Boxerfilm | Deutschland 2023 | 104 Minuten

Regie: Torsten Rüther

Eine aufstrebende deutsche Boxerin setzte alles daran, in New York von einer echten Boxlegende trainiert zu werden. Zwischen den beiden entwickelt sich nach anfänglicher Ablehnung eine von gegenseitigem Respekt getragene Freundschaft. Parallel dazu zeigt der Film die Boxerin acht Jahre später als Managerin, die einen talentierten Nachwuchsboxer zu seinem ersten Titelkampf führt. Das US-amerikanische Remake des deutschen No-Budget-B-Movies „Leberhaken“ vermag dem Genre des Boxerfilm nichts hinzuzufügen, da seine banalen Dialoge die Dramaturgie ebenso ausbremsen wie die ungeschickten Wechsel zwischen den Erzählebenen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
UPPERCUT
Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Good Weird Media/It's Just Us Prod./Penned Pictures/Hello Moment Prod.
Regie
Torsten Rüther
Buch
Torsten Rüther
Kamera
Gevorg Gev Juguryan · Mattia Palombi
Musik
Dominic Miller
Schnitt
Nora Lüders
Darsteller
Luise Großmann (Toni Hagewald) · Ving Rhames (Elliott Duffond) · Jordan E. Cooper (Payne Harris) · Joanna Cassidy (Rita Stooth) · Lynn Favin (Die Cellistin)
Länge
104 Minuten
Kinostart
23.01.2025
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Boxerfilm | Drama
Externe Links
IMDb | TMDB

US-amerikanisches Remake eines No-Budget-Boxerfilms um eine Sportlerin, die alles daransetzt, von einem erfahrenen Trainer gecoacht zu werden.

Aktualisiert am
29.01.2025 - 09:33:46
Diskussion

Die Filmbranche liebt Märchen über Filmprojekte, die ohne Geld und ohne Förderung, aber mit viel Herzblut und Leidenschaft entstanden sind. Dann zählt ein solcher No-Budget plötzlich als Gewinn, und Kritiker sind milde gestimmt. So passierte es beim filmischen Kammerspiel „Leberhaken“ um eine junge Frau, die von einem erfahrenen Boxer trainiert werden will, der sich aber lange ziert. Das Drehbuch entstand in wenigen Tagen, der Dreh in einem Berliner Boxstudio war auch schnell im Kasten, und in der männlichen Hauptrolle sah man Hardy Krüger jr. als ausgebrannten ehemaligen Top-Boxer. Die Rolle der etwas nervigen, aber dafür sehr hartnäckigen Boxerin spielte Luise Großmann.

Der während der Corona-Pandemie gedrehte Film lief 2021 kurz im Kino und dann auf der Streamingplattform Paramount+, wo er nicht nur in Deutschland Fans fand. Über die Schwächen dieses „No-Budget-B-Pictures“ sahen viele wohltuend hinweg.

Der Groove von Bluesmusik

Nun haben Luise Großmann, die sich neuerdings Luiii nennt, und Regisseur Torsten Rüther mit „Uppercut“ ein US-amerikanisches Remake von „Leberhaken“ gedreht. Stolz stehen Drehorte wie New York und Los Angeles im Abspann. Hardy Krüger jr. ist nicht mehr von der Partie, dafür jedoch der Hollywood-Star Ving Rhames. Aus dem früheren Kammerspiel wird nun eine ungeschickt montierte Parallelhandlung auf zwei Zeitebenen. Es beginnt in den Katakomben einer Sporthalle vor einem wichtigen Boxkampf. Ein junger, aufstrebender Boxer wird von seiner Promoterin Toni (Luiii) verbal gepusht. In Rückblenden, die acht Jahre zurückliegen, sieht man Toni als naivere Deutsche, die in den USA unbedingt von der Trainerlegende Elliott (Ving Rhames) trainiert werden will.

Der gealterte Elliott ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Er will die Boxhalle aufräumen und dann nach Hause. Doch Toni bequatscht ihn so lange, bis er nachgibt und der jungen Sportlerin eine Chance einräumt. Die schauspielerischen Leistungen dieser dominanten „Flashback-Ebene“ sind erträglich, auch wenn banal-peinliche Dialoge dem Drive des Films schaden. Schöner ist die Idee, dass der alte Boxer gerne afroamerikanische Bluesmusik auf Vinyl hört. Wenn er Toni während einer Trainingseinheit einen Song vorspielt und ihr beibringt, dazu einfach nur zu tänzeln, verdichtet sich „Uppercut“ zu seiner überzeugendsten Szene.

Exklusiv in den Cinestar-Kinos

Doch immer, wenn sich der Film auf das ungleiche Paar einlässt, wird zurück zum Boxkampf mit Tonis aktuellem Schützling geschnitten. Hier stößt Luiii an ihre schauspielerischen Grenzen, da sie eine zickige, knallharte Promoterin in Glitzerfummel verkörpern soll, die die Kämpfe ihrer Boxer nur via Fernsehschirm in einem Nebenraum anschaut. Völlig überflüssig ist die dramaturgische Idee, dass Toni ständig ihren Freund Darius anruft und fertigmacht, weil die gemeinsame Tochter weint und ohne Mama anscheinend nicht zur Ruhe kommt.

„Uppercut“ ist ohne größere finanzielle Mittel entstanden, fand keinen Verleih und wird nun „exklusiv“ in den Cinestar-Kinos gezeigt. Mit dem Nachteil, dass der so gewollt US-amerikanische Film in der deutschen Synchronfassung die Schwächen der Dialoge eher akzentuiert und dem Remake viel von seiner Authentizität nimmt.

Warum deutsche Regisseure so gerne Genrefilme drehen wollen, obwohl sie sich in der Umsetzung verheben, ist ein Rätsel. Gerade weil es so viele gute Boxerfilme gibt, von „Rocky“ bis zu „Million Dollar Baby“, die in „Uppercut“ oft zitiert werden, bleibt der Film vieles schuldig. Er kommt nie richtig in Fahrt und wirkt auf der großen Leinwand bei aller Liebe zum Kino einfach überdimensioniert.

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