Aufregung um Weihnachten

Kinderfilm | Lettland/Deutschland 1993 | 72 Minuten

Regie: Varis Brasla

Die Abenteuer einer liebenswerten lettischen Familie, deren fünf schelmische Kinder das Herz auf dem rechten Fleck tragen. Ihnen ist es zu danken, dass die Arbeitslosigkeit des Musiker-Vaters ein Ende findet und auch das Weihnachtsfest seinem Sinn gerecht wird. Ein hinreißender Familienfilm, der dank seiner philanthropischen Grundstimmung und seiner gesunden Mischung aus Rührung und Humor nicht nur an Weihnachten verzaubert. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
ZIEMASSVETKU JAMPADRACIS
Produktionsland
Lettland/Deutschland
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Filmstudio ALKO
Regie
Varis Brasla
Buch
Alvis Lapins
Kamera
Davis Simanis
Musik
Martins Brauns
Schnitt
Zigrida Geistarte
Darsteller
Liga Zostina (Vater) · Lasma Zostina (Mutter) · Janis Paukstello (Raimund) · Liene Zostina (Kind) · Jemar Zostins (Kind)
Länge
72 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Diskussion
Dieser hinreißende Familienfilm aus Lettland ist ein Weihnachtsfilm für jede Jahreszeit. Die scheinbare Aktualität die er in den nächsten Monaten genießen wird, sollte nicht an seiner Zeitlosigkeit zweifeln lassen. Zeitlos ist schon das kleine lettische Städtchen, das so tief im Zuckerwatte-Schnee versunken ist, daß man kaum bemerkt, daß diese Geschichte in den 20er Jahren angesiedelt ist. Die fünf Kinder der Familie Cirulitis jedenfalls sind ebenso Kinder der Gegenwart: schlechte Schulnoten gilt es zu verbergen, doch ihr liebevoller Vater hat ganz andere Sorgen. Als Klavierlehrer kann er kaum die Miete bezahlen. Seiner Bewerbung auf eine feste Stelleist einer Ablehnung beschieden, und in puncto Geschenke werden die Kinder wohl allein auf das Christkind hoffen müssen. Selbst den traditionellen Weihnachtsbaum kann man sich nicht leisten. Den Kindern aber fällt ein Ausweg ein: als Auslieferer bestellter Christbäume wollen sie sich ihr Exemplar selbst verdienen. Nach Einbruch der Dunkelheit läßt der kleine Jancis allerdings noch immer auf sich warten. Während sich die Familie auf die - letztlich erfolgreiche - Suche macht, verschafft sich ein Fremder Einlaß in die Wohnung, der auch noch die letzten Habseligkeiten stiehlt. Als ein klavierspielendes Wunderkind die Stadt bereist, bietet sich den Kindern die Möglichkeit, wenigstens ihrem Vater einen Herzenswunsch zu erfüllen. Eine der begehrten Freikarten erhalten Jancis und Milda dafür, daß sie dem einsamen Virtuosen Gesellschaft leisten. Als sich dieser allerdings beim gemeinsamen Toben seinen Daumen quetscht und Jancis Versuch, ihn zu vertreten, scheitert, endet das Konzert in einer Katastrophe. Statt befürchteter Schadensersatzforderungen erhält Papa Cirulitis jedoch ein großartiges Angebot: der Vater des Wunderkindes bietet ihm die Leitung seiner ambitionierten Musikschule an.Die kleinteilige, anekdotische Struktur von Kinderbüchern (hier Agnes Sappers Vorlage "Familie Päffling") in eine Spielfilmdramaturgie zu überführen, ist ein schwieriges Unterfangen. Varis Brasla entschied sich für einen federleichten und den kindlichen Zuschauer wenig strapazierenden Filmstil. Nach nur 72 Minuten endet sein Film - wie es sich gehört, wenn es am schönsten ist. Vielleicht liegt es an der geografischen Nähe, daß diese liebenswürdigen Figuren dieselbe Luft zu atmen scheinen wie Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga. Wie in den großen Astrid-Lindgren-Filmen eröffnet sich eine Welt, in der auch die Erwachsenen noch Kinder sind - möglicherweise recht spitzbübische, wie der argwöhnische Hausmeister, aber niemals wirklich einschüchternde Exemplare. Die echten Kinder aber sind zweifellos die phantasiebegabten Helden der Wirklichkeit - darin zumindest ist der Film ganz realistisch. Eine Kamera, die idealisiert, ohne kitschig zu sein und eine Filmmusik von kammermusikalischer Intimität ergänzen sich in beschwingter Feierlichkeit. Wenn Weihnachten im Kino die Jahreszeit ist, zu der auch die Erwachsenen einmal Kinder sein dürfen, dann herrscht auch ein philanthropischer Grundton, wie man ihn schon von Frank Capra kennt. Es ist der nostalgische Blick in unbestimmte Zeit: Weihnachten nennt es der Kalender; tatsächlich aber ist es die Zeit ewiger Kindheit, die genießt, wer sich ihrer würdig erweist.
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