Verbrannte Erde (2024)

Drama | Deutschland 2024 | 101 Minuten

Regie: Thomas Arslan

Da die Aufträge rar werden, muss ein alternder Berufskrimineller für einen Gemälderaub mit Kollegen kooperieren. Doch nach getaner Arbeit weigert sich der Auftraggeber, zu zahlen, und hetzt den Dieben stattdessen einen Killer auf den Hals. Die Fortsetzung von Thomas Arslans „Im Schatten“ ist ein mit präzisem Blick fürs Wesentliche inszenierter Gangsterfilm, der an unwirtlichen urbanen Orten angesiedelt ist und sich einem von Vorsicht, Misstrauen und Kalkül geprägtem Alltag widmet. Reduziert, ohne dabei die Dynamik des Genrestoffs zu opfern, ist er elegant gefilmt und besitzt ein besonderes Gespür für die Spannung, die im Unausgesprochenen liegt. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Schramm Film Koerner Weber Kaiser/WDR/arte
Regie
Thomas Arslan
Buch
Thomas Arslan
Kamera
Reinhold Vorschneider
Musik
Ola Fløttum
Schnitt
Reinaldo Pinto Almeida
Darsteller
Mišel Matičević (Trojan) · Marie Leuenberger (Diana) · Alexander Fehling (Victor) · Tim Seyfi (Luca) · Marie-Lou Sellem (Rebecca)
Länge
101 Minuten
Kinostart
18.07.2024
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Thriller
Externe Links
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Stimmungsvoller Gangsterfilm um einen alternden Berufskriminellen, der bei einem Gemälderaub für einen Sammler mit Kollegen zusammenarbeitet und nach vollbrachter Tat vom Killer des Auftraggebers gejagt wird.

Diskussion

Geschmeidig, aber entschlossen gleitet Trojan (Mišel Matičević) mit seinem Wagen über das Frankfurter Autobahnnetz zu seinem Ziel. Nur schemenhaft ist zu sehen, wie er nach Einbruch der Dunkelheit in eine Villa einbricht und mehrere wertvolle Uhren stiehlt. Routiniert und akkurat ist er in seiner Vorgehensweise, aber die Zeiten haben sich geändert. Beim Versuch, die Ware in Berlin weiterzuverkaufen, lauert eine Falle. Schließlich muss Trojan die Uhren bei einem früheren Bekannten weit unter Wert verhökern.

Nachdem der Protagonist von „Im Schatten“ am Ende im Nichts verschwand, taucht er nach zwölf Jahren aus selbigem wieder auf. Thomas Arslan hat eine Fortsetzung seines minimalistischen Gangsterfilms gedreht, die jedoch selbstbewusst für sich stehen kann. Der Plot an sich ist auch diesmal wieder betont klassisch: Um sich der neuen Zeit anzupassen, muss Trojan mit seinem alten Weggefährten Luca (Tim Seyfi) sowie dem Computer-Nerd Chris (Bilge Bingül) und der Fahrerin Diana (Marie Leuenberger) kooperieren. Für einen Privatsammler soll das Quartett ein Gemälde von Caspar David Friedrich stehlen. Doch weil der Sammler nicht zahlen will, hetzt er nach vollzogenem Raub seinen Bluthund (Alexander Fehling) auf die Diebe.

Finstere Parallelwelt voll Vorsicht, Misstrauen und Kalkül

„Verbrannte Erde“ spielt in einer finsteren Parallelwelt, die von Vorsicht, Misstrauen und Kalkül geprägt ist. Die Dialoge fallen dementsprechend funktional aus, befreit von jeglichen Höflichkeitsfloskeln und darum bemüht, keinerlei Schwäche zu zeigen. Selbst die vornehme Museumsmanagerin (Katrin Röver), der die Diebe schließlich das Friedrich-Gemälde zurückverkaufen wollen, erweist sich als geschickte Spielerin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Arslan schafft einen Kosmos wie aus einem Hard-Boiled-Krimi, vergisst dabei aber den Humor nicht. Besonders der gegen den Strich besetzte Alexander Fehling hat sichtlich Spaß daran, Trojans kaltblütigen Kontrahenten zu geben. Während seine Härte authentisch wirkt, legt seine demonstrativ schnoddrige Art zugleich offen, wie bedeutend es in diesem Milieu ist, überzeugend eine Rolle zu verkörpern.

Mišel Matičević dampft den Ausdruck seiner Figur dagegen wieder aufs Nötigste herunter. Kein Wort, kein Handgriff und kein Blinzeln ist hier zu viel. Die Herausforderung von Arslans minimalistischem Ansatz besteht darin, jegliches Ornament wegzulassen, aber eben auch nicht so viel, dass es kalt und steril wirkt. Die Reduktion beherrscht Arslan meisterhaft, er erzählt langsam und präzise, ohne dafür die Dichte seines Genrestoffs zu opfern. Die Heist-Szene, bei der das Gemälde erbeutet wird, ist so ruhig und konzentriert wie effektiv. Reinhold Vorschneiders Kamera verleiht den Bildern eine subtile Eleganz, während die sphärische Ambient-Musik von Ola Fløttum das Geschehen wie einen Traum wirken lässt. Als könnten die Figuren jederzeit wieder in der Dunkelheit verschwinden.

Schattenfiguren, die sich keine Gefühle leisten können

Emotionen entstehen in „Verbrannte Erde“ nicht selten dadurch, dass sie unterdrückt werden. Besonders die Beziehung zwischen Trojan und Diana lebt von einer Spannung, die im Unausgesprochenen liegt. Beide sind sie Schattenfiguren, die sich keine Gefühle leisten können. Man spürt die Anziehung, aber ein Paar könnten die beiden nur in einer anderen Welt werden. Als sie sich einmal in einem kurzen privaten Moment über ihre Hobbys austauschen, erzählt Trojan, dass er gerne Architekturmagazine liest. Er hätte schon oft davon profitiert, dass Reiche hier ungeniert ihr Zuhause ablichten lassen. Für den wahren Profi gibt es keinen Feierabend.

Wie die meisten anderen Regiearbeiten von Thomas Arslan erforscht auch diese nebenbei die Stadt, in der sie spielt. Bei den Schauplätzen handelt es sich um Parkhäuser, verglaste Büros, um Hotels, verlassene Schulhöfe und Industriegebiete. „Verbrannte Erde“ reizt die düstere Stimmung dieser unwirtlichen Orte aus, die etwas über die jüngere Berliner Stadtentwicklung erzählen, aber auch ideal zu einem Helden wie Trojan passen, der weder ein Zuhause noch ein Privatleben hat. Wie aus einem Guss wirkt der Film, weil er diese verschiedenen Ebenen ganz nebenbei ineinandergleiten lässt.

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