This is Going to Hurt
Drama | Großbritannien 2022 | 314 (7 Folgen) Minuten
Regie: Lucy Forbes
Filmdaten
- Originaltitel
- THIS IS GOING TO HURT
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2022
- Produktionsfirma
- BBC/Sister Pic./Terrible Prod./AMC+
- Regie
- Lucy Forbes · Tom Kingsley
- Buch
- Adam Kay
- Kamera
- Benedict Spence · Nick Cooke
- Musik
- Jarvis Cocker · Serafina Steer
- Schnitt
- Jo Walker · Selina Macarthur · Peter Oliver
- Darsteller
- Ben Whishaw (Adam Kay) · Ambika Mod (Shruti) · Rory Fleck Byrne (Harry) · Michele Austin (Tracy) · Alex Jennings (Mr. Lockhart)
- Länge
- 314 (7 Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f (Episode 1-5,7) & ab 16; f (Ep. 6)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Serie
Heimkino
Eine britische Dramaserie um einen jungen Gynäkologen, der in einer Londoner Klinik am Limit seiner Kräfte arbeitet.
Manchmal ist alles zu viel. In so einer Lebensphase befindet sich der junge Gynäkologe Adam (Ben Whishaw). Er (über-)arbeitet sich in einem Londoner Krankenhaus, wo er nach einer Nachtschicht auf dem Parkplatz bereits im Auto einschläft. Als er wieder aufwacht, steht schon die nächste Schicht an. Vor dem Eingang entdeckt der Arzt eine Frau, die kurz vor der Entbindung steht. Er hilft ihr, doch seine Arbeitskleidung ist danach völlig mit Blut befleckt. Der Chef nervt, weil Adam zu spät kommt. Eine Kollegin ist genervt, weil Adam sie bevormundet. Und Shruti (Ambika Mod), ein Azubi, fühlt sich im Stich gelassen, weil niemand sie einlernt. Für seinen Freundeskreis und seinen Freund Harry (Rory Fleck Byrne) hat Adam auch kaum noch Zeit. Einen gemeinsamen Partyabend sagt er ab, um einen kurzfristig ausgefallenen Kollegen zu ersetzen.
Leben und sterben im Krankenhaus
Dass Adam am Rande der Belastbarkeit lebt, ist das Symptom eines Gesundheitssystems, in dem die Helfer selbst gefährdet sind, psychisch zu erkranken. Das ist in Großbritannien nicht anders als in Deutschland, und die Corona-Pandemie hat das Problem nur verschärft, nicht ausgelöst – die britische Serie „This is Going to Hurt“ spielt vor der Covid-Krise. Sowohl durch die Haupt- als auch Nebenfiguren macht sie plastisch erfahrbar, in welchem Zustand sich Krankenhäuser in einem westlichen Wohlstandsstaat befinden.
Damit liegt die Serie weit näher an dem französischen Film „In den besten Händen“ von Catherine Corsini als an der Langzeit-Krankenhausserie „Grey’s Anatomy“. Hier wird nichts glamourös inszeniert. Im Gegenteil: Regisseurin Lucy Forbes und Drehbuchautor Adam Kay, auf dessen Erfahrungen ein Großteil der Serie beruht, zeigen den ungeschönten Alltag in all seiner Hässlichkeit: Augenringe und Kaffee, Blut und Whisky, Leichen und Babys. Der Tonfall unter der Kollegschaft changiert zwischen Anspannung und Anschreien. Und der Chef heizt die Stimmung unnötig an: „Stop being shit!“
Albtraumhaftes Hamsterrad
Gleich die erste Episode zeigt, zu was für Folgen die angespannte Lage führen kann. Als Adam die Nachtschicht übernimmt, passiert ihm aus Müdigkeit ein Fehler im OP-Saal und resultiert in einer Fehlgeburt. Er gibt sich selbst die Schuld dafür. In den folgenden Tagen und Nächte erscheint ihm immer wieder der tote Fötus. Das albtraumhafte Hamsterrad kennt kein Ende.
Sein Partner Harry merkt, dass etwas mit Adam nicht stimmt, hat aber Schwierigkeiten, nah genug an ihn heranzukommen, um zu helfen. Der berufliche Stress belastet die Beziehung der beiden, doch trotzdem versucht Harry immer wieder, seinen Partner aufzubauen. Ein weiteres Problem sind Adams konservative Eltern, die unterkühlt auf das Coming-Out des Sohns reagieren. Darunter leidet Adam, der mit seiner Berufswahl als Doktor seine wohlhabenden Eltern schon früher beeindrucken wollte.
Shruti, Adams Azubi, wiederum sieht sich als Aufsteigerin aus einer Familie mit migrantischem Hintergrund. Doch auch sie leidet unter der Überlastung mit der Arbeit und dem Studium. Unter anderem damit versucht die Serie, das breite soziale Spektrum eines Krankenhauses abzudecken, wobei die Charakterisierungen solcher Nebenfiguren indes nicht ganz so vielschichtig ausfällt wie die von Adam. Die Hintergründe der PatientInnen werden ebenfalls nur oberflächlich beleuchtet. Dramaturgisch gibt es weniger einen finalen Höhepunkt als viele episodenhafte Mikro-Dramen, wodurch die Serie Einblicke in einen nie enden wollenden Ausnahmezustand der Institution Krankenhaus bietet. Nur zwischendurch gibt es kurze Momente des Innehaltens und Durchatmens, wenn Adam beispielsweise mit Harry einfach auf dem Sofa Fernsehen sieht oder wenn er mit Shruti in der Mittagspause redet, bis der nächste Alarm läutet.