Biopic | Irland/Belgien 2024 | 133 Minuten

Regie: Todd Komarnicki

Biografischer Film über das Leben des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der am 6. April 1945 im Alter von 39 Jahren auf ausdrücklichen Befehl von Hitler im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Im Kerker erinnert sich Bonhoeffer an wichtige Stationen seines Lebens, die illustrativ entfaltet, aber weder intellektuell noch religiös-spirituell besonders vertieft werden. Über die Lebensumstände und das Schicksal Bonhoeffers erfährt man auf diese Weise eine ganze Menge; für dessen existenzielle Kämpfe aber fehlt die inszenatorische Sensibilität. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
BONHOEFFER: PASTOR. SPY. ASSASSIN.
Produktionsland
Irland/Belgien
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Crow's Nest Production/Fontana/In Plain Sight Group
Regie
Todd Komarnicki
Buch
Todd Komarnicki
Kamera
John Mathieson
Musik
Gabriel Ferreira · Antonio Pinto
Schnitt
Blu Murray
Darsteller
Jonas Dassler (Dietrich Bonhoeffer) · Phileas Heyblom (junger Dietrich Bonhoeffer) · August Diehl (Martin Niemöller) · Moritz Bleibtreu (Karl Bonhoeffer) · Nadine Heidenreich (Paula Bonhoeffer)
Länge
133 Minuten
Kinostart
13.03.2025
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Drama | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Biografischer Film über den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), der als erbitterter Gegner der Nationalsozialisten kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg ermordet wurde.

Veröffentlicht am
12.03.2025 - 12:42:07
Diskussion

Dem Film „Bonhoeffer“ von Todd Komarnicki eilt der Verdacht voraus, im Dienst der US-amerikanischen Rechten zu stehen, die den von den Nazis ermordeten evangelischen Theologen seit Längerem für ihre Zwecke missbrauchen. Gegen eine solche generelle Einvernahme durch nationalistische Demagogen muss man das biografische Werk allerdings in Schutz nehmen, weil es schon einen sehr verbohrten Geist braucht, um Bonhoeffers Leben und Denken, wie es der Film mit breitem Pinselstrich entfaltet, für die MAGA-Ideologie umzudeuten.

Todd Komarnicki, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, geht es vielmehr um eine historisch-theologische Nachzeichnung des Lebens und Denkens von Bonhoeffer, an dessen bedingungslosem Kampf gegen die Nazis und ihrem barbarischen Weltbild der Film keinen Zweifel lässt. Dass dies mit einfachen erzählerischen Mitteln und ohne besondere interpretatorische Finesse geschieht, diskreditiert keineswegs das Anliegen, Bonhoeffer als Widerstandskämpfer gegen den NS-Terror zu würdigen.

Ein erbaulicher Ton

Der erbauliche Ton einer biografischen Heldengeschichte ist schon mit den ersten Bildern aus Bonhoeffers Kindheitstagen in Breslau gesetzt, in denen man einen aufgeweckten Blondschopf bei Spielen mit seinem Bruder Walter erlebt. Dessen Tod im Ersten Weltkrieg hinterlässt bei dem hochbegabten Jungen eine schmerzliche Wunde, die zeitlebens nie ganz vernarbt. Von seinem älteren Bruder hatte er auch eine Bibel mit vielen Anstreichungen und Kommentaren erhalten, die Bonhoeffer auch durch die beiden Jahre seiner Inhaftierung von April 1943 an begleitet.

Vom Kerker des KZ Buchenwald aus, in den er als Mitverschwörer der Gruppe um den deutschen Admiral Canaris geworfen wird, springt der Film immer wieder zurück in glücklichere Tage, womit nach und nach das Leben des jungen Theologen erzählt wird, der sich bereits als 24-Jähriger habilitiert und danach ein Jahr am Union Theological Seminary in New York ging. In den schwarzen Kirchengemeinden von Harlem erfuhr er eine ganz andere Qualität von „Glauben“, machte aber auch erste schmerzhafte Erfahrungen mit Rassismus und weißer Supremacy.

Zurück in Deutschland bezog er schnell Position gegen die Nationalsozialisten und wurde durch mutige Predigten und intellektuelle Schärfe zum Kulminationspunkt im innerkirchlichen Ringen zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche. Zusammen mit Martin Niemöller rief er den Pfarrernotbund ins Leben und wirkte maßgeblich an der Barmer Theologischen Erklärung mit. Die Nazis reagierten darauf mit brutaler Härte. Auf Drängen seiner Freunde brachte sich Bonhoeffer deshalb zunächst in England in Sicherheit, kehrte 1935 aber nach Deutschland zurück und übernahm das Predigerseminar in Finkenwalde, das nach seinem Verbot geheim weitergeführt wurde. Ab 1938 engagierte sich Bonhoeffer im Widerstand, zunächst als Kontaktmann nach England und in die USA, ab 1940 auch als Doppelagent bei der deutschen Abwehr, worauf der irreführende englische Originaltitel „Bonhoeffer. Pastor. Spy. Assassin“ anspielt.

Die Frage des Tyrannenmordes

Die Pistole auf dem US-amerikanischen Filmplakat lässt sich durchaus als bildhafte Verdichtung der heute nur noch schwer nachvollziehbaren Frage nach der Legitimität eines Tyrannenmordes deuten. Bonhoeffer bejahte diese nachdrücklich und unterstützte die Attentatsversuche gegen Hitler. Der Film aber interessiert sich für diese Frage nicht mal am Rande. Er fokussiert vielmehr ganz auf Bonhoeffers inneres Ringen mit seinem Glauben und seiner Theologie. In Harlem, so legt es Todd Komarnicki nahe, hatte Bonhoeffer erkannt, dass es auf die innerliche Ausrichtung und nicht auf religiöse Rituale oder die Institution der Kirche ankommt; hier blickt Bonhoeffer bei einem weiteren Aufenthalt in den 1940er-Jahren auch dem möglichen Ziel seiner Nachfolge ins Auge: dem Martyrium.

Das ist der innere Kulminationspunkt von „Bonhoeffer“: das Annehmen des eigenen Todes als letzte Konsequenz eines aus dem christlichen Glauben heraus motivierten Kampfes gegen die Unmenschlichkeit und Gottlosigkeit der Nationalsozialisten. Die Inszenierung verfügt allerdings nur über bescheidene visuelle und dramaturgische Mittel, um dies in Szene zu setzen. Abgesehen von historischen Ungenauigkeiten und befremdlichen Verkürzungen bleibt Komarnicki allzu oft an der pittoresken Oberfläche des historischen Stoffes hängen. Auch die Besetzung Bonhoeffers mit Jonas Dassler trägt weder zu einer intellektuellen noch spirituellen Vertiefung bei; die Physiognomie Dasslers erinnert zwar an die breitere Statur von Bonhoeffer, doch seiner Darbietung gehen feinere Töne ab, wohl auch, weil es die Regie zumeist mehr um eine zeitgenössische Erinnerung als um eine nuancierte Deutung zu tun ist.

Inneres Feuer & Charisma

Unterm Strich erfährt man in „Bonhoeffer“ deshalb eine ganze Menge über das tragische Schicksal und die Lebensumstände des evangelischen Kirchenmannes, auch wenn man zur genaueren Einordnung der mit Inserts, aber ohne Jahresangaben annoncierten Handlungsorte andere Quellen bemühen muss. Für das innere Feuer und Charisma des begnadeten Theologen, aber auch für seine existenziellen Kämpfe und Dunkelheiten fehlt der Inszenierung aber die Sensibilität.

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