Dario Argento: Panico

Dokumentarfilm | Italien/Großbritannien 2023 | 98 Minuten

Regie: Simone Scafidi

Ein dokumentarisches Porträt des italienischen Filmemachers Dario Argento, einem der prägenden Meister des europäischen Horrorkinos, der mit seinem eigenwilligen Filmkosmos zur enthusiastisch verehrten Kultfigur geworden ist. Neben kurzen Abrissen seiner wichtigsten Werke der 1970er- und 1980er-Jahre finden sich zahlreiche Gespräche mit Argento und einigen seiner Familienmitglieder, mit Mitarbeitern und berühmten Kollegen wie Guillermo del Toro oder Nicolas Winding Refn. Daraus ergibt sich eine nicht allzu tief schürfende Hommage an Argento; am interessantesten sind die Ausführungen seiner Tochter Asia Argento, die voller Verehrung, aber auch Irritation über ihren Vater und seine Arbeit spricht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DARIO ARGENTO: PANICO
Produktionsland
Italien/Großbritannien
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Paguro Film/341Prod./Emilia-Romagna Film Commission/Meclimone Produzioni Cinematografiche
Regie
Simone Scafidi
Buch
Manlio Gomarasca · Davide Pulici · Simone Scafidi
Kamera
Patrizio Sacco
Musik
Alessandro Baldessari
Länge
98 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm | Dokumentarisches Porträt
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Ein dokumentarisches Porträt des italienischen Horrorfilm-Regisseurs Dario Argento

Diskussion

Viele Anhänger des bizarren Kinos verehren Dario Argento ebenso enthusiastisch wie kultisch. Ein Regisseur mit markantem Stil, ein Meister der Farbdramaturgie und der Lichtgebung, ein Liebhaber extravaganter Inszenierung und rauschartiger Gore-Effekte. Im Rahmen des italienischen Horror- und Giallo-Kinos hat Argento hat einen eigenen Filmkosmos entworfen. Mit dem Kultstatus kam auch der kommerzielle Erfolg, nicht nur in Italien und Europa, sondern auch in den USA, wo Argento eine große Fangemeinde hat.

Auch der Filmemacher Simone Scafidi ist ein großer Anhänger des Regisseurs. Sein Dokumentarfilm über Argento ist deshalb vor allem eine liebevolle Hommage. Dafür hat er wichtige Gesprächspartner vor die Kamera geholt, etwa Kollegen wie Guillermo del Toro, Gaspar Noé (der Argento in seinem Film „Vortex“ besetzte) und Nicolas Winding Refn, aber auch Familienmitglieder wie Argentos Schwester Floriana oder seine Töchter Fiore und Asia Argento. Mitarbeiter wie Lamberto Bava und Claudio Simonetti geben ebenfalls Auskunft.

Es geht um Panik, nicht allein um Angst

Eingebettet sind diese Gespräche in einen erzählerischen Rahmen. Argento fährt mit dem Auto in ein Luxushotel außerhalb von Rom, um dort in aller Ruhe und Abgeschiedenheit ein Drehbuch zu schreiben – seine bevorzugte Arbeitsweise. Über den Vorgang des Schreibens erfährt man allerdings nichts, nur selten sitzt Argento am Schreibtisch. Am Schluss des Films drückt er einer Hotelangestellten das fertige Script in die Hand, die es dann in eine Reisetasche packt. Eine falsche Fährte, so viel ist sicher!

Scafidi befragt lieber den Regisseur, etwa über seine Mutter Elda Luxardo, die als Fotografin alle berühmten Diven des italienischen Kinos, von Sophia Loren bis Gina Lollobrigida, ablichtete. Von seiner Mutter habe er die Faszination und Aufmerksamkeit für die Schönheit des weiblichen Körpers geerbt, so der Regisseur. Doch erst von Asia Argento hört man, dass Elda Luxardo ihren Beruf zugunsten der Familie aufgab – und fortan bei Feiern oder Urlauben nicht einmal mehr Erinnerungsfotos aufnehmen wollte. Welch großes Bedauern über einen verpassten Lebensentwurf verbirgt sich dahinter!

Von Asia Argento stammen auch die interessantesten und ehrlichsten Einsichten über Leben und Werk ihres Vaters. Liebevoll spricht sie über ihn, voller Verehrung für seine Filme, aber auch mit Irritation über seine komplexe Persönlichkeit. Einmal gesteht sie, mehrere Jahre nicht mit gesprochen zu haben, weil er sie nicht mehr in seinen Filmen besetzt habe. Auch hier schwingt großes Bedauern mit.

„Alles in Argentos Filmen will dich töten“, sagt hingegen Guillermo del Toro, der leidenschaftlichste und kenntnisreichste Gesprächspartner. Es gehe in ihnen nicht nur darum, Angst zu erzeugen, sondern Panik. So ist auch der Filmtitel zu erklären – das Grauen in Argentos Filme verfolgt den Zuschauer noch lange nach dem Kinobesuch.

Ein Regisseur, der weiß, was er will

Im Mittelpunkt von „Dario Argento Panico“ stehen aber die Filme selbst, angefangen mit „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ (1969) und „Die neunschwänzige Katze“ (1970) über „Rosso – Die Farbe des Todes“ (1975) und „Suspiria“ (1976) bis „Tenebrae“ (1982) und „Terror in der Oper“ (1987). Hier bewegt sich die Doku auf sicherem Terrain. In alten Dokumentaraufnahmen von den Dreharbeiten ist Argento häufig als engagierter, manchmal unleidlicher Regisseur zu sehen, der genau weiß, was er will, und darum Schauspieler und Techniker immer wieder ungeduldig instruiert. Mit seinen durchdringenden Augen und den unvorteilhaften langen, schwarzen Haaren inklusive des nach vorne gekämmten Ponys hat er mitunter etwas Mysteriös-Unheimliches.

Zu Wort kommt auch der Komponist Claudio Simonetti, der den ungewöhnlichen elektronischen Soundtrack zu „Rosso“ schrieb und „Tenebre“ wegen seines Scores als „Disco-Horrorfilm“ bezeichnet. „Ich weiß nicht, wer Dario Argento ist“, gesteht Christina Marsillach, Hauptdarstellerin aus „Terror in der Oper“. Auch das ist ein Aspekt eines Künstlers, der sich nicht in die Karten gucken lässt.

Insgesamt aber hätte man sich gewünscht, dass Scafidi intensiver nachgefragt und nicht lockerlässt. Viel zu oft ist er mit der ersten Antwort zufrieden. So lässt er sich die kryptischen Ausführungen von Gaspar Noé nicht näher erklären, und die Coole-Jungs-Attitüde von Nicolas Winding Refn nimmt er einfach so hin. Das letzte Wort über Dario Argento ist also noch nicht gesprochen!

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