Sound of Freedom

Romain Antony | 23.06.2024

Wieso habe ich mir diesen fundamentalistischen Film angetan? Vielleicht weil mich das Thema sexuelle Gewalt und Missbrauch an Kindern immer noch nicht aus meinem Berufs-Beratungsalltag losgelassen hat, weil Jugendliche im Internet Opfer von gefakten Kontaktsuchen werden und sich in der Folge von Erpressung aus Scham über gepostete Kommentare, Pics, Videos das Leben nehmen, weil die Anzahl der Pädophilen erschreckend und kaum vorstellbar hoch ist und jede zweite Sekunde ein erneutes Foto von einem missbrauchten Kind ins Netz gestellt wird...vielleicht will ich einen Film sehen, wo sie sie endlich dran kriegen, wo aufgeräumt wird mit den Netzwerken....oder weil der Film auch auf realen Begebenheiten beruht. Den Ermittler, Tim Ballard (Jim Caviezel), gibt es wirklich. Er gründete die Organisation "Operation Underground Railroad", wurde vom damaligen Präsidenten Trump gelobt, Tausende von Opfern aus sexueller Sklaverei und Arbeitssklaverei befreit zu haben. Ein Guter, ein leuchtender Held, ein mit mehreren universitären Diplomen ausgestatteter kluger Kopf, Absolvent der privaten mormonischen Brigham Young University ....und dann bricht das Image zusammen als mehrere Frauen ihn wegen sexueller Belästigung anzeigen. cf.: "Tim Ballard, of 'Sound of Freedom' fame, accused of sexual misconduct". The Washington Post. October 10, 2023, nicht kostenfrei lesbar. Und Anhänger der Verschwörungstheorie Qanon soll er auch sein. Da kehrt sich Gutes ins Gegenteil. Was glänzt verdunkelt sich. Sehr schade. Dabei liebe ich es Idole zu verehren und im Schatten von Helden (Heldinnen auch, aber als maskulin Sozialisierter stehen mir die männlichen Superhelden näher) von der Möglichkeit einer Welt zu träumen in der das Gute obsiegt, wenn auch derzeit wahrscheinlich nur im Kino. Also lasst uns träumerische RealistInnen bleiben! cf. auch den Filmblog: www.filmekommentieren.wordpress.com