Emma Woodhouse ist sichtlich verstimmt. Dabei sollte sie doch angesichts der Eheschließung von Miss Taylor mit Mr. Weston eigentlich bester Dinge sein. Schließlich handelt es sich bei der Dame um Emmas Erzieherin und mütterliche Freundin. Doch sie weiß auch, daß ihre innige Beziehung mit der Hochzeit vorbei ist. Sicher, sie wird sie hin und wieder noch sehen und um Rat fragen können, aber der Umgang mit einer verheirateten Dame unterliegt nun einmal bestimmten Konventionen - erst recht im England des beginnenden 19. Jahrhunderts. In ihrem Bemühen, sich dennoch mit dieser Hochzeit zu arrangieren, verrennt sich die als Halbwaise aufgewachsene Emma schließlich in die fixe Idee, daß sie selbst diese Beziehung gestiftet hätte. Überhaupt gefällt ihr der Gedanke, künftig als Kupplerin zu agieren. Ihr erstes Opfer wird ihre Freundin Harriet, eine nette junge Frau, aber im Gegensatz zu der gewitzten Emma auch ein überaus schlichtes Gemüt. Und eigentlich ist Harriet auch völlig glücklich mit der Tatsache, daß Robert Martin, ein Bauer aus der Umgebung, ein Auge auf sie geworfen hat. Doch Emma setzt alles daran, ihr den Landmann auszureden und sie stattdessen mit dem Vikar Mr. Elton zu verbandeln. Der Plan scheint zu funktionieren, bis Elton eines Tages gesteht, daß seine häufigen Besuche bei den beiden jungen Damen nicht etwa Harriet, sondern einzig und allein Emma galten, in die er sich verliebt hat. Emma ist schockiert. Schließlich hat sie doch Harriet dazu angestiftet, Mr. Martins Heiratsantrag abzulehnen und ist somit für deren Unglück verantwortlich. Nie wieder, so gelobt sie, will sie auf diesem gefährlichen Terrain der Kuppelei agieren. Elton tröstet sich schließlich mit einer anderen, während Harriet weiterhin ihrem guten Martin nachtrauert. Soviel Kummer kann Emma auf die Dauer nicht mitansehen. Da kommt ihr der gutaussehende und vor allem ledige Frank Churchill, der nach langer Abwesenheit in sein Heimatdorf zurückkehrt, wie gerufen. Der Mann wäre doch eine gute Partie für Harriet...Regisseur Douglas McGrath sei verwundert gewesen, daß der Erfolgsroman von Jane Austen aus dem Jahr 1816 bisher noch nie verfilmt worden sei. Ein nachvollziehbares Erstaunen. Schließlich hat die Schriftstellerin mit ihrer burlesken Komödie um die ebenso liebenswerte wie erfolglose Kupplerin ein überaus unterhaltsames Sittenbild ihrer Zeit entworfen. Was die Ausstattung betrifft, beläßt McGrath das Geschehen einerseits in seinem historischen Kontext, macht daraus aber andererseits eine Komödie, die mit ihrem Geflecht von erstrebten und verhinderten Beziehungen ebensogut in der Moderne spielen könnte. Denn neben den pointierten Dialogen bezieht der Film seinen Unterhaltungswert vor allem aus den Ritualen des Begehrens, in denen sich seine Figuren immer wieder heillos verfangen. So entspinnt sich ein vergnügliches Spiel um die Differenz von Wünschen und Sagen, Sagen und Meinen, Meinen und Handeln. Ein Spiel, an dem alle Figuren auf unterschiedliche Art und Weise beteiligt sind, denn geredet wird hier praktisch ohne Unterlaß. Wo immer zwei Figuren zusammenkommen, wird sofort über Dritte geklatscht. Nur über sich selbst zu sprechen, gilt als unfein. Für ein Regiedebüt hält McGrath die sich daraus ergebenden Fäden des komplexen Beziehungsgeflechts erstaunlich souverän in der Hand. Darüber hinaus besticht der Film durch stimmig gezeichnete Figuren, gutes Timing und eine ausgeklügelte Mischung aus tragischen und heiteren, ruhigen und dynamischen Sequenzen, die vielfach durch raffinierte Anschlüsse verbunden werden. Indem die Kamera auf ein Detail gerichtet bleibt, werden scheinbar ohne Schnitt problemlos Raum und Zeit überwunden. Darüber hinaus kann sich McGrath auf eine hochkarätiges Darsteller-Ensemble verlassen, das die verschiedenen Stimmungen, manchmal nur durch .Augen-Dialoge", überzeugend inszeniert. Allen voran liefert Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle einen umwerfenden Part. "Emma" ist eine gelungene Roman-Adaption, an der man auch seinen Spaß hat, wenn man Kostümfilme eigentlich nicht besonders mag.