Arlo, der Alligatorjunge
Animation | USA 2021 | 90 Minuten
Regie: Ryan Crego
Filmdaten
- Originaltitel
- ARLO THE ALLIGATOR BOY
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2021
- Produktionsfirma
- Netflix Animation/Titmouse
- Regie
- Ryan Crego
- Buch
- Ryan Crego · Clay Senechal
- Musik
- Alex Geringas
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 6.
- Genre
- Animation | Kinderfilm | Komödie | Musical
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Liebenswertes Animationsfilm-Musical um einen ganz besonderen Jungen und seine verrückten Abenteuer bei der Suche nach seinem Vater.
Einzigartig sein, etwas ganz Besonderes – schön und gut. Oder auch nicht, wenn das dazu führt, dass man sich von anderen abgelehnt fühlt. Gerade in der Phase des Erwachsenwerdens ist die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Bestätigung groß, und entsprechend groß auch die Unsicherheit, wenn man irgendwie anders ist als die anderen. Arlo, der Titelheld von Ryan Cregos Animationsfilm-Musical, ist ziemlich anders: Er läuft zwar auf zwei Beinen und spricht wie ein Mensch, ist aber grün und hat die lange Schnauze eines Alligators. Zwar wird der „Alligator Boy“ mit dem knallroten Haarschopf von seiner menschlichen Ziehmutter Esmée, mit der er in den Sümpfen Louisianas haust, innig geliebt; aber von den Tieren dort will außer einem etwas drögen Ochsenfrosch keines so richtig mit ihm warm werden, und von den Menschen hat ihn Esmée immer ferngehalten, wohl wissend, dass die Reaktionen auf den außergewöhnlichen Jungen nicht sehr nett ausfallen würden.
Odyssee Richtung Big Apple
Doch ewig kann und will die alte Frau ihren neugierigen, nach Gesellschaft hungernden Jungen vor der Welt nicht beschützen. So eröffnet sie ihm eines Abends das Geheimnis seiner Herkunft: Arlo wurde als Baby in New York ausgesetzt; ein Bändchen um den Arm des Säuglings verriet seinen Namen – und auch den seines Vaters: Ansel Beauregard. Nun ist es an der Zeit für Arlo, sich auf die Suche nach ihm zu machen.
Mit Musik im Blut und auf den Lippen und einer reichlich naiven Vorstellung von dem, was ihn jenseits des Sumpfs erwartet, startet er in sein großes Abenteuer. Dort gerät er zwar schnell in Gefahr, weil zwei gierige Gestalten ihn als neue Attraktion in ihrer „Gator X-Perience“ ausersehen haben und einfangen wollen. Doch er stolpert zu seinem Glück auch bald über weitere Misfits und Sonderlinge, die von seiner sonnigen Art angezogen werden und sich mit ihm zu einer kuriosen Clique zusammentun. Der Weg nach Big Apple ist damit geebnet. Dort wartet auf Arlo indes nicht die liebevolle Begegnung mit dem Vater, die er sich so sehnlich wünscht…
Ein charmant-nostalgischer 2D-Stil
Der Umgang mit dem „Anderssein“ ist das große Thema dieses Kinderfilms – und ein Plädoyer für den Mut, sich nicht zu „ent-fremden“, nicht das an sich zu verbergen oder zu kaschieren, was andere als befremdend und eigenartig empfinden, sondern sich an die Leute zu halten, die einen so nehmen, wie man ist. Regisseur Ryan Crego, der den Film inklusive der zahlreichen Songs auch mitgeschrieben hat, und seine Animatoren hatten bei der visuellen Gestaltung beratende Schützenhilfe des erfahrenen Animationskünstlers James Baxter, der bei Disney-Klassikern wie „Der Glöckner von Notre Dame“ und „Arielle, die Meerjungfrau“, aber auch bei neuen Animations-Highlights wie „Klaus“ und „Wolfwalkers“ mitgewirkt hat.
Das Ergebnis ist ein charmant-nostalgischer, in den Hintergründen aquarellig anmutender 2-D-Animationsstil mit durchdachtem Farbkonzept, das immer wieder die Befindlichkeiten der Figuren spiegelt. Ebenso wie die eingängigen, der Disney-Tradition folgenden, popballadigen Songnummern, die emotionale und visuelle Höhepunkte markieren.
Ein Haarball auf High Heels und andere Skurrilitäten
Erzählerisch punktet der Film durch eine gut austarierte Mischung aus einem Feuerwerk an skurrilen Ideen mit einer einfühlsam entwickelten Coming-of-Age-Story und dem entschiedenen Bekenntnis zur „Diversity“. Während schrullige Sidekicks wie ein pinkfarbener Haarball auf High Heels, ein gnomenkleiner Italiener und ein Mensch-Fisch-Mischwesen vor allem für den schrägen Humor da sind, zeigt etwa die Nebenfigur eines Mädchens namens Bertie, das nicht nur gewaltig groß und breit ist, sondern auch gewaltig darunter leidet, dass die Macher ihr Thema durchaus ernst nehmen und dem Kummer über das Gefühl des Ausgegrenztseins Raum zu geben bereit sind – in kindgerechter Form.
Während kleine Zuschauer zudem an den dem Slapstick huldigenden Actionszenen ihren Spaß haben dürften, in die Arlos Suche immer wieder mündet, geben anspielungsreiche Gags wie etwa eine herrliche Persiflage auf den Glamour der Met-Gala im Showdown, eine Hommage an Chaplins "Tramp"-Figur oder eine parodistische Reminiszenz an den New-York-Film „Asphalt Cowboy“ („Hey, I’m walking here!!“) auch den erwachsenen Zuschauern jede Menge Stoff zum Lachen. Insgesamt also ein gelungener Ansatz, um dem Netflix-Publikum Arlo und seine Welt schmackhaft zu machen. Denn davon soll es bald mehr geben: Die Serie „I Heart Arlo“ ist schon in der Mache.