Marys magische Reise

Animation | Luxemburg/Italien/Irland/Großbritannien/Estland/Deutschland/Lettland 2023 | 89 Minuten

Regie: Enzo D'Alò

Ein junges Mädchen streitet sich oft mit seiner Mutter, kommt aber umso besser mit seiner Großmutter aus. Beide teilen eine Leidenschaft fürs Kochen und die traditionelle Küche Irlands. Als die alte Frau schwer erkrankt, taucht der Geist der früh verstorbenen Urgroßmutter auf, um ihr beizustehen und die Familie zu versöhnen. Der wunderschön anzuschauende Animationsfilm bringt vier Generationen irischer Frauen zusammen, die über alle Zwistigkeiten hinweg Gemeinsamkeiten entdecken. Die Themen Tod und Erinnerung werden dabei für ein junges Publikum mit aktuellen Themen zusammengeführt. - Ab 8.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
A GREYHOUND OF A GIRL
Produktionsland
Luxemburg/Italien/Irland/Großbritannien/Estland/Deutschland/Lettland
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Paul Thiltges Dist./Aliante/Jam Media/GOAG Prod./Rija Films/Amrion/Fish Blowing Bubbles
Regie
Enzo D'Alò
Buch
Enzo D'Alò · Dave Ingham
Musik
David Rhodes
Schnitt
Gianluca Cristofari
Länge
89 Minuten
Kinostart
25.01.2024
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Animation | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Wunderschöner Animationsfilm über vier Generationen irischer Frauen, die über den Geheimnissen der traditionellen Küche Gemeinsamkeiten entdecken.

Diskussion

Mary O’Hara möchte gerne Köchin werden. Für den Anfang aber wäre es schon toll, wenn sie in den Sommerferien einen Lehrgang an der Kochschule machen dürfte. Leider klappt das Vorkochen nicht besonders gut. Ihre Großmutter Emer, die Mary sehr unterstützt, muss die Juror:innen erst ein wenig beschimpfen. Doch die Tage, wo die alte Frau in der Küche den Kopflöffel schwingt und mit ihrer Enkelin eigenwillige Gerichte auf den Tisch zaubert, neigen sich dem Ende zu.

Vier irische Generationen

Der deutsche Verleihtitel von „Marys magische Reise“ betreibt einen Etikettenschwindel, denn Mary tritt allenfalls auf sehr figurative Weise eine Reise an. Allerdings trägt auch der Roman von Roddy Doyle, auf dem die Geschichte beruht, die Reise im Titel: „Mary, Tansey und die Reise in die Nacht“. Die Tansey aus dem Buchtitel ist dabei Anastasia, Emers früh verstorbene Mutter.

Ihr begegnet Mary eines Tages im Park, ohne zu wissen, um wen es sich handelt, oder dass sie es mit einem Geist zu tun hat. Da liegt Emer bereits mit hohem Fieber im Krankenhaus. Doch auch, als es ihr besser geht, gibt ihr der Arzt nur noch wenig Zeit. Tansey ist gekommen, um ihrer Tochter Emer, die sie als kleines Kind zurücklassen musste, auf ihrem letzten Weg zu helfen und nebenbei Mary, ihre Mutter Scarlett und Emer noch einmal enger zusammenzubringen.

Die Geschichte handelt von vier Generationen irischer Frauen. Es weht viel rotes Haar, und natürlich haben Doyle und die Regisseure Enzo D’Alò und Dave Ingham nicht nur die irische Geschichte mit in die Handlung eingewoben. Tansey ist begeistert vom Angebot in einem Supermarkt; so werde es keine Hungersnöte geben; ihr eigener Tod erinnert an die von der Welt vergessene „Spanische Grippe“.

Mitreißende Traumsequenzen

Enzo D’Alò bringt viel Erfahrung mit Animationsfilmen mit; die Landschaften und Städte erinnern vage an die Hintergründe aus den Filmen von Hayao Miyazaki, allerdings wirken sie etwas aufgeräumter; die Figuren und Fahrzeuge bewegen sich zuweilen etwas holprig. Und einmal winkt Roddy Doyle, der im Park unter einem Baum sitzend ein Buch liest, freundlich herüber.

Vor den fein ausgemalten Hintergründen bewegen sich die flächig gezeichneten, aber ausdruckstarken Figuren; noch mitreißender sind die wenigen Traumsequenzen, die als monochrome Strichzeichnungen auftauchen, enorm bewegt und mitreißend, offener und verwaschen, zugleich aber enorm präzise und wunderschön.

Das Wunder der Animation

Im traurig-schön herzzerreißenden Ende berühren sich Gegenwart und Vergangenheit; Wahrnehmung und Erinnerung treffen auf- und fließen ineinander. Die Verbindung zwischen den Zeiten ist hier nicht nur die Familie, sondern auch die traditionelle irische Küche. Konkret ist es das Gericht Colcannon: Kohl und Kartoffeln, angereichert durch eine Kräutermischung, die Emer an Mary weitergeben will. Wer sie isst, sieht Funken sprühen. Ein „Ratatouille“-Moment in der irischen Provinz.

Kommentar verfassen

Kommentieren