Die Welt als Kaleidoskop konkurrierender
Perspektiven: Während auf den Podien der 70. Kurzfilmtage Oberhausen die
Sehnsucht nach einem neuen Universalismus laut wurde, der die Scherben der
Partikularinteressen wieder zu einem großen Ganzen formt, liefen in den
Kinosälen hemmungslos individualperspektivische Projekte. Ein Streifzug durch auseinanderstäubende
Bildwelten.
Im Jahr 2007 zog die kolumbianische
Bildhauerin Doris Salcedo einen Riss durch das Herz der Kunstwelt. Die Skulptur
„Shibboleth“ war etwa 167 Meter
lang und bestand aus einem langen Spalt im Boden der Turbinenhalle der Tate
Gallery of Modern Art. Was an den Rändern als Haarriss beginnt, wächst zur
massiven Kluft. Und was als visuelle Metapher gedacht war, hatte auch eine
unmittelbare physische Wirkung: Fünfzehn Besucher verletzten sich im Rahmen der
Ausstellung, etwa durch ungelenke Sprünge oder den Verlust des Gleichgewichts.
Diagnosen über die Spaltung der Gesellschaft
oder die Fragmentierung der Öffentlichkeit sind in der Regel trivial – sie
nehmen lediglich eine schon lange bestehende Heterogenität zur Kenntnis. In
d