Das große Los - 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger

Komödie | Frankreich 2024 | 90 Minuten

Regie: Hervé Mimran

Zwei befreundete Männer, die auf einer abgeschiedenen bretonischen Insel leben, erfahren vom Lotteriegewinn eines der 40 Einwohner. Als Gewinner erweist sich ein alter Fischer, der allerdings in der Aufregung an einem Herzinfarkt gestorben ist. Kurzerhand beschließen die Freunde, den Tod geheim zu halten und den Jackpot zu kassieren, doch das zieht alle möglichen Verwicklungen nach sich. Das französische Remake der irisch-britischen Komödie „Lang lebe Ned Devine“ braucht recht lange, um in Schwung zu kommen und wird erst im letzten Teil wirklich amüsant. Zwar überzeugen urige Figuren und einige witzige Situationen, doch bleibt der Film im Großen und Ganzen eher sympathisch-harmlos. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
À L'ANCIENNE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Five Dogs/Zazi Films/StudioCanal/M6 Films
Regie
Hervé Mimran
Buch
Igor Gotesman · William Gotesman · Carine Prévôt · Hervé Mimran
Kamera
Fabien Faure
Musik
Guillaume Ferran
Schnitt
Thomas Beard
Darsteller
Didier Bourdon (Jean-Jean) · Gérard Darmon (Henri) · Chantal Lauby (Nadège) · Laurent Capelluto (William) · Paloma Coquant (Maud)
Länge
90 Minuten
Kinostart
10.04.2025
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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IMDb | TMDB

Komödie um eine kleine bretonische Inselgemeinde, die nach dem hohen Lotto-Gewinn eines alten Fischers vertuschen will, dass dieser vor Aufregung gestorben ist, um das Geld einstreichen zu können.

Aktualisiert am
09.04.2025 - 23:16:22
Diskussion

Jean-Jean (Didier Bourdon) war einst der Kneipenwirt auf einer kleinen bretonischen Insel im Atlantik. Nun hat das Bistro seine Tochter übernommen, während Jean-Jean jeden Tag zum Grab seiner verstorbenen Frau Lucette am Kirchfriedhof pilgert und dort Zwiesprache mit ihr hält. Sein bester Freund Henri (Gérard Darmon) dagegen träumt mit seiner Frau Nadège (Chantal Lauby) davon, nach Sizilien zu gehen und dort eine Pizzeria zu eröffnen. Doch woher das Geld nehmen? Eines Tages vertritt Jean-Jean seine Tochter im Bistro und erhält dort einen Anruf von der Nationalen Lotteriegesellschaft. Jemand auf der Insel hat den Jackpot geknackt und damit 8 Millionen Euro gewonnen.

Nachdem Jean-Jean diese Neuigkeit mit Henri geteilt hat, beschließt dieser, ein Abendessen mit allen Inselbewohnern zu veranstalten, die Lotto spielen. Da auf der Insel ohnehin nur um die 40 Einwohner leben, ist der Kreis begrenzt. Bei dem Diner soll sich der Gewinner oder die Gewinnerin durch reichlichen Alkoholgenuss outen, und Henri erhofft sich ein wenig finanzielle Unterstützung von dieser Person. Doch die Befragung der Eingeladenen fruchtet nicht. Außerdem ist der alte Knauser Bodvael, ein ehemaliger Fischer, der abgeschieden auf einem Hügel wohnt, nicht zum Essen erschienen. Also machen sich Jean-Jean und Henri abends bei Wind und Wetter zu ihm auf und finden Bodvael tot mit seinem Lottoschein vor dem Fernseher vor. Vor Aufregung über den Gewinn hat er offenbar einen Herzinfarkt erlitten.

Die Lotteriebeauftragte schöpft keinen Verdacht

Prompt beschließen die beiden Freunde, seinen Tod geheim zu halten. Jean-Jean soll sich für ihn ausgeben, das Geld einstreichen und mit Henri teilen. Das klappt auch ganz gut, denn die Lotteriebeauftragte schöpft keinen Verdacht und nimmt Jean-Jean seine neue Identität – mit gefälschtem Personalausweis – ab. Die gute Nachricht ist: Statt 8 Millionen sind 57 Millionen Euro im Jackpot. Der Haken an der Sache: Da es beim letzten Gewinn Betrug gegeben hat, sollen Einwohner des Dorfes die Identität des Gewinners in ein paar Tagen bestätigen. So müssen die beiden Betrüger wohl oder übel den Rest der Gemeinde einweihen und sie am Gewinn beteiligen.

Falls die Story des Films bekannt klingen sollte: „Das große Los“ ist ein Remake der britisch-irischen Komödie „Lang lebe Ned Devine!“ von 1998. Regisseur Hervé Mimran und seine Autoren haben ihren Film auf bretonische Verhältnisse zugeschnitten und die Hauptfiguren zu verschrobenen Franzosen gemacht. Nebenbei erfährt man einiges über die abgeschiedene Insel. Nur einmal im Monat fährt dort noch eine Fähre zum Festland nach Brest. Früher war es einmal pro Tag, doch das rentiert sich offenbar nicht mehr. Womit die Einwohner sonst ihr Geld verdienen wird nur angedeutet: Die meisten sind wohl Fischer.

In fröhlicher Provinzialität

Im Vordergrund steht allerdings die Freundschaft von Jean-Jean und Henri. Beide sind unzertrennlich, auch wenn Jean-Jean eine Geschichte nur mit endlosen Ausschweifungen erzählen kann und selten zum Punkt kommt, was Henris Geduld strapaziert. Auf dem Eiland befindet sich außer den Einheimischen auch noch ein Pariser, ein angehender Schriftsteller. Ihn betrachtet Jean-Jean als feindlichen Eindringling. So haben sich alle in einer fröhlichen Provinzialität eingerichtet und in einem Alltagstrott, in den nun die Nachricht des Lotteriegewinns platzt und das Leben der beiden Freunde aufmischt. Diese benehmen sich meist wie neunmalkluge große Kinder, legen viel Unreife an den Tag und befeuern so einige klamottenartige Szenen, die anfangs nur mäßig für Unterhaltung sorgen.

So besorgen sich Jean-Jean und Henri auf dem Festland falsche Papiere bei einem Neonazi, dessen Hunde Goebbels und Papon (nach dem französischen Nazikollaborateur Maurice Papon) heißen, und legen sich mit örtlichen Ganoven an. Gewollt komische Szenen reihen sich aneinander, ohne dass der Funke recht überspringen will. Das ändert sich im letzten Drittel des Films, wo der Auftritt der Lotteriebeauftragten mehr Schwung und Spannung bringt. Nun zündet der Humor, kann das Publikum endlich lachen und können die Figuren, vor allem Jean-Jean, durch den einen oder anderen Konflikt sogar rühren. Auch die meteorologischen Bedingungen der Insel – Regen und Sturm – befeuern die Verwicklungen, weil tagelang der Strom ausfällt und damit alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt sind.

Zwei überambitionierte Männer und eine rationale Frau

Die beiden Hauptdarsteller Didier Bourdon und Gérard Darmon, geben sich reichlich Mühe, den Film am Laufen zu halten, während Chantal Lauby subtilere Register zieht und ihre Figur als rationalen Ausgleich zu den beiden überambitionierten Männern gestaltet. Über eine sympathische Provinzposse kommt die Komödie allerdings nicht hinaus und kann auch dem Originalfilm nicht das Wasser reichen.

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