Birta rettet das Weihnachtsfest

Kinderfilm | Island 2021 | 85 Minuten

Regie: Bragi Thor Hinriksson

Ein elfjähriges isländisches Mädchen erfährt kurz vor Weihnachten, dass seine alleinerziehende Mutter in Geldnot steckt, was auch das Weihnachtsfest gefährdet. Da sie das unbedingt verhindern will, verfällt die Elfjährige auf allerlei kreative Verkaufsideen, um in sechs Wochen selbst genug Geld für das Fest zu verdienen. Der Weihnachtsfilm mit sozialem Realismus steigt zwar nicht in die Tiefen von Armut und Verzweiflung hinab, erlaubt aber doch einen kindgerechten Blick darauf, was Geldmangel auch im Kopf von Kindern bewirken kann. Durch die liebevoll gezeichneten Figuren und die glaubwürdigen Darstellerinnen vermittelt der Film zudem neben Willensstärke und Selbständigkeit auch ein weihnachtsgemäßes Wohlgefühl. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
BIRTA
Produktionsland
Island
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
H.M.S. Productions
Regie
Bragi Thor Hinriksson
Buch
Helga Arnardóttir
Kamera
Ívar Kristján Ívarsson
Musik
Kristján Sturla Bjarnason
Schnitt
Stefanía Thors
Darsteller
Kristin Erla Pétursdóttir (Birta) · Margrét Júlía Reynisdóttir (Kata) · Salka Sól Eyfeld (Mutter) · Bjarni Snæbjörnsson (Bjarki) · Aron Jónsson
Länge
85 Minuten
Kinostart
01.12.2022
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Kinderfilm | Weihnachtsfilm
Externe Links
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Isländischer Kinderfilm über eine Elfjährige, die fürchtet, dass ihr Weihnachtsfest aus Geldknappheit ausfallen muss, und mit kreativen Ideen selbst darangeht, Geld zu verdienen.

Diskussion

Nach der Schule nimmt Birta ihre kleine Schwester Kata an die Hand, gemeinsam gehen sie nach Hause. Sie nimmt sie auch mit zum Handballtraining, daheim wartet nur Fertiglasagne im Kühlschrank, die mögen sie beide nicht. Aber beim alten Ehepaar ein paar Etagen weiter finden sie öfter Unterschlupf, dort gibt es auch mal die besten Pfannkuchen. Als ihre Mutter dann endlich aus der Klinik heimkommt, liegt Kata längst bei ihrer großen Schwester Birta im Bett.

„Birta rettet das Weihnachtsfest“ lässt sich Zeit, seine Protagonistinnen vorzustellen, ihre Lebensumstände und ihr Umfeld. Das Geld ist knapp, das wird schnell klar, Birtas Mutter arbeitet viel, auch mal Doppelschichten, und dennoch überweist sie nicht schnell genug das Geld für den Handballverein; wegen neuer Schuhe fragt Birta lieber gleich den Vater, der irgendwo in Schweden lebt.

Die Elfjährige ist natürlich nicht zufrieden mit dieser Situation, ihre Klassenkameradinnen machen zu Weihnachten alle besondere Dinge, verreisen sogar. Als sie dann zufällig ein Telefonat ihrer Mutter anhört, in dem diese – es war ein langer Tag – einer Freundin ihr Leid klagt, und dass Weihnachten wohl ausfallen müsse, wenn sie nicht bis dahin 100.000 Kronen zusammenhabe, beschließt Brita: Das will sie nicht.

Heimlich fängt sie an, Geld zu verdienen: Sammelt Dosen, verkauft gemeinsam mit dem Nachbarsjungen Kim Kekse im Einkaufszentrum (bis der Wachmann sie wegscheucht), verkauft schließlich gefrorenen Fisch, indem sie in ihrer Siedlung von Tür zu Tür läuft. „Für einen guten Zweck,“ und das ist nicht einmal besonders gelogen.

Auch in Island droht Armut

Bragi Þór Hinriksson lässt seinen Film nie in Sozialromantik oder Voyeurismus abkippen; aber auch in Island hat eine Alleinerziehende mit zwei Kindern es im Schichtdienst offenbar nicht immer leicht. In Deutschland gelten Kinder als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Armut, und „Birta rettet das Weihnachtsfest“ thematisiert weniger richtige Armut – die sähe noch einmal anders aus – sondern beobachtet in einem zeitlich begrenzten Rahmen, welchen Effekt das Gefühl von Geldmangel auch auf Kinder haben kann.

Birtas Erfahrungen bleiben letztlich harmlos, aber ihr Verantwortungsgefühl, ihre zunehmende Sorge, all das erlaubt einen kleinen Blick darauf, wie es Kindern gehen muss, die in finanziell verzweifelteren Situationen leben. Darüber kann und will auch das hier bediente Genre des Weihnachtsfilms nicht hinwegtäuschen, zu dessen Kernmerkmalen selbstverständlich Happy End und Familienkuscheligkeit gehören.

Eine liebevolle Familie

Helga Arnardóttirs Drehbuch macht das möglich, indem es eine grundsätzlich intakte, liebevolle Familie in den Mittelpunkt stellt. Dann werden die dramatischen Momente nie wirklich bedrohlich, zumal sie ein Gegengewicht durch viele Freundlichkeiten und vor allem ein rundheraus zutiefst positives Menschenbild haben. Die Zuneigung zwischen den Figuren in der Familie wie in den Wahlverwandtschaften im Mietshaus ist jederzeit ebenso spürbar wie Birtas Ernsthaftigkeit.

Dass weder Schmalz noch Peinlichkeit aufkommen, liegt einerseits und vor allem an den jungen Darstellerinnen Kristín Erla Pétursdóttir (Birta) und Margrét Júlía Reynisdóttir (Kata). Zusammen mit Salka Sól Eyfeld als ihrer Mutter sind sie alle drei stets glaubwürdig, mal verzweifelt, mal selbstbewusst.

Andererseits beschränkt sich die Perspektive des Films – ganz im Sinne seines kindlichen Zielpublikums – eben auch auf die sehr gesicherte Welt dieser zwei Kinder, in der sich die Mutter kümmert und sorgt, in der das Geld auch nie so knapp ist, dass es nicht fürs wirklich Wichtige reicht.

Trotz Krise ein weihnachtliches Wohlgefühl

Insofern feiert der Film sowohl Willensstärke und Selbständigkeit seiner kindlichen Hauptfiguren und will zugleich das Publikum beruhigen: Alles wird gut. Mit diesem Gefühl kann der Film dann kurz vor Schluss auch noch eine ganz große Krise auspacken – und dann trotzdem in ein Weihnachtsfest abheben, in dem dann auch die Mietshaus-Siedlung mit Schnee und bunten Lichtern ein äußerst weihnachtliches Wohlgefühl hervorruft. So viel Familienglück darf dann in einem Weihnachtskinderfilm doch sein, weich und süß wie Marzipan, und die wirklich schlimmen Seiten der Welt kommen nur als vage Ahnung am Rande vor.

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