Everything Everywhere All at Once

4K UHD | USA 2022 | 139 Minuten

Regie: Dan Kwan

Eine chinesisch-stämmige Waschsalonbesitzerin schlägt sich mit unzufriedenen Kunden, einem großen Essen für das chinesische Neujahrsfest und einem Streit mit dem Finanzamt herum. Urplötzlich findet sie sich jedoch in einem weit gewaltigeren Chaos wieder, bei dem sie parallele Welten, andere Ichs und ihre Tochter, die angesichts des Multiversums am Sinn des Lebens verzweifelt und einen düsteren Pfad eingeschlagen hat, an ihre Grenzen bringen. Das perfekt inszenierte, hyperaktive Film-Puzzle spielt mit der Idee eines Multiversums, wobei der permanente Wechsel der Szenerie für ein minutiös geplantes, urkomisches Durcheinander sorgt. Dabei sorgen das Ringen mit der Absurdität des Daseins und eine warmherzige Familiengeschichte für den emotionalen Kern. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
A24/AGBO/Hotdog Hands/Ley Line Ent./Year of The Rat
Regie
Dan Kwan · Daniel Scheinert
Buch
Dan Kwan · Daniel Scheinert
Kamera
Larkin Seiple
Musik
Son Lux
Schnitt
Paul Rogers
Darsteller
Michelle Yeoh (Evelyn Wang) · Stephanie Hsu (Joy Wang) · Ke Huy Quan (Waymond Wang) · James Hong (Gong Gong Wang) · Jamie Lee Curtis (Deirdre Beaubeirdra)
Länge
139 Minuten
Kinostart
02.03.2023
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
4K UHD | Abenteuer | Action | Komödie | Martial-Arts-Film | Science-Fiction
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Der Film spielt mit den Bildformaten von Vollbild (FF) bis Cinemascope (2.35:1). Die Extras umfassen u.a. einen ebenso amüsanten wie erhellenden Audiokommentar der Regisseure sowie ein von den Regisseuren kommentiertes Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (14 Min.). Die umfangreichere BD enthält zudem u.a. das „Making-of“-Feature „Almost Everything You Ever Wanted to Know About Everything Everywhere All at Once“ (41 Min.) und die Featurette „Alpha Bits“ (11 Min.) über die Effekte und Stunts. Das Mediabook enthält zudem ein 24-seitiges Booklet mit Texten zum Film. Das Mediabook ist mit dem Silberling 2022 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Leonine (16:9, FF bis 2.35:1, DD5.1 engl. & Mandarin & kanton./dt.)
Verleih Blu-ray
Leonine (16:9, FF bis 2.35:1, dolby_Atmos engl. & Mandarin & kanon./dt.)
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Hyperaktives Science-Fiction-Puzzle um eine überforderte Waschsalonbetreiberin, die sich urplötzlich im Zentrum eines Multiversums wiederfindet und für den Fortbestand der Welt sorgen muss.

Diskussion

Evelyn Wang (Michelle Yeoh) ist eine chinesische Immigrantin, die zusammen mit ihrem Mann Waymond und ihrer Tochter Joy einen großen Waschsalon betreibt. Ihr Tag hatte eigentlich gut begonnen, doch unzufriedene Kunden bringen die resolute Frau bald auf die Palme. Gleichzeitig soll sie für das chinesische Neujahrsfest am Abend das Essen für mehrere Dutzend Gäste zubereiten. Die Ansprüche ihres Vaters Gong Gong, der extra zu Besuch kommt, darf sie nicht enttäuschen. Joy will ihre Freundin Becky zu der Party mitbringen – keine gute Idee, denn hinter dieser Freundschaft verbirgt sich eine handfeste lesbische Beziehung, und das muss nicht jeder wissen.

Der Filmtitel wird eingelöst

Doch all das ist nichts gegen die Probleme, die Evelyn mit dem Finanzamt hat. Schon die unzähligen kleinen Berge von Quittungen, die sich auf ihrem Schreibtisch stapeln, zeugen davon, dass sie es mit dem Absetzen von berufsbezogenen Ausgaben nicht so genau nimmt. Ihr Mann Waymond wollte seiner Frau eigentlich die Scheidungspapiere zur Unterzeichnung vorlegen. Doch jetzt macht er sich auf den Weg zum Finanzamt, um mit der Beamtin (köstlich: Jamie Lee Curtis) die Steuerprobleme zu lösen. Plötzlich macht er eine überraschende Verwandlung durch: Ein zweites Ich aus einem parallelen Universum schlüpft in seinen Körper und verleiht ihm übermenschliche Kung-Fu-Kräfte, die die Bürowaben des Finanzamtes erzittern lassen.

