Under the Bridge

„Auf den ersten Blick ist diese Geschichte das Gegenteil eines Märchens“, lautet der erste, aus dem Off gesprochene Satz der Miniserie „Under the Bridge“. Es ist die Geschichte des Mordes an einer 14-Jährigen, die von einer Gruppe etwa Gleichaltriger auf grausame Weise getötet wird. Das Gegenteil eines Märchens sei das freilich nur, bis man sich vor Augen führe, worin es in Märchen eigentlich gehe, erklärt die Erzählerin weiter, noch immer aus dem Off, während im Bild zu sehen ist, wie ihr Auto an der Küste der kanadischen Provinz British Columbia einsam durch die Nacht fährt. Schließlich handelten Märchen doch von Schrecken und Wundern, Unschuld und Schönheit, von Gewalt und Sünde. Aber das, was im November 1997 unter einer Brücke in der Region Greater Victoria geschehen sei, habe etwas verändert, was einst unveränderlich schien: „Wir sollten jungen Mädchen aus Victoria Schutz bieten, und uns nicht vor ihnen schützen müssen.“

Am Ende dieses Satzes hat die Erzählerin ihre Fahrt beendet, einen Gefängnisflur durchschritten und steht nun vor Gittern, hinter denen schemenhaft zu bedrohlich schneidenden Klängen eine Jugendliche zu erahnen ist.