Flight Risk
Thriller | USA 2024 | 92 Minuten
Regie: Mel Gibson
Filmdaten
- Originaltitel
- FLIGHT RISK
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Davis Ent./Icon Prod./Hammerstone Studios
- Regie
- Mel Gibson
- Buch
- Jared Rosenberg
- Kamera
- Johnny Derango
- Musik
- Antonio Pinto
- Schnitt
- Steven Rosenblum
- Darsteller
- Mark Wahlberg (Daryl Booth) · Michelle Dockery (Madolyn Harris) · Topher Grace (Winston) · Monib Abhat (Hasan)
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- 20.02.2025
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Thriller um eine Polizistin, die einen Kronzeugen mit einem Kleinflugzeug zu einem Prozess in Alaska transportieren soll und merkt, dass ihr Gefahr droht.
Ende November 2024 ist Jim Abrahams gestorben, der in „Airplane!“ (1980) das Genre des Flugzeugthrillers karikiert hat. Eine Lebensmittelvergiftung setzt darin den Großteil der Passagiere und der Crew außer Gefecht. Glücklicherweise gibt es aber eine Person an Bord, die die Maschine fliegen konnte. Diesen Plot kann man variieren; es muss keine Lebensmittelvergiftung sein, die alles in Gang setzt. Und man kann auch mit deutlich weniger Personal auskommen. Etwa indem jemand von einem Ort zum anderen geflogen werden muss, und eine Person an Bord nicht die ist, für die man sie hält.
„Flight Risk“ von Mel Gibson folgt genau diesen Vorgaben. Sein Titel ist Programm: Flight Risk bedeutet Fluchtrisiko. Hier kann es wortwörtlich verstanden werden. Der Flug mit einer Cessna durch die Berge von Alaska wird für die Polizistin Madolyn (Michelle Dockery) zu einem riskanten Unternehmen, das ihr alles abverlangt. Sie eskortiert einen Kronzeugen, Winston (Topher Grace), den Buchhalter des mächtigen Gangsterbosses Moretti, der vor Gericht unter Anklage steht. Mit Winstons Aussage könnte der Prozess gewonnen werden.
Zu der hochkarätigen Fracht kommt die Herausforderung hinzu, den Zielort auch wirklich zu erreichen. Immerhin geht es mit dem ziemlich kleinen und alten Flugzeug durch die Wildnis. Doch die größte Gefahr lauert woanders.
Suspense an Bord
Sie lauert neben ihr in Gestalt des Piloten. Daryl Booth (Mark Wahlberg) entpuppt sich als von Moretti angeheuerter Killer, der Winstons Aussage vor Gericht verhindern soll. Als sich andeutet, dass Madolyn das Flugzeug fliegen und vor allem landen muss, ist eine weitere Etappe des Flug-in-Gefahr-Narrativs erreicht. Natürlich kommt einer Person hinzu, die Madolyn vom Tower des Zielflughafens aus berät.
Im weiteren Verlauf von „Flight Risk“ kommt es darauf an, wie dieser Plot und seine wesentlichen Komponenten ausformuliert werden. Winston will anfangs nur auspacken, um seine eigene Haut zu retten. Er sitzt festgekettet und nahezu bewegungslos zwei Meter hinter dem Cockpit. Dort kann ihn wegen der Kopfhörer niemand hören. Das wäre aber dringend geboten, denn er sieht etwas auf dem Boden liegen, was ihm den Atem raubt. Der Mann, der das Flugzeug fliegt, ist jedenfalls nicht der gecharterte Pilot. Aber wie soll Winston Madolyn darüber informieren?
Das ist die erste Suspense-Situation, die darauf beruht, dass eine Person an Bord (und damit auch das Publikum) mehr weiß als die anderen. Als Madolyn ebenfalls klar wird, dass der ungehobelte Typ neben ihr, der auf widerliche Weise Kaugummi kaut, nicht der ist, der er sein soll, ist es zu spät. Sie wird von ihm überwältigt.
Damit beginnt die zweite Suspense-Etappe. Wird sich Madolyn noch einmal aufrappeln können? Und wird Winston ihr helfen? Aber warum sollte er das tun? Weil ihm durch Booth noch Schlimmeres blüht als durch Madolyn! Denn der ist nicht nur ein Killer, sondern auch ein Psychopath. Wie Winston sich entscheidet, weiß Booth nicht, und er kann auch nicht wissen, welche Asse Madolyn vielleicht noch im Ärmel hat.
Genre-Minimalismus
Es ist also absehbar, dass die Machtverhältnisse immer wieder wechseln und dies den Thrill ausmacht, der sich von den Figuren aufs Publikum übertragen muss. „Flight Risk“ tut gut daran, den Handlungsort aufs Flugzeug zu begrenzen. Man sieht nicht, wer Madolyn vom Tower aus zuspricht, und man sieht auch die anderen Personen nicht, mit denen sie per Funk kommuniziert.
Mit „Flight Risk“ meldet sich Mel Gibson mit einem Film zurück, der eher an sein Regiedebüt „Der Mann ohne Gesicht“ (1993) als an seine bombastischen Historienspektakel, etwa „Braveheart“ (1996), „Die Passion Christi“ (2004) oder „Apocalypto“ (2006), anschließt. Der Thriller lebt vom minimalistischen Setting und einer Spannungssituation, die kaum Hintergrundinformationen benötigt. Um welchen Fall es genau geht, in dem Winston aussagen soll, ist egal. Es kommt ganz darauf an, wie der enge Raum und die Konfrontationen an Bord genutzt werden. Die Arbeit der Schauspieler Michelle Dockery, Topher Grace und Mark Wahlberg rückt dabei zwangsweise in den Vordergrund, denn nur indem es ihnen gelingt, ihren jeweiligen Figurentypus überzeugend zu verkörpern, bleibt die Spannung erhalten.
Dieses inszenatorische Kalkül geht auf, auch wenn Wahlberg den Wahnsinn seiner Figur mit etwas viel Grimassen ausstattet. Da bei diesem Setting ein dialogischer Mehraufwand unumgänglich ist, sieht das Drehbuch vor, die teils nervenzerfetzende Spannung immer wieder durch coole, schräge oder sonst wie komische Oneliner aufzulockern. Auch das funktioniert.