Das Mädchen deiner Träume

Romantische Komödie | Australien 2020 | 108 Minuten

Regie: Luke Eve

Ein aufstrebender australischer Singer-Songwriter möchte gute Musik machen und normal sein, leidet aber seit seinem zwölften Lebensjahr an Schizophrenie und wird von Stimmen verfolgt. Als sein Bruder und dessen Frau ein Kind erwarten, soll er fortan für sich selbst sorgen. Das wirft ihn aus der Bahn, doch genau da verliebt er sich in eine junge Frau, die am nächsten Tag scheinbar spurlos verschwunden ist. Eine bonbonfarbene Mischung aus Road Movie und Märchen, die von Perth bis Sydney quer über den Kontinent führt und das Thema Schizophrenie wohltuend entdämonisiert, aber auch ein Stück banalisiert. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
I MET A GIRL
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Monsoon Pict./Factor 30 Films
Regie
Luke Eve
Buch
Glen Dolman
Kamera
Patrick O'Sullivan
Musik
Matteo Zingales
Schnitt
Melanie Annan
Darsteller
Brenton Thwaites (Devon) · Lily Sullivan (Lucy) · Joel Jackson (Nick) · Anita Hegh (Patricia) · Zahra Newman (Olivia)
Länge
108 Minuten
Kinostart
24.06.2021
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Romantische Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Splendid (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Splendid (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Liebesdrama um einen jungen australischen Musiker, der an Schizophrenie leidet und sich in ein Mädchen verliebt, das es anscheinend gar nicht gibt.

Aktualisiert am
29.06.2021 - 09:51:00
Diskussion

„Wir haben eine Abmachung: Kein Alkohol, und ich will sehen, wie du deine Tabletten schluckst!“ Nick (Joel Jackson) meint es ernst, denn sein Bruder Devon (Brenton Thwaites) hat ein echtes Problem: Er ist psychisch hochgradig gestört. Seitdem er zwölf Jahre alt ist, hört er Stimmen und bekommt Medikamente. Wenn er die mal vergisst, führt das zu schlimmen Folgen. Deshalb endet auch Nicks Hochzeitsfeier im Desaster. Was als anrührender Song für den Bräutigam beginnt, wendet sich in Devons Reden ins Konfuse, bis er am Ende eine Flasche zerschlägt und sie sich in den Bauch rammt.

In der psychiatrischen Klinik wird er mit Elektroschocks behandelt, erhält Mal- und Gesprächstherapie und starke Medikamente. Fünf Jahre später soll er bei seinem Bruder Nick und dessen Frau Liv ausziehen, weil das Paar ein Baby erwartet. Das provoziert eine neue Psychose, die Devons alte Wahnvorstellungen reaktiviert: die böse Frauenstimme von Miss Needles, einer alten Krankenschwester, die seiner Mutter gleicht und ihn mit der Spritze verfolgt; und die gute Männerstimme von Mr. Rocket, einem aufgedrehten Superhelden, der ihm freundliche, zumeist aber sinnlose Ratschläge gibt.

Eine unvergessliche Begegnung

Devon stürzt von einem Dachfirst in den Abgrund, aber es passiert nichts; er erwacht in einer ihm fremden Wohnung in einer leeren Badewanne und begegnet dem Mädchen seiner Träume: Lucy (Lily Sullivan). Mit ihr verbringt er einen wunderschönen Tag und eine unvergessliche Nacht, doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden.

Nick ist davon überzeugt, dass Lucy eine weitere Wahnvorstellung seines kleinen Bruders ist, aber Devon hat längst eine geheime Botschaft gefunden: „Wir treffen uns in Sydney“. Von Perth aus macht er sich auf die lange Reise durch den Kontinent, per Zug, Bus und Anhalter. Unterwegs verliert er allerdings seine Tabletten. Sein Bruder Nick sucht ihn währenddessen verzweifelt, bis er einen Hinweis via Fernsehen erhält.

„Das Mädchen deiner Träume“ ist das Kinodebüt des australischen Musikvideo- und Serienregisseurs Luke Eve, der sich auf den Mix von Genres versteht, wie er ihn in ebenfalls gemeinsam mit dem Drehbuchautor Glen Dolman entwickelten Serien vorgemacht hat: In „Low Life“ (2014) in Gestalt einer schwarzen Komödie über jugendliche Depressionen, in „High Life“ (2017) als dramatische Erzählung von einer Jugendlichen mit bipolaren Störung.

Ein bonbonbunter Genre-Mix

„Das Mädchen deiner Träume“ ist hingegen ein einfach gestricktes Märchen in Bonbonfarben. Es verknüpft die Geschichte zweier ungleichen Brüder, von denen der ältere solide und pragmatisch, der jüngere aber romantisch und lebensfern ist, mit der Liebe zu einer geheimnisvollen Schönen, wobei lange offenbleibt, ob sie außerhalb der Einbildung des Protagonisten überhaupt existiert.

Der Film verbindet einen märchenhaften Stoff über einen Mann, der auf der Suche nach seiner großen Liebe das ganze Land durchquert und dabei alles verliert, aber ganz neue Erfahrungen macht, mit der Geschichte eines musikalischen, Gitarre spielenden Träumers, der immer wieder auf den Boden der Realität zurückgeschleudert wird. Und formt daraus eine romantische Komödie, bei der sich ein Junge und ein Mädchen verlieben, durch die Widrigkeiten des Lebens auseinandergerissen werden und hart darum kämpfen, am Ende doch wieder zusammenzukommen.

In seiner Mischung aus Road Movie, romantischer Komödie und Schizophrenie steuert der Film von einem Effekt zum nächsten. Beim ersten Kuss von Lucy und Devon knallt vor der nächtlichen Skyline von Perth gleich ein ganzes Feuerwerk in den Himmel; in Lucys Wohnung fallen Herbstblätter auf ihren Rücken, und ausgerechnet bei einem Interview in einem Fernsehkanal in Sydney tauchen Devons Dämonen wieder auf, die grotesken Figuren, die direkt aus einem knallbunten Comic stammen könnten und die im Laufe des langen Films zum „Running Gag“ werden.

Wie man immer wieder auf die Beine kommt

Der australische Darsteller Brenton Thwaites verkörpert sehr passend die Rolle des jugendlichen Rebellen, der eigentlich nur geliebt werden, schöne Musik machen und ganz „normal sein möchte“. Die Perspektive ist dabei fast ausschließlich auf ihn gerichtet; er ist der Erzähler des Films. Ein geschwätziger, aber sympathischer junger Mann, der wie ein Stehaufmännchen immer auf die Beine kommt und an das Gute glaubt.

„Das Mädchen deiner Träume“ ist ein unterhaltsames Märchen in Bonbonfarben, ein Film voller Retrokitsch und großer Gefühle. Die psychische Erkrankung des Protagonisten wird dabei sehr plakativ herausgestellt; in der bunten Genremischung ist es aber nur ein Vehikel, um die turbulente Handlung voranzutreiben. Der Film entdämonisiert damit das Thema psychische Krankheit, aber er banalisiert es auch.

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