Auf Drecksjobs sind Detective Seo Do-cheol (Jung-Min Hwang), Captain Oh Jae Pyeong (Oh Dal-su) und ihr Team gebucht. So erfolgreich die „Major Crime Investigation Division“ auch ist, so unterschiedliche Kaliber von Verbrechern sie zur Strecke bringt – von Autohehlern über Schmuggler, russische Mafia-Außendienstler bis zu sadistischen Milliardenerben –, so schnell hat sie immer wieder Ärger mit der Chefetage. Seo und sein Team sind Polizisten vom alten Schlag, aber sie sind eben auch, wie die elaborierte Eröffnungssequenz beweist, verdammte Chaoten, die Chaos und brutal ausartende Handgreiflichkeiten anzuziehen scheinen.
Die Fortsetzung eines südkoreanischen Kino-Hits
Das illegale Hausfrauen-Kasino, das sie zu Beginn in einer so heroischen wie albernen Infiltrationsaktion hochnehmen, die freilich in eine Massenschlägerei ausartet, ist ein Running Gag aus dem Vorgängerfilm „Veteran“ (2015), mit dem der mittlerweile zum Blockbuster-Spezialisten gewachsene Filmemacher Ryoo Seung-wan einen der größten Kino-Hits Südkoreas landete. Die dort begonnene Serie abstruser und ungeliebter Einsätze setzt sich in „I, the Executioner“ fort. Das Vertrauen der Vorgesetzten in die Truppe um Seo Do-cheol ist, trotz ihrer Unbestechlichkeit und des Erfolgs, den sie über einige Umwege beweisen konnte, nur bedingt gestiegen. So folgt auf den Running-Gag-Auftrag gleich der nächste Fall von ungewollter Kontinuität. Das Team soll Personenschutz für einen alten Bekannten, den Mörder beziehungsweise Totschläger Jeon Seok-woo (Jung Man-sik) leisten, den die Justiz mit Samthandschuhen angefasst und allzu früh auf freien Fuß gesetzt hat. Nicht nur die Presse, sondern auch die vom Verschwörungsjournalisten Park Seung-hwan (Shin Seung-hwan) in den sozialen Medien aufgewiegelte Öffentlichkeit lauert dem Kriminellen zu seiner Entlassung auf. Der aggressive Mob zwingt den Polizeikonvoi ein ums andere Mal zum Stillstand. Das Leben des Verbrechers kann das Team nur mit Hilfe des Kampfkunst-erprobten Streifenpolizisten Park Sun-woo (Jung Hae-in) retten.
Elegant choreografiertes Tohuwabohu
Gewissermaßen steckt in diesem elegant choreografierten Tohuwabohu bereits die gesamte Dynamik des Films: Der Hass, der digital gärt, wird früher oder später mit Fäusten und Messern auf der Straße ausgefochten. An der Spitze der digital geforderten Gig-Economy der Selbstjustiz steht „Haechi“, ein nach dem gleichnamigen löwenartigen Wesen der koreanischen Mythologie benannter, ansonsten aber anonymer Serienmörder. Sein neuestes Opfer soll der kürzlich Entlassene werden.
Allzu konsequent verfolgt „I, the Executioner“ sein gesellschaftskritisches Setup aber nicht. Die Online-Empörung und der Killer, der sie zur blutigen Realität macht, sind eher das perfekte Gegensatzpaar zur Staatsgewalt und dem Polizei-Archetypen Detective Seo, der sich aller guten Vorsätze zum Trotz eben doch immer nur mit der Faust durchzusetzen weiß. Bald muss sich Seo Do-cheol eingestehen, dass er ein wenig zu altbacken an die Sache rangeht. Er tut sich nicht nur schwer damit, mit seinen Methoden eine im Internet gewachsene und von einem deutlich versierteren Kämpfer verkörperte Bedrohung aufzuhalten. Auch die Spuren, die das Selbstverständnis des kompromisslosen und pflichtbewussten Beamten im Privatleben hinterlässt, werden zunehmend zum ernsthaften Problem. Das Geld reicht kaum, Ehefrau Lee Joo-yeon (Jin Kyung) ist gleichermaßen überarbeitet wie ihr Mann, und der Teenager-Sohn ist regelmäßig in Gewaltkonflikte an seiner Schule verwickelt und bekommt seine Eltern höchstens noch wirklich zu fassen, wenn er bei der Suizid-Hotline anklingelt.
Der zweite Teil zieht die dramatischen Schrauben also noch einmal ordentlich an. Den Duktus eines für das koreanische Kino geradezu typisch aufgeblähten und tonal disparaten Blockbusters behält „I, the Executioner“ dennoch bei. Action, Comedy und Thriller kommen in den visuell extravaganten Sequenzen in unterschiedlichsten Kombinationen zusammen, nicht nur dort, wo es kracht, wo der Film Judo mit Autos übt oder eine Geiselnahme mit „Saw“-artigen Todesapparaturen ausstattet, zwischen denen Räuber und Gendarm ihre Kampfkünste messen: selbst die einfachen Dialogszenen sind mitunter in aufwändigen Schärfeverlagerungen und Kamerabewegungen festgehalten.
Das ist mitunter ziemlich umständlich für einen Film, der eigentlich um ein recht geradliniges „Police Procedural“ gebaut ist. Aber „I, the Executioner“ findet eben auch die Momente, in denen kinematographische Ambitionen und erzählerische Komplikationen wunderbar ineinanderrasseln. Die zentrale Action-Sequenz des Films stellt die zunehmend komplizierter werdende Team-Dynamik zur Disposition, während die Polizisten einen ehemaligen Elitesoldaten durch die klaustrophobisch schmalen Gänge eines Drogenviertels jagen und schließlich auf dem verregneten Dach eines Parkdecks stellen. Der Film zieht alle figurenpsychologischen und inszenatorischen Register, um das Team im Glanz der spiegelnden Parkdeck-Wasserlachen gegen den kampferprobten Verdächtigen antreten und zugleich die internen Konflikte aushandeln zu lassen. Eben hier und eigentlich auch nur hier findet „I, the Executioner“ zur Klarheit: im Getümmel.