Drama | USA 2024 | 480 (acht Folgen) Minuten

Regie: Steven Zaillian

Ein US-amerikanischer Hochstapler soll in den 1950er-Jahren den Sohn eines reichen Geschäftsmanns aus Italien zurückholen. Als sich die Gelegenheit bietet, tötet er jedoch den wohlhabenden jungen Mann und nimmt dessen Identität an. Doch hinter seinem komplexen Lügengeflecht wähnt er sich in falscher Sicherheit. Die achtteilige Serienverfilmung des berühmten Kriminalromans „Der talentierte Mr. Ripley“ von Patricia Highsmith legt in erzählerischer Breite die tödliche Leere und die Abgründe der Hauptfigur frei. Die stilsicher in schwarz-weiß inszenierte und atmosphärisch dichte Adaption bezieht ihre Spannung aus dem kalten Kalkül des Betrügers wie auch aus dessen Agieren in einer stetig brenzliger werdenden Situation. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
RIPLEY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Dive/Endemol Shine/Entertainment 360/Filmrights/Showtime Networks
Regie
Steven Zaillian
Buch
Steven Zaillian
Kamera
Robert Elswit
Musik
Jeff Russo
Schnitt
Joshua Raymond Lee · David O. Rogers
Darsteller
Andrew Scott (Tom Ripley) · Johnny Flynn (Dickie Greenleaf) · Dakota Fanning (Marge Sherwood) · Eliot Sumner (Freddy Miles) · Maurizio Lombardi (Inspektor Ravini)
Länge
480 (acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Krimi | Literaturverfilmung | Serie | Thriller
Externe Links
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Serienverfilmung des berühmten Kriminalromans von Patricia Highsmith um einen Hochstapler, der sich ins Leben eines wohlhabenden Erben einschleicht.

Diskussion

Das Unaussprechliche ist geschehen. Dickie (Johnny Flynn) liegt mit eingeschlagenem Schädel am Grund des Mittelmeers. Bis zu diesem Zeitpunkt dominierten in der Serien-Neuverfilmung „Ripley“ Bilder von verwinkelten Treppenaufgängen, engen Gassen und verzweigten Wegen. Doch die vierte Episode beginnt mit einer klaren Linie. Ein Zug teilt die italienische Landschaft wie eine messerscharfe Gerade. Die Fluchtlinie der Gleise wird zum Bahnsteig in Neapel, der direkt auf einen ehrwürdigen Treppenaufgang zuläuft, den man eher bei einer Kathedrale vermuten würde.

Die strenge Komposition dieser Bilder, ihre klare geometrische Aufteilung, entspricht der inneren Verfassung der Hauptfigur im konkreten Moment der Erzählung. Tom Ripley (Andrew Scott) ist gerade dabei, sich die Identität seines Opfers wie einen Anzug überzustreifen. Der Ring des „Freundes“ steckt an seinem Finger, die Sonnenbrille und das edle Zigarettenetui wandern in seine Tasche. Für diesen Moment ist sich Tom seiner Sache sehr sicher und glaubt das komplexe Labyrinth aus Lügen hinter sich.

Lüge, Verrat und Mord

Steven Zaillian, der Autor und Regisseur der achtteiligen Serie, hat eine traumwandlerisch sichere und gleichsam abgrundtief kühle Adaption des berühmten Romans „Der talentierte Mr. Ripley“ (1955) von Patricia Highsmith geschaffen. „Ripley“ hält sich sehr eng an die Vorlage und erzählt jene Geschichte aus Lüge, Verrat und Mord, die in unzähligen Variationen in der Popkultur existiert; am Ende ist und bleibt der Roman jedoch der zentrale Bezugspunkt.

Zu Beginn der Serie ist Tom Ripley eigentlich am Ende. In New York hält er sich mehr schlecht als recht mit Betrügereien über Wasser. Seine Wohnung gleicht einem Loch, und die Einsamkeit ist der Preis, den der Mann für seine Identitätswechsel bezahlen muss. Dann wird er in einer Bar von einem Privatdetektiv angesprochen. Er habe einen Job für ihn. Ein vermögender Geschäftsmann schickt den Herumtreiber nach Italien. Dort soll er den abtrünnigen, vom Geld der Familie lebenden Sohn in einem malerischen Küstenort von der Heimkehr überzeugen.

Es ist die große Chance für einen, der selbst gar nicht mehr zu wissen scheint, wer er eigentlich ist. Allerdings verfolgt Tom alsbald seine eigenen Pläne, als er sieht, welches süße Leben Dickie und seine Freundin Marge (Dakota Fanning) am Mittelmeer leben. Genau dieses Leben möchte der Trickster auch führen und beginnt ein gefährliches Spiel, dessen erste Eskalation der Mord an Dickie ist.

Sonne in schwarz-weiß

Nach Alain Delon in „Nur die Sonne war Zeuge“ (1959) und Matt Damon in „Der talentierte Mr. Ripley“ (1999) schlüpft jetzt der faszinierend undurchsichtige Andrew Scott in die Rolle des gewissenlosen Trickbetrügers, der sich im Leben eines Fremden wie eine Eiszeit ausbreitet – trotz der Wärme der süditalienischen Sonne. Diese berauben Zaillian und sein Kameramann Robert Elswit durch einen scheinbar einfachen Kniff ihrer erhabenen Schönheit: „Ripley“ ist in stilvollem Schwarz-weiß gehalten.

Wenn Tom Ripley mit abgewetzter Lederjacke durch New York schleicht, umweht ihn die Ambivalenz einer Figur, die dem Film noir entsprungen sein könnte. Später gleichen die Bilder sorgsam inszenierten Gemälden, die sich in der immer wieder auftauchenden Kunst von Caravaggio spiegeln: eine strenge Form im Umgang mit Licht und Schatten, die sich auch auf den Künstler und sein moralisch fragwürdiges Leben überträgt. Nicht umsonst identifiziert sich Tom zunehmend mit dem italienischen Maler des Frühbarocks. Weniger mit dessen Kunst als vielmehr mit dem Mythos Caravaggio, dem Wüstling und Mörder. Das macht Ripley in gewisser Weise zu einem Meister in der Kunstfertigkeit der sozialen Anpassung. Es geht darum, welche Aspekte der Persönlichkeit man dem Licht zuwendet und welche man verbirgt.

Winden durch soziale Druckzonen

Doch ums Verbergen geht es der Inszenierung dabei aber an keiner Stelle. Vielmehr arrangiert Zaillian die Räume zu geometrischen Kammern, zu sozialen Druckzonen, durch die sich Tom Ripley winden und die er aushalten muss. Die Illusion, die Lüge und der Mord gehen nicht leicht von der Hand. All das ist Arbeit und ein langsames Hineintasten in Möglichkeiten hinein. Andrew Scott wird zu einem Spiegelwesen: kalt, reflektierend und im Ernstfall zersplitternd. So findet jeder das in ihm, was er begehrt. Wer ihm jedoch zu nahekommt, wird verschlungen.

Wie sehr sich dieser Tom Ripley abmühen muss, zeigt der Mord an Dickie – das dunkle Herz der Serie. Es gleicht einem Wunder, dass die Sache für den Mörder gutgeht und er nicht selbst leblos auf den Grund des Meeres sinkt. Es ist eine kalte, grimmig-poetische Serienadaption, in der sich keine Spur von Leichtigkeit findet. Alles ist Anspannung im Warten auf die drohende Enthüllung. Allerdings so formvollendet, dass man sich dem Treiben des talentierten Betrügers nicht entziehen kann.

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