So This Is Christmas

Dokumentarfilm | Irland 2024 | 90 Minuten

Regie: Ken Wardrop

Fünf Menschen aus einer irischen Kleinstadt, die alle ihre Probleme haben und mit den Zumutungen des Lebens kämpfen müssen, versuchen, aus dem Weihnachtsfest etwas Besonderes zu machen. Das ist für betagtere Zeitgenossen, die unter Einsamkeit leiden, kein leichtes Unterfangen, während Alleinerziehende sich vor allem ihrer Kinder wegen bemühen, das Fest mit Leben zu erfüllen. In ruhigen Einstellungen begleitet der Film die Protagonisten und hört ihren wenig spektakulären, aber berührenden Geschichten zu. Ein unsentimentaler, mitunter aber recht heiterer Weihnachtsfilm. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SO THIS IS CHRISTMAS
Produktionsland
Irland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Venom Films
Regie
Ken Wardrop
Buch
Ken Wardrop
Kamera
Narayan Van Maele
Musik
Craig Stuart Garfinkle · Eimear Noone
Schnitt
John O'Connor
Länge
90 Minuten
Kinostart
21.11.2024
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb | TMDB

Doku über fünf Menschen aus einer irischen Kleinstadt, die aus Weihnachten etwas Besonderes zu machen versuchen, obwohl sie mit den Zumutungen des Lebens kämpfen.

Diskussion

Mary sitzt rauchend am Küchentisch. Dem nahen Weihnachtsfest vermag sie nicht viel abzugewinnen. Sie hat keine Familie und ist im fortgeschrittenen Alter auch nicht mehr gut zu Fuß; deshalb trifft sie kaum noch Menschen. Der einzige Besuch, sagt sie, sei der Paketbote, der einmal pro Woche ihre Bestellungen bringe. Vorwiegend Bücher. Denn Mary liest viel. Aber nicht so „Zeugs“ wie „Harry Potter“; in ihren Geschichten müsse es schon blutrünstig zugehen. Weihnachtsschnulzen wie „Driving home for Christmas“ mag sie auch nicht hören. Sie hält es eher mit Altrockern wie Slade. Aber weil es nun mal zu den Gebräuchen kurz vor dem Fest gehört, kramt auch Mary einen Mini-Tannenbaum mit bunten Lichtern hervor und stellt ihn auf die Fensterbank. Mehr Weihnachten geht nicht.

Die betagte Mary ist eine von fünf Protagonistinnen, die im Zentrum des wunderbaren Dokumentarfilms „So this is Christmas“ stehen. Wobei allein schon der Umstand bemerkenswert ist, dass sich ein dokumentarischer Film überhaupt des Themas Weihnachten annimmt. Denn die Leinwände werden aus diesem Anlass ja zumeist mit herzigen Kinderfilmen und romantischen Komödien bestückt. Und das Fernsehen strahlt Reportagen aus, die den weihnachtlichen Konsumrauch kritisieren oder Ratschläge geben, wie eine Familienfeier gelingen kann.

Zeit und Zuwendung

Von all dem findet sich in „So this is Christma“ wohltuend nichts. Der Filmemacher Ken Wardrop beschränkt sich darauf, Menschen aus einer irischen Kleinstadt zu befragen, wie sie es mit dem Fest der Liebe halten. Die Protagonisten, die sich untereinander nicht kennen und im Lauf des Films auch nicht begegnen, stehen materiell nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens. Loretta, eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern und ohne Job, plagen Geldsorgen; sie kann ihren Kindern zu Weihnachten kaum Geschenke kaufen; deshalb versucht sie, dies mit viel Zuwendung und Zeit auszugleichen. Dem Handwerker Jason geht es finanziell zwar etwas besser, doch seitdem seine Frau vor einigen Monaten gestorben ist, lebt er mit seinen beiden Jungen allein. Den Alltag bekommt er einigermaßen geregelt, doch zu Weihnachten werden Vater und Kinder von der wehmütigen Erinnerung an die harmonischen Feiertage früherer Jahre heimgesucht.

Außerdem begegnet man noch Sean und Annette. Sean hat in der Schule nicht lesen und schreiben gelernt; im vorgerückten Alter besucht er jetzt einen Kurs für Analphabeten. Eine eigene Familie hat er nie gehabt. Seine Weihnachtsbesuche gelten seinen Eltern auf dem Friedhof oder der Stammkneipe, für die er allerdings einen langen Fußmarsch auf sich nehmen muss. Auch Annette wird Weihnachten allein verbringen. Das Fest sei doch etwas für Kinder, sagt sie. Immerhin gibt es ein Patenkind, für das sie in den Geschäften nach einem Geschenk sucht.

Geschichten aus dem Leben

Die (Lebens-)Geschichten der Protagonisten sind in Parallelmontage arrangiert, wobei die Akteure nach und nach immer intimere Details erzählen. So berichtet Mary von ihren Missbrauchserfahrungen in der Schule, Loretta erzählt von einer überwundenen Alkoholsucht, und Annette von ihren Essstörungen; die kulinarische Völlerei an Weihnachten ist ihr deshalb zuwider. Es sind individuelle Geschichten, die nicht vorgeben, mehr als das zu sein. Es kommt zu keiner Generalabrechnung mit all dem Stress oder der Verlogenheit von Weihnachten; es gibt keine Konsumkritik und keine Gegenüberstellung von Arm gegen Reich.

Der Film verfolgt die Protagonisten in ihrem Alltag und lässt sie am Küchentisch von sich erzählen. Dabei fließen manchmal auch ein paar Tränen. Obgleich die Haltung des Regisseurs von Empathie bestimmt ist, driftet „So this is Christmas“ trotz aller berührender Momente nicht in Sentimentalität ab. Stattdessen gibt es immer mal wieder überaus heitere Momente oder kleine, manchmal groteske Momentaufnahmen von Menschen, die nicht zu den Protagonisten gehören. Ein anderer, höchst unkonventioneller Weihnachtsfilm.

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