Gerade erst hat Marnie den Umgang mit dem Smartphone gelernt, doch nun setzt sie bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit Textnachrichten ab. Nach dem Tod ihres Mannes ist die Mittfünfzigerin nach Los Angeles gezogen, in die Nähe ihrer Tochter, die hier als Drehbuchautorin erfolgreich ist. Im Original heißt der Film „The Meddler“, was eine Person meint, die sich ungefragt, aber nachhaltig einmischt; der deutsche Titel „Mit besten Absichten“ trifft den warmherzigen Grundton der Komödie allerdings besser. Lorene Scafaria hat auch das Drehbuch geschrieben, das von den Erfahrungen mit ihrer eigenen Mutter geprägt ist. Sie scheint beim Schreiben auch schon die beiden Hauptdarstellerinnen im Kopf gehabt zu haben: Rose Byrne als Tochter Lori und Susan Sarandon als Marnie. Sarandon trägt den Film; es ist eine enorme Freude, ihr dabei zuzusehen, wie sie die unerwünscht treusorgende Mutter gibt.
Die Handlung entfaltet sich fast episodisch leicht. Lori und ihr langjähriger Freund haben sich vor nicht allzu langer Zeit getrennt, das Kinderthema hat sie mehr oder weniger abgehakt. Die Autorin ist sozial gut vernetzt, arbeitet viel und lebt mit ihren Hunden in einem schönen Apartment. Ohne größere Hochs, aber auch ohne Tiefs kommt sie routiniert durchs Leben – bis ihre Mutter auftaucht und sich mit einer Fülle wohlmeinender Ratschläge in ihr Leben drängt. Marnie überschüttet ihre Tochter mit einer Unmenge von SMS und Anrufen, taucht ungebeten in Loris Wohnung auf oder besucht eine Babyshower-Party, auf die Lori eingeladen ist, aber nicht hingeht. Sie kennt nicht nur die Themen, die Lori mit ihrer Therapeutin besprechen sollte – sie sucht diese auch kurzerhand selbst auf.
Die überrumpelte Tochter, die im Gegensatz zu ihrer temperamentvollen Mutter ein eher introvertierter, vorsichtiger Charakter ist, beginnt, Grenzen zu ziehen. Da hilft es, dass sie für längere Zeit nach New York muss. Sie ist so schlau, ihrer Mutter für diese Zeit eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen: Sie soll in Loris Apartment auf die Hunde aufpassen. Allein zu sein, überhaupt erst die Leere zu spüren, die der Tod ihres Mannes hinterlassen hat, wäre allerdings das Schlimmste für Marnie. Also sucht sie sich Zusatzaufgaben, fungiert als guter Engel für eine Freundin von Lori, passt auf deren Kind auf und finanziert sogar deren Hochzeit, ohne sie richtig zu kennen. Bald hat sie zwei recht unterschiedliche Verehrer. Schließlich aber reist Marnie ihrer Tochter doch hinterher, nur um in New Jersey mit der Familie ihres Mannes und damit auch mit ihrem Verlust konfrontiert zu werden.
„Mit besten Absichten“ reflektiert unterschiedliche Formen der Trauerarbeit: In der italienischen Familie wird der Verlust offen und leidenschaftlich beklagt. Marnie hingegen gelingt es nur mühsam, ihren manischen Verdrängungsoptimismus hinter sich zu lassen. Denn um eine neue, lebensbejahende, der Zukunft zugewandte Einstellung zu finden, muss sie negative Gefühle zulassen. Nochmal anders geht Lori mit dem Verlust um: Sie frisst die Dinge in sich hinein, macht sie vordergründig mit sich aus und hat sich in der Unmöglichkeit eingerichtet, ihre Trauer mit ihrer scheinbar immer gut gelaunten Mutter teilen zu können. Scafaria erzählt sehr leichtfüßig und tragikomisch, wie sich Mutter und Tochter dennoch annähern. „Mit besten Absichten“ ist überdies einer der wenigen aktuellen Filme mit starken Frauencharakteren. Hier lassen sich alle drei Fragen des Bechdel-Tests, der die immer noch unterrepräsentierte Eigenständigkeit von Frauenfiguren im Film analysiert, mühelos mit „Ja“ beantworten: „Gibt es mindestens zwei Frauenrollen und haben sie einen Namen?“, „Sprechen sie miteinander?“ und „Unterhalten sie sich über etwas anderes als über Männer?“