Dokumentarfilm | Deutschland 2020 | 83 Minuten

Regie: Viviana Uriona

Dokumentarfilm über die Marshall-Inseln und ihre Bewohner, die vom Anstieg des Meeresspiegels im Pazifischen Ozean unmittelbar betroffen sind, weil in 30 Jahren kaum noch bewohnbare Landstriche davon übrig sein werden. Dennoch klammern sich die Einwohner wie auch die Filmemacher an optimistische Prognosen und den Glauben an einen radikalen Wandel der technischen Zivilisation. Grandiose Drohnenaufnahmen und ein sorgfältig ausgesuchter Soundtrack wirken bisweilen schon wie ein Epitaph. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Studio Kalliope
Regie
Viviana Uriona · Mark Uriona
Buch
Bewohner der Marshallinseln
Kamera
Bewohner der Marshallinseln
Musik
Boris Löbsack
Schnitt
Dalia Castel
Länge
83 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Dokumentarfilm über die Marshall-Inseln und ihre Bewohner, die vom Anstieg des Meeresspiegels im Pazifischen Ozean unmittelbar betroffen sind, weil in 30 Jahren kaum noch bewohnbare Landstriche davon übrig sein werden.

Diskussion

„Wir sind Meeresmenschen“, sagt eine der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Einwohnerinnen der Marshall-Inseln, die in der Nähe des Äquators im Pazifischen Ozean liegen. In ihren Augen hat sich längst das Entsetzen darüber eingeschrieben, ihre Heimat und damit den Ort ihrer Kultur und Identität verlassen zu müssen. Bislang lieferte das Meer mit seinen reichen Fischbeständen die Existenzgrundlage. „Was aber passiert, wenn das Wasser zum Feind wird?“, fragt sich eine Mitarbeiterin der Behörde für maritime Ressourcen.

Die Republik besteht aus 1156 Inseln. Wissenschaftler rechnen damit, dass schon in 30 Jahren kaum noch bewohnbare Landstriche übrig sind. Nach den Atombombentests während des Kalten Krieges ist es nun nicht mehr die nukleare Strahlung, die das Leben auf den paradiesischen Inseln allmählich unmöglich macht. Im Zuge des Klimawandels erodiert der Boden, Salzwasser macht das Trinkwasser ungenießbar, Überschwemmungen häufen sich, Korallenriffe sterben ab, die Fische ziehen in kältere Regionen weiter und die Pflanzenvielfalt und damit auch die Nahrungsgrundlage verschwindet.

Eine Stimme für die Betroffenen

Die Dokumentation von Viviana und Mark Uriona gibt den Menschen eine Stimme, die von dem bevorstehenden Kollaps privat oder beruflich betroffen sind. Lehrer, Meeresbiologinnