Moxie. Zeit, zurückzuschlagen
Coming-of-Age-Film | USA 2021 | 112 Minuten
Regie: Amy Poehler
Filmdaten
- Originaltitel
- MOXIE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2021
- Produktionsfirma
- Paper Kite Prod.
- Regie
- Amy Poehler
- Buch
- Tamara Chestna
- Kamera
- Tom Magill
- Schnitt
- Julie Monroe
- Darsteller
- Hadley Robinson (Vivian) · Amy Poehler (Lisa) · Lauren Tsai (Claudia) · Patrick Schwarzenegger (Mitchell Wilson) · Alycia Pascual-Pena (Lucy)
- Länge
- 112 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Coming-of-Age-Film | Komödie | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Schwungvolle High-School-Komödie über eine Jugendliche, die mit einem anonymen Protest gegen den Sexismus an ihrer Schule eine kleine Revolution lostritt.
Revolution, Baby! Ein Beben geht durch die Reihen der Schülerinnen. Seitdem auf den Schultoiletten ein Pamphlet mit altmodisch per Hand montierten Fotos und Schriftzügen die Runde macht, ist das Eis gebrochen. Endlich hat eine Schülerin den Mut gefunden, sich für die Rechte der jungen Frauen einzusetzen. Endlich hatte eine von ihnen genug von den peinlichen sexistischen Ratinglisten der männlichen Schüler, von den Grabschereien, von den machohaften Sprüchen, von der ungleichen Behandlung, was körperbetonte Kleidung angeht, von der ängstlichen Schulleiterin, die Beschwerden über Belästigungen lieber als belanglose Verärgerungen abtut. Niemand ahnt, dass hinter diesem revolutionären Blatt die unscheinbare 16-jährige Vivian (Hadley Robinson) steht. Genau jene Schülerin, die sich bislang immer so regelkonform verhalten hat – bis sie auf den Song „Rebel Girl“ von Bikini Kill aufmerksam wird und einen alten Koffer ihrer Mutter öffnet: eine Schatztruhe des Feminismus der 1990er-Jahre.
Auch Vivians Mutter Lisa (Amy Poehler), heute in einem bürgerlichen Beruf, hat in ihrer Jugend die Botschaften der „Riot Grrl“-Subkultur aufgesogen und die punkige Musik junger Frauen gehört, die gegen das Patriarchat protestiert haben. Für Vivian sind die Fundstücke ein Augenöffner und Quelle der Inspiration. Zum ersten Mal beginnt sie, das in ihrer Umgebung vorherrschende Frauenbild nicht mehr als gegeben hinzunehmen. Sie will etwas verändern, sich nicht länger unsichtbar machen, um Ärger zu vermeiden, sondern gesehen und gehört werden.
Ein schwungvoller Beginn
„Moxie“ – der heute kaum mehr gebräuchliche englische Begriff bedeutet so viel wie Schneid und ist im Film zugleich der Titel von Vivians Zine – beginnt schwungvoll und grundsympathisch. Die High-School-Welt wirkt vertraut in der Zusammenstellung ihrer Typen: es gibt die unscheinbaren Mauerblümchen, die Außenseiter, die Sportler, die Rebellen. Zeitgemäß wird dies in dieser Produktion durch die diverse Besetzung, durch die das Thema Gleichberechtigung noch einmal aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet wird.
Vor allem in der ersten Hälfte macht „Moxie“ durch seine Leichtigkeit viel Spaß und verknüpft zudem bekannte Situationen des Schulalltags und der Eltern-Kind-Beziehungen mit einem relevanten gegenwärtigen Thema, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Zu einer Hassfigur wird schnell der Schönling Mitchell (Patrick Schwarzenegger), der arrogante Kapitän der Footballmannschaft, der seine Mitschülerinnen wie Trophäen behandelt und es nicht ausstehen kann, wenn man ihm widerspricht. Eine Haltung, mit der er jedoch bei Lucy (Alycia Pascual-Pena), die neu an die Schule kommt, auf Granit beißt. Lucy ist in jeder Hinsicht selbstbewusst, bietet Mitchell ebenso die Stirn wie sie den Schulkanon herausfordert, in dem nur die Werke alter weißer Männer als Klassiker gefeiert werden und afroamerikanische Autorinnen keinen Platz haben. Sie ist eine der ersten, die sich einem Bündnis rund um Vivians Zine anschließt.
Mehr mit Witz als mit Aggression
Aber „Moxie“ ist eben vor allem eine High-School-Komödie. Die Wut der Schülerinnen über die Missstände wird deshalb mehr mit Witz umgesetzt als mit Aggression. Gefühlsausbrüche gibt es nur am sicheren Familientisch, wenn Vivian auf einmal beginnt, mit allem und jedem in ihrer Nähe abzurechnen. „Zurückgeschlagen“, wie es der deutsche Titelzusatz reißerisch formuliert, wird hier nicht. Aber es wird eine Haltung formuliert und es entsteht ein neues Selbstbewusstsein.
Im letzten Drittel allerdings geht dem Film deutlich die Luft aus. Die Standardsituationen häufen sich, große Probleme werden aus dem Ärmel gezaubert, aber nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt aufgelöst. Es liegt an dem sympathischen Ensemble, zu dem auch die Regisseurin Amy Poehler in der Rolle von Vivians mittlerweile zur Ruhe gekommener Mutter gehört, dass diese Vereinfachungen in der insgesamt doch recht zuckrigen Welt von „Moxie“ akzeptabel bleiben. Als Jugendfilm zettelt „Moxie“ nicht den ganz großen Aufschrei und die ganz große Revolution an. Aber für ein wenig Unruhe kann er sorgen, weil er an alltäglich erlebten Ungerechtigkeiten ansetzt, die überall zu finden sind.