Sunny
Drama | USA 2024 | 343 (zehn Folgen) Minuten
Regie: Lucy Tcherniak
Filmdaten
- Originaltitel
- SUNNY
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- A24
- Regie
- Lucy Tcherniak · Dearbhla Walsh · Colin Bucksey · Makoto Nagahisa
- Buch
- Katie Robbins · Nancy Won · Kimi Lee · Julissa Castillo · Aja Gabel
- Kamera
- Larry Smith
- Musik
- Daniel Hart
- Schnitt
- Tyler L. Cook · Taichi Erskine · Amelia Allwarden · Iman Ahad · Amber Bansak
- Darsteller
- Rashida Jones (Suzie) · Hidetoshi Nishijima (Masa Sakamoto) · Joanna Sotomura (Sunny) · Judy Ongg (Noriko Sakamoto) · You (Hime)
- Länge
- 343 (zehn Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Komödie | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Science-Fiction-Serie um eine Trauernde, ihren neuen Haushaltsroboter und ihre gemeinsame Spurensuche im Osaka der Zukunft auf der Fährte eines Geheimnisses.
Ein wütender Roboter. Ein schwerer Stuhl. Spritzendes Blut. Harter Schnitt zu einem heiteren japanischen Popsong, der als Ohrwurm über den kunterbunten Vorspann läuft. Knapp zwei Minuten braucht „Sunny“, um das Publikum fühlen zu lassen, was auf es zukommt. Es geht um Mord und Geheimnisse, aber auch darum, Spaß zu haben, indem die Regeln des Mystery-Thrillers spielerisch gebrochen werden. Eine Cyber-Crime-Comedy für eine postmoderne Welt. Die Animation im Vorspann erinnert an die Intros, die Saul Bass beispielsweise für „Der unsichtbare Dritte“ entworfen hat. Eine Hommage, die zeigt, wie sehr sich „Sunny“ danach sehnt, die Balance zwischen scharfem Suspense und trockenem Humor zu treffen, die Hitchcock in seinen Meisterstücken unterbringen konnte.
Trauer in Zeiten der Robotik
Die Stadt Osaka der nahen Zukunft, in der die Amerikanerin Suzie (Rashida Jones) lebt, fühlt sich trotz ihrer Andersartigkeit vertraut an: Die Technologie ist etwas weiter, die Computerbildschirme sind etwas flacher und die Kopfhörer (die verdächtig nach Airpods aussehen) können Fremdsprachen simultanübersetzen. Beispielsweise kann Suzie damit die freundliche Japanerin verstehen, die ihr erklärt, dass Suzies Mann und Sohn bei einem Flugzeugabsturz verschollen sind.
Nur einen Tag später steht ein Wissenschaftler vor der Tür, der Suzie ein Geschenk überreicht: Einen „Homebot“, einen Haushaltsroboter namens Sunny, der sie in dieser schweren Zeit unterstützen soll. Auch Sunny wirkt vertraut und erinnert, mit dem weißen Gehäuse und dem glatten Design, an ein übergroßes Apple-Produkt. Doch das Innenleben der offensiv optimistischen Maschine ist alles andere als gewöhnlich. Scheinbar hat Suzies Ehemann Masa (Hidetoshi Nishijima) diesen Roboter speziell für Suzie entworfen – obwohl sie davon ausging, dass er nur ein einfacher Kühlschrankmechaniker war.
Der Mann, über den sie alles zu wissen glaubte, hatte anscheinend Geheimnisse vor ihr, und der Schlüssel zu diesen Geheimnissen, der vielleicht ihr eigenes Leben, das ihres Mannes und das ihres Sohnes retten könnte, liegt irgendwo in Sunny versteckt.
Der Zauberer von Osaka
Für das Duo Suzie und Sunny beginnt eine wendungsreiche Reise auf der Neon-Brick-Road von Osaka. Dabei werden neben einem übermächtigen Technikkonzern auch die Yakuza und die Hacker-Community auf das ungleiche Paar aufmerksam. Jede neue Bekanntschaft, von der hilfreichen Barkeeperin bis zur übergriffigen Schwiegermutter, wirft die Frage auf, wem man trauen darf und wer schon Teil einer größeren Verschwörung ist. Jede Erkenntnis bringt neue Zweifel mit sich, und natürlich bleibt die Ungewissheit darüber, ob die so harmlos aussehenden Homebots gutmütige Verbündete oder tickende Zeitbomben sind.
Die Suche nach der Wahrheit wird dabei von der Buddy-Comedy getragen, die sich zwischen der zynischen Suzie und der hyperaktiven Sunny entwickelt. Die Chemie zwischen Mensch und Maschine funktioniert überraschend gut. Der sympathische Roboter ist hierbei der stärkere Part, denn Rashida Jones als Suzie braucht etwas Zeit, um die Balance zwischen trauernder Witwe und cooler Sprücheklopferin zu meistern.
Der Humor funktioniert besser, als Sunny anfängt zu menscheln und versucht, Suzie durch abstruse Ideen und amüsante Renitenz zu ihrer besten Freundin zu machen. Diese kleinen Momente, in denen es um Zuneigung und Unsicherheiten geht, fühlen sich weitaus organischer an als die Handlungsstränge über Gangsterbanden und Cyberkriminalität. Denn obwohl die Serie damit punkten möchte, dass Sie in Zeiten der KI-Revolutionen einen Roboter ins Zentrum stellt, fallen die Ideen über Maschinenethik und Technologieapokalypse uninteressanter aus als die sehr menschlichen Einsichten darüber, warum uns vertraute Dinge nach einem schweren Verlust plötzlich fremd vorkommen und wie wir es schaffen, zumindest einen Schritt aus der Isolation zurück in die Welt zu wagen.
Sauber konstruiert und durchaus effizient
Als Serie teilt „Sunny“ viele Eigenschaften mit dem titelgebenden Roboter. Beide sind sauber konstruiert und durchaus effizient: Die Folgen der ersten Staffel sind kurz und unterhaltsam, die Cliffhanger häufig pointiert und das Setting im leicht futuristischen Japan wird stimmig eingesetzt. Doch der Geist in der Maschine, der diese Kalkulation zum Leben erwecken müsste, zeigt sich nur zögerlich. Die mit Abstand besten Episoden warten im letzten Drittel der Staffel, in der außer Suzie plötzlich andere Figuren in den Mittelpunkt treten, und brennen sowohl inhaltlich als auch visuell ein wahres Feuerwerk an spannenden Gedanken und verspielten Ideen ab.
Leider verfällt die Serie auf die letzten Meter dann aber wieder in eine kühle Programmlogik. Storyfäden und Themenkomplexe werden in aller Eile zusammengeschnürt, und statt einfach ein grandioses Finale abzuliefern, wird aufgespart und vorbereitet, damit es bei Bedarf in einer nächsten Staffel weitergehen kann.
Dem Roboter Sunny muss im Laufe der Serie beigebracht werden, nicht nur auf sein Programm zu hören, sondern kreative Lösungen für Probleme zu finden. Der Serie „Sunny“ kann der gleiche Ratschlag gegeben werden. Beide sind zu charmant und unterhaltsam, um sie als seelenloses Fließbandprodukt abzustempeln, doch leider nicht ganz so erstaunlich und einmalig, wie sie hätten sein können, wenn sie noch etwas mehr „out of the box“ gedacht hätten.