Obi-Wan Kenobi
Abenteuer | USA 2022 | (6 Folgen) Minuten
Regie: Deborah Chow
Filmdaten
- Originaltitel
- OBI-WAN KENOBI
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2022
- Produktionsfirma
- Lucasfilm/Walt Disney Pic.
- Regie
- Deborah Chow
- Buch
- Joby Harold · Stuart Beattie · Hossein Amini · Hannah Friedman · Andrew Stanton
- Kamera
- Chung-hoon Chung
- Musik
- Natalie Holt · John Williams
- Schnitt
- Nicolas de Toth · Kelley Dixon
- Darsteller
- Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi) · Vivien Lyra Blair (Prinzessin Leia als Zehnjährige) · Hayden Christensen (Darth Vader) · Rupert Friend (Großinquisitor) · Moses Ingram (Inquisitorin Reva/Dritte Schwester)
- Länge
- (6 Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Abenteuer | Science-Fiction | Serie
Heimkino
Spinoff-Serie aus dem "Star Wars"-Universum rund um den Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi. Die Handlung spielt zehn Jahre nach den Ereignissen in „Star Wars: Die Rache der Sith": Obi-Wan lebt im Verborgenen, während die "Inquisition" die letzten Jedi jagt, als ihn ein Hilferuf zu einer neuen, waghalsigen Mission lockt.
Der Krieg ist vorbei, und die Guten haben verloren. Am Beginn der neuen Serie aus dem „Star Wars“-Universum steht eine Montage, die auf Ereignisse aus der ersten Trilogie („Die dunkle Bedrohung“, „Angriff der Klonkrieger“, „Die Rache der Sith“) zurückschaut und damit im Schelldurchlauf durch ein Debakel führt – eine politische Katastrophe für die Galaxis, die den Niedergang der Republik und den Aufstieg des Imperiums erleben muss, und eine private Katastrophe für Obi-Wan Kenobi, der daran scheitert, seinen Schüler und Freund Anakin Skywalker vor der dunklen Seite der Macht zu bewahren. Das von Regisseurin Deborah Chow inszenierte Spin-off stößt in die zeitliche Lücke zwischen dieser Trilogie und dem originalen „Krieg der Sterne“-Film von 1977, in dem uns Obi-Wan Kenobi als weiser Mentor Luke Skywalkers in Gestalt von Alec Guinness begegnete. Es beleuchtet, wie der Jedi-Ritter mit seiner vernichtenden Niederlage in „Die Rache der Sith“ umgeht und trotz der Last an Kummer und Versagensgefühlen die Keime für „Eine neue Hoffnung“ wieder findet.
Die letzten Jedi werden von der "Inquisition" gejagt
Zunächst geht es für Obi-Wan (Ewan McGregor) ums pure Überleben. Rund zehn Jahre nach Anakins Verrat sind die Jedi fast gänzlich ausgelöscht; die „Inquisition“, hat sie gnadenlos dezimiert. Obi-Wan, der sich jetzt schlicht Ben nennt, ist auf Tatooine ins Exil gegangen, fristet ein unauffälliges Dasein als Fließbandarbeiter in einer Fleischfabrik und hat nebenbei ein wachsames Auge auf den jungen Luke, Anakins und Padmes Sohn, den er auf der Farm von Anakins Stiefbruder Owen Lars (Joel Edgerton) untergebracht hat. Doch Darth Vader, die Inquisition (und vor allem eine hitzköpfige Inquisitorin, gespielt von Moses Ingram) haben Obi-Wan nicht vergessen und sind immer noch auf der Suche nach ihm und anderen versprengten Jedi. Das perfide Mittel, das sie dabei einsetzen, ist Terror gegen Unschuldige, um ihre ritterlichen Gegner damit aus der Deckung zu locken, wohl wissend, dass diese solcher Grausamkeit schwerlich zusehen können, ohne sie zu bekämpfen.
Obi-Wan scheint diese Taktik zunächst zu unterlaufen; als ein jüngerer Jedi (Benny Safdie) bei ihm Schutz und Hilfe sucht, verweigert er sich. Doch dann erreicht ihn ein Hologramm-Hilferuf von Senator Organa (Jimmy Smits), dem er vor zehn Jahren Anakins und Padmes zweites Kind, die Tochter Leia (Vivien Lyra Blair), anvertraute. Sie ist von Finsterlingen entführt worden, und Organa traut nur Obi-Wan zu, das Kind zu retten. Dass das Ganze eine Falle ist, ist abzusehen. Trotzdem kann Obi-Wan nicht aus seiner Haut – und ist mittendrin in einem neuen Abenteuer.
