Muti (Cécile Costes) · Catherine Frot (Jeanne Rivet) · François Morel (Alain Costes)
- Länge
- 124 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Melodram
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diesmal stehen Pascal und Agnès im Mittelpunkt, das Paar, das sich bis zur Selbstzerstörung liebt und das auf eine viel schlimmere Weise als Alain und Cécile in „Un couple épatant“. Denn Pascal gibt dem Mafia-Boss Tipps und erhält dafür im Gegenzug das Morphium. Als der Mafiosi von ihm verlangt, den flüchtigen Terroristen Bruno zu töten, winkt Pascal ab: Einen Mord will er nicht begehen. Aber er traut sich nicht, seiner Frau die Wahrheit zu sagen, sondern bittet sie nur, fünf Tage ohne Drogen durchzuhalten. Das aber gelingt Agnès nicht. Sie droht, ihn zu verlassen, und macht sich auf die Suche nach einem Dealer, der ihr Heroin verkauft. Als der Dealer sie schlägt, springt ihr der Terrorist Bruno bei. Sie erfährt, dass Bruno von der Polizei gesucht wird, und nimmt ihn mit nach Hause, wo sie sich unbeabsichtigt eine Überdosis spritzt. Bruno rettet ihr das Leben und wird zum Dank in Céciles Chalet in den Bergen versteckt. Pascal, der einen Tipp bekommt, dass Bruno sich in seinem Haus aufhält, belauscht die beiden, verhaftet Bruno jedoch nicht, sondern belügt den Mafia-Boss, dass Bruno nicht da sei. Agnès will Bruno auch dann nicht verraten, als Pascal ihr gesteht, dass er Bruno töten muss, um Morphium zu erhalten. Agnès’ Kollegin und Brunos Ex-Freundin Jeanne verrät Pascal jedoch Brunos Versteck. Der wiederum steckt es dem Mafia-Boss, womit die Jagd auf Bruno eröffnet ist, bei der sich die Ereignisse überschlagen.
Wie ein intimes Kammerspiel hat Belvaux die Szenen einer Ehe zwischen Agnès und Pascal inszeniert, die fast zwei Drittel des Films ausmachen. Wenn sich die beiden anschreien, dann erscheint das brutaler als die Morde, die Bruno begeht. In „Après la vie“ wird viel mehr geredet als in den beiden anderen Filmen, aus denen man eine Fülle von Szenen noch einmal sieht (nebst der zugehörigen Musik) – nun allerdings aus anderen Kamerawinkeln, nämlich der jeweiligen Sicht der neuen Protagonisten, was zu einer neuen Deutung des Gesehenen führt: Céciles Party, bei der Agnès also doch nicht nur aus heiterem Himmel umfiel; Céciles Bitte an Pascal, ihren Mann Alain zu beschatten; Pascal auf Alains Spuren im Park; beim Vortrag über Drogen in der Schule und anderes mehr. Jetzt erst wird auch der zeitliche Ablauf der drei Parallelhandlungen deutlich – was wieder einen neuen Blick auf die Protagonisten ermöglicht. Die bisher unscheinbare Agnès wird sehr aggressiv, der vorher harte Mafia-Boss weicher, Bruno erscheint weniger selbstsicher, sondern viel ängstlicher als zuvor. Erst in diesem Film wird man sich auch der großartigen Leistung der Hauptdarsteller bewusst; jeder von ihnen hat Momente, in denen er aus seiner äußeren Ruhe ausbricht und sein wahres Gesicht zu erkennen gibt.
Durch die vielen Wiederholungen, den Mangel an Spannung und Humor sowie die überdeutlichen melodramatischen Momente mag „Après la vie“ als schwächster Teil der Trilogie erscheinen; doch für das Gesamtverständnis ist er der wichtigste Film, weil man nun fast alles über die sechs Hauptfiguren erfährt – und man sich fragt, was wäre, wenn auch noch aus weiteren Nebenfiguren Hauptcharaktere würden. Dies ist es, was die Trilogie jenseits der vielen Denkanstöße in Sachen Liebe, Moral und Verantwortung einzigartig macht: dass nämlich der Zuschauer beginnt, über die verschiedenen Blickwinkel der Ereignisse nachzudenken, und damit über das, was die filmische Form ausmacht. Auch über die Wahrnehmung eigener Fehler, denn wie sagt Pascal zu Cécile: „Man sieht nicht, was man nicht sehen will.“ Womit Lucas Belvaux wieder am Anfang der Trilogie angekommen ist.