Mit einem Mal ist man mittendrin in einer Erzählung, in der es mehrere Universen gibt. Raum und Zeit lösen sich auf. Jeder Mensch hat auch mehrere Leben in mehreren Parallelwelten und kann sich die Fähigkeiten seiner Alter Egos aneignen – was zahlreiche Möglichkeiten für die Protagonistin von „Everything Everywhere All at Once“ eröffnet. So sind die Menschen eines Universums – in einer etwas neckischen Idee – einmal mit knochenlosen Wurstfingern zu sehen, was schlimme Folgen für das Klavierspiel hat.

Ein sorgsam geplantes Chaos

Ausgedacht haben sich dieses Szenario Daniel Kwan und Daniel Scheinert, die auch als die „Daniels“ bekannt sind. Das Ergebnis ist ein verrückt-nervöses Film-Puzzle, das das Publikum mitunter überfordert. Die Tatsache, dass sich durch die vielen Universen die Szenerie mit Dekors und Kleidung ständig ändert, oftmals innerhalb von Sekunden, sorgt für ein Chaos, in dem man schnell den Überblick verliert. Erschöpft lässt man die Ideenflut an sich vorbeiziehen.

Natürlich ist es ein sorgsam geplantes Chaos. Jede Einstellung, jeder Sound-Effekt, jeder visuelle Gag steht dort, wo ihn die Regisseure haben wollen. Jedes Universum hat seinen eigenen Look und seine eigene Atmosphäre. Doch die Kakophonie an akustischen und visuellen Eindrücken, die vom Ideenreichtum der Macher zeugt, verleiht dem Film eine frenetische Hyperaktivität. Gewiss muss man die Ambitionen der Regisseure anerkennen, ebenso die gewissenhafte, haargenaue und feinziselierte Arbeit, mit der sie die rasanten Bilderfolgen zusammengesetzt haben. Dennoch ist „Everything Everywhere All at Once“ ein Film, der in seiner Kompliziertheit nur schwer zu greifen ist. Irritiert sucht man nach Orientierung und findet Halt in Einzelaspekten, zum Beispiel in Michelle Yeoh als Zentrum des Films, um das sich alles dreht.

Yeoh kann darin nicht nur die ganze Bandbreite ihrer Fähigkeiten ausspielen, von der körperbetonten Martial-Arts-Expertin bis zur begnadeten Komikerin mit perfektem Timing. Sie verweist auch immer wieder auf ihre eigene Filmografie, von ihren Anfängen im Hongkong-Kino der 1980er-Jahre, etwa „Powerman II“ (1985), bis hin zu „Tiger & Dragon“ (2000). Die Kampfszenen sind perfekt inszeniert, so überraschend sie in diesem alltäglichem Umfeld auch wirken mögen. Höhepunkt ist jene Szene, in der Waymond (Ke Huy Quan) mit einem kleinen, an einem Seil befestigten Sack seine Gegner im Finanzamt geschickt ausknockt. Nicht zu vergessen Jamie Lee Curtis, die mit hässlichem Haarschnitt und altmodischen Klamotten kaum wiederzuerkennen ist. Ihre Rolle als pedantische, aber auch machtbewusste Steuerprüferin macht ihr sichtlich Spaß.

Zwei Steine in der Wüste

Der Humor entsteht dabei vor allem durch die Missverständnisse, die Evelyns rudimentäre Englischkenntnisse auslösen. Vielleicht hat das Ganze auch etwas zu bedeuten, da es im Kern hier um eine Mutter geht, die das Scheitern des amerikanischen Traums beklagt und gleichzeitig lernen muss, ihre Tochter loszulassen. So ist auch das Bild zu verstehen, in dem Evelyn und Joy in einem Universum als große Steine in der Wüste erscheinen. Unverrückbar stehen sie nah beieinander, die Verbundenheit könnte nicht größer sein. Bis sich einer der Steine tapsig auf den Weg macht.

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