Familie Faultier - Kochen auf der Überholspur
Animation | Australien 2024 | 89 Minuten
Regie: Tania Vincent
Filmdaten
- Originaltitel
- THE SLOTH LANE
- Produktionsland
- Australien
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Eclectik Vision/Like A Photon Creative
- Regie
- Tania Vincent · Ricard Cussó
- Buch
- Ryan Greaves · Tania Vincent · Erica Harrison
- Musik
- Ack Kinmonth
- Schnitt
- Josef Switak
- Länge
- 89 Minuten
- Kinostart
- 27.02.2025
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 10.
- Genre
- Animation | Familienfilm | Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Animationsfilm um eine Faultierfamilie, die mit einem Restaurant in der Stadt einen Neuanfang versucht, was aber erst Früchte zu tragen scheint, als sie sich von einer geschäftstüchtigen Gepardin unter die Arme greifen lässt.
Schon „Zoomania“ hat aus dem Umstand, dass Faultiere als seeehr langsame Zeitgenossen gelten, ihre Langsamkeit aber nicht als Trägheit missverstanden werden sollte, einen echt cleveren Witz gemacht. „Familie Faultier – Kochen auf der Überholspur“ suggeriert den vermeintlichen Gegensatz nun schon im deutschen Verleihtitel. Denn das Faultiermädchen Laura mag es gerne schnell. Vor allem geht ihr die Trägheit ihrer Eltern auf die Nerven. In ihren Träumen sieht sie ihre Familie Abenteuer à la „Indiana Jones“ erleben. In der Realität aber betreiben sie nur ein kleines Restaurant in Südamerika, in dem aus dem seit Generationen weitervererbten Kochbuch gekocht wird. Die Freunde aus dem Ort kommen dennoch gerne vorbei.
Dann aber zerstört ein Sturm das Restaurant und das Dorf. Der Familie verbleibt nur die Möglichkeit, einen alten Bus zum Food-Truck umzubauen und ihr Glück in der Stadt zu suchen. Dort aber betreibt Lauras großes Idol, die Gepardin Dotti Pace, eine Kette mit Fast-Food-Lokalen.
Season the Moment
Es geschieht dann noch so einiges in diesem Film, in dem nichts so richtig geradeaus erzählt wird, eher ausgreifend, weit ausholend, mit vielen Details und der ein oder anderen Schleife. Es gibt nicht Slow Food wie bei den Eltern, sondern eher Fast Food à la Dotti Pace. Wobei das durchaus nicht ausschließt, sehr fein mit Gewürzen dafür zu sorgen, dass sich alles zu einem gloriosen Gesamtgeschmack verbindet: „Season the moment“ nennt der Film das in seinen letzten Sequenzen.
Fülle bietet „Familie Faultier“ dabei durchaus an. Das australische Regie-Duo Tania Vincent und Ricard Cussó organisiert eine flotte Reise von einer Familienkomödie über ein Coming-of-Age-Drama hin zu einem Heist-Movie und schließlich sogar zum Horrorfilm. Das macht über weite Strecken Spaß, ohne so richtig zu begeistern, vor allem, weil das letzte Drittel in lauter Konventionen steckenbleibt.
Denn eine geheimnisvolle Energiespender-Ingredienz, die Dotti ihren Burgern zufügt, zeitigt ungeahnte Nebenwirkungen. Die Belegschaft ihrer Firmenzentrale wandelt sich dadurch zu wahnhaften Gestalten mit sehr kleinen Pupillen, die alle anderen mit Fast Food füttern wollen. Sie sehen dabei nicht von ungefähr wie eine Horde Zombies aus, was für jüngere oder empfindsamere Kinder durchaus beängstigend wirken kann.
Die Klaviatur des Visuellen
Anfangs folgt die Animation noch weitgehend dem Stil, den man von Pixar und aus europäischen Animationsstudios kennt. Niedlich anthropomorphisierte Tiere mit viel Fell und große Augen werden um ein paar kreative Schlenker und Eigenheiten ergänzt. Wenn es dann aber aufs Finale zugeht, wird es grotesker und mutiger; dass die Regisseure die visuelle Klaviatur mit vielen Oktaven beherrschen, haben sie schon in „Arkie und die Stadt des Lichts“ unter Beweis gestellt.
Dazu gehören auch kluge Anspielungen auf andere Filme, etwa den Ausruf aus „Braveheart“: „Sie mögen zwar uns unsere Tacos nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit!“
Insgesamt will „Familie Faultier“ etwas zu viel – es gibt auch noch einen Seitenstrang um Vergesslichkeit und Demenz – und verbindet seine Elemente vielleicht nicht zu der allergelungensten Speise. Allerdings findet man viele charmante Gedanken, nicht zuletzt die Idee, den Kampf gegen Fast Food konsequent als Horrorshow zu inszenieren. Immerhin wird so die gute Botschaft verstanden: Slow Food rettet die Welt! Das ist wörtlich zu verstehen.