Klassische Space-Opera-Pfade
Erzählerisch bewegt sich die Serie auf klassischen Pfaden: Die Story um den „Reluctant Hero“ Ben, der auf dem Wüstenplaneten ein einfaches Dasein fern aller heroischen Größe fristet, bis ihn seine Mission findet, variiert in Folge 1 das, was in „Krieg der Sterne“ Luke Skywalker passiert, in einer melancholischeren Tonlage – bedingt durch die Last der Jahre und leidvollen Ereignisse, die die von Ewan McGregor mit unverblasstem Charisma verkörperte Figur mit sich herumschleppt. Wenn in Folge 2 dann eine zehnjährige Prinzessin Leia als kindlich-leichtherzigeres Gegengewicht ins Spiel kommt, die in Wortduellen schon jene Schlagfertigkeit an den Tag legt, mit der sich die erwachsene Leia später mit Han Solo kabbeln wird, und diese im Lauf der Serie zur zentralen Weggefährtin des desillusioniert-traumatisierten Jedi-Meisters wird, scheinen sich die Macher eine Scheibe vom „Mandalorian“ mit seinem knuddeligen Baby-Yoda abgeschaut zu haben, vor allem aber etablieren sie eine sehr schöne emotionale Beziehung zwischen diesen zwei Lieblingsfiguren des Franchise.
Außerdem vernachlässigen sie auch den „Space Opera“-Anteil nicht: „Obi-Wan Kenobi“ spielt keineswegs nur auf Tatooine, sondern schickt seinen Helden schon in Folge 2, wenn es die kleine Leia auf dem in „Blade Runner“-mäßiger, urbaner Neonlicht-Zwielichtigkeit leuchtenden Planeten Daiyu aufzuspüren gilt, auf eine Weltraumreise, die dann von Folge zu Folge neue Schauplätze eröffnen wird.
Ein gebrochener Held, der seine Stärke durch die Stärke anderer wiederfindet
Dass das Ganze im Kontext des Franchise nicht redundant wirkt, hängt vor allem damit zusammen, wie ernst es dem Autoren-Team um Joby Harold und Hossein Amini mit den Figuren ist: Die Herangehensweise an den Stoff ist dezidiert „character driven“ und passt sich feinfühlig in die Entwicklungslinien des Epos ein. Wobei das Serienformat dazu genutzt wird, um neben Obi-Wan auch andere Figuren, die nicht mit besonderen Jedi-Kräften ausgestattet sind, zum Zug kommen zu lassen und damit zu zeigen, dass es nicht unbedingt besonderer Macht bedarf, um sich für Freiheit einzusetzen. Lukes Ziehvater Owen, von Joel Edgerton zunächst als mürrisch-wortkarger Hinterwäldler gespielt, der mit Jedis und Co. nichts zu tun haben, sondern sich nur um seine Farm und seine Familie kümmern will, bekommt eine rührende Szene zugestanden, in der er im Angesicht des inquisitorischen Terrors eine Standhaftigkeit und Todesverachtung an den Tag, die Obi-Wan im wahrsten Wortsinn in den Schatten stellt; Kumail Nanjiani bekommt einen komödiantischen Auftritt als kleiner Betrüger, der sich fälschlich als Jedi ausgibt, aber dann doch im entscheidenden Moment echte Selbstlosigkeit und Mut an den Tag legt, und Indira Varma glänzt als clevere Untergrundkämpferin. „Obi-Wan Kenobi“ ist eine Heldenreise, in der ein gebrochener Held nicht zuletzt durch die Stärke anderer Menschen zu seiner eigenen Stärke zurückfindet: Die Jedi mögen fast ausgelöscht sein, doch der Geist des Widerstands ist nach wie vor in vielen lebendig. Und so ist „Obi-Wan Kenobi“ nicht nur die Story des Titelhelden, sondern auch eine ums Entstehen der Rebellion.
Auf Seiten der Antagonisten wiederum darf Moses Ingram in der Rolle der Inquisitorin als eine der interessanten Figuren der Serie glänzen: Hinter dem Fanatismus und der Härte, mit der sie die Jedi verfolgt, lauern eine Hitzköpfigkeit und Unberechenbarkeit, die sich, wie man bald sieht, auch gegen die eigenen Reihen richten kann und sie zu einer Art „Wild Card“ machen. Und dann ist da natürlich noch Darth Vader (Hayden Christensen), einst Anakin Skywalker, und damit die große Tragödie in Obi-Wan Kenobis Leben. Natürlich lassen es sich die Macher nicht nehmen, die Story der epischen Hassliebe in diversen Konfrontationen auszuspinnen und spätestens ab Folge 3 zum zentralen Motor des Plots zu machen. Wenn sich die blaue und die rote Laser-Klinge kreuzen, mag zwar von Anfang an klar sein, wie diese Duelle enden – nämlich ohne klaren Sieger; schließlich wissen die „Star Wars“-Fans, dass der Showdown erst Jahre später auf dem Todesstern stattfinden wird. Trotzdem liefern diese Begegnungen, in denen Bitterkeit und Rachsucht auf der einen Seite, Schuldgefühle und alte Zuneigung auf der anderen eine knisternde Melange abgeben, der Serie einen Schub großes Melodram.