Trilogie: Cavale - Auf der Flucht
Gangsterfilm | Frankreich/Belgien 2002 | 111 Minuten
Regie: Lucas Belvaux
Filmdaten
- Originaltitel
- CAVALE | LA TRILOGIE: CAVALE
- Produktionsland
- Frankreich/Belgien
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Agat/Canal +/CNC/Cofimage 12/Entre Chien et Loup/Eurigames/Gimages 5/Natexis Banques Populaires Images 2/RTBF/Rhône-Alpes Cinéma
- Regie
- Lucas Belvaux
- Buch
- Lucas Belvaux
- Kamera
- Pierre Milon
- Musik
- Riccardo Del Fra
- Schnitt
- Ludo Troch
- Darsteller
- Lucas Belvaux (Bruno Le Roux) · Catherine Frot (Jeanne Rivet) · Dominique Blanc (Agnès Manise) · Ornella Muti (Cécile Costes) · Gilbert Melki (Pascal Manise)
- Länge
- 111 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Gangsterfilm | Drama | Thriller
Der fast ausschließlich mit Handkamera gedrehte Film ist ein Musterbeispiel für einen spannenden, wortlosen Thriller und zugleich eine Studie über die Einsamkeit eines Terroristen auf auswegloser Flucht. In keinem Film der Trilogie wird so wenig geredet wie hier, und in keinem spielt Lucas Belvaux so geschickt mit Schatten und anderen typischen Stummfilm-Elementen. Das ungewöhnlichste Stilelement ist jedoch die Musik: Fast ununterbrochen hört man einen Kontrabass, der mit eingängigem dunklem Ostinato die Taten des Einzelgängers begleitet und zum wesentlichen Element des Spannungsaufbaus wird. Der Bass ist es auch, der trotz schneller Läufe und Fahrten bei den diversen Verfolgungsjagden für ein retardierendes Moment sorgt. Im Mittelpunkt steht ein Paar, das keines mehr ist: Bruno und seine alte Liebe Jeanne, die nichts mehr von ihm wissen will. Diese Gefühlskälte hat Belvaux sowohl in die Geschichte als auch in die Bilder eingeschrieben. Immer wieder sehen sich die Protagonisten ausdruckslos an; man spürt, welche Welten zwischen ihnen liegen. Bruno versteht Jeanne nicht und erkennt nicht, dass sich die Welt verändert hat, während er im Gefängnis saß. Unfähig, sich selbst zu ändern, plant er mit der ihm eigenen Ruhe und Beharrlichkeit seine jeweils nächste Aktion. Pascal, der Polizist, der schon im ersten Film phlegmatisch erschien, scheint Bruno eher hilfund lustlos nachzustellen. Die Episode mit der drogensüchtigen Agnès – die beiden werden kein Paar, sondern sind nur eine Notgemeinschaft – bringt bisweilen komische Elemente ins Spiel und knüpft ebenso an den ersten Film an wie die Tatsache, dass Bruno einmal barfuß fliehen muss und sich später die Schuhe des toten Mafia-Bosses anzieht. Die Szene, in der er Agnès – einem Junkie, in dem man kaum die Lehrerin aus dem ersten Film erkennt – das Leben rettet, weist dagegen voraus auf den dritten Film, auf „Trilogie: Après la vie – Nach dem Leben“ (fd 36 591).
Ursprünglich sollte die spannende „Auf der Flucht“-Geschichte die Trilogie eröffnen, zumal sie mit der Frage nach der Legitimität von Gewalt in der Gesellschaft das grundsätzlichste Thema behandelt; Belvaux entschied sich aus psychologischen Gründen jedoch dagegen, denn Bruno ist der einzige Protagonist, der stirbt – und Belvaux wollte den Zuschauer dazu bringen, alle Hauptpersonen in jedem der Filme unter neuen Vorzeichen zu sehen, weil eben nichts und niemand so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Was bei Alain und Cécile in „Cavale“ sehr schön funktioniert; wirken sie nun doch wie ein ganz normales, gelangweiltes Ehepaar, dem man Eifersüchteleien und Lügen gar nicht zutraut.