Griechenland oder der laufende Huhn

Komödie | Österreich 2023 | 96 Minuten

Regie: Thomas Stipsits

Filmdaten

Originaltitel
GRIECHENLAND
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
e&a Film/Filmladen Filmverleih
Regie
Thomas Stipsits · Claudia Jüptner-Jonstorff · Eva Spreitzhofer
Buch
Eva Spreitzhofer · Thomas Stipsits
Kamera
Eva Testor
Musik
Iva Zabkar
Schnitt
Claudia Linzer · Birgit Alava Ordoñez · Alarich Lenz
Darsteller
Thomas Stipsits (Johannes) · Claudia Kottal (Rina) · Katharina Straßer (Julia) · Erwin Steinhauer (Friedrich) · Mona Seefried (Christine Hofbauer)
Länge
96 Minuten
Kinostart
06.07.2023
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Lustspiel um ein Wiener Muttersöhnchen, das von seinem ihm unbekannten Erzeuger ein Grundstück auf einer griechischen Insel erbt.

Diskussion

Über 50.000 Besucher haben „Griechenland oder Der laufende Huhn“ am Startwochenende im Februar 2023 in Österreich gesehen, der beste Kinostart seit „Wilde Maus“ (2017). Hinter beiden Filmen stecken Kabarettisten, Thomas Stipsits beziehungsweise Josef Hader. Die Filme haben allerdings eine unterschiedliche Fallhöhe. Während die pointierte Tragikomödie „Wilde Haus“ mit wunderbar zugespitzten Szenen glänzt, versandet der lahme Selbstfindungstrip „Griechenland der Der laufende Huhn“ über weite Strecken in plumpem Gewitzel.

Die Asche des Vaters

Im Zentrum steht der 38-jährige Johannes (Thomas Stipsits), ein unselbständiges Wiener Muttersöhnchen. Er soll einmal das altehrwürdige Hotel seiner Eltern übernehmen, erweist sich mit seiner lebensuntüchtigen, von der dominanten Mutter geförderten Art jedoch als gänzlich unbegabt. Überraschenderweise hat dieses große Kind aber eine Verlobte, die patente Julia (Katharina Straßer), die in der Verwaltung des Hotels arbeitet.

Ein Brief aus Griechenland bringt die dysfunktionale Familie ins Wanken: Johannes erfährt, dass sein sozialer Vater nicht sein leiblicher Vater ist – und sein Erzeuger Gustav auf einer griechischen Insel gerade das Zeitliche gesegnet hat. Diese Erkenntnis wirft ihn aus der Bahn. Überstürzt reist er auf die (fiktive) Insel Paranthos, um die Asche des Vaters ins Meer zu streuen und sein Erbe anzutreten.

Die Bewohner des malerischen Eilands haben aber ihre eigenen Pläne mit Gustavs Hinterlassenschaft, einem großen Grundstück mit alten Olivenbäumen. Während der verschlagene Bürgermeister Ilias, der sich mit absurden Verkleidungsaktionen außerdem als Notar und Taxifahrer des Ortes präsentiert, von einer Hotelanlage träumt, wollen die Frauen der Insel die Olivenölproduktion fortführen. Um den naiven Erben zu beeinflussen, arbeiten beide Seiten mit Tricks und Täuschungen. Als Johannes dann endlich überblickt, worum es geht, eskaliert die Angelegenheit, zumal auch noch seine Wiener Angehörigen auf der Bildfläche erschienen. Zum ersten Mal nimmt Johannes sein Leben selbst in die Hand.

Klischeehafte Abziehbilder

„Griechenland oder Der laufende Huhn“ erzählt eine recht absehbare Geschichte, in der sich viele Wendungen und Witze geradezu en detail vorhersagen lassen; das von Hauptdarsteller Thomas Stipsits, Iris Moizi und der (Co-)Regisseurin Eva Spreitzhofer geschriebene Drehbuch ist denkbar unoriginell. Viele Pointen zünden nicht, was auch daran liegt, dass die Figuren nicht ernst genommen sondern als klischeehafte Abziehbilder präsentiert werden. Von stimmiger Charakterzeichnung, nachvollziehbaren Entwicklungen oder gar einer Vielschichtigkeit kann keine Rede sein; selbst Stipsits in der Hauptrolle entfaltet wenig Profil.

Einzelne Schauspieler können ihre Charaktere mit differenziertem Spiel etwas konturieren, etwa Katharina Straßer als Julia oder Erwin Steinhauer als Johannes’ Ziehvater. Auch ein dauererotisiertes österreichisches Althippie-Paar (Margarethe Tiesel, Andreas Vitasek) steuert ein paar gelungene Gags bei. Die Zeichnung der Inselbewohner fällt hingegen spürbar ab, wie auch der in Griechenland spielende und von Claudia Jüptner-Jonstorff in Szene gesetzte zweiten Teil deutlich schwerfälliger und langatmiger gerät. Und auch bei der als Sehnsuchtsort fungierenden griechischen Lebensart wissen Buch und Regie neben der blutleeren Projektionsfläche weiß-blauer Klischees inklusive Metaxa, Tsatsiki und Sirtaki-Klängen nichts vorzuweisen. Manche Stereotype werden gelegentlich zwar ironisch gebrochen, primär aber als süffige Kulisse verwendet.

Gelungener ist der Film nur dort, wo er sich auf vertrautem Terrain bewegt: etwa bei der sehnsuchtsvollen Stimmung des Austro-Pops „Irgendwann bleib i dann dort“ inklusive Cameo-Auftritt des einstigen Band-Mitglieds Gert Steinbäcker.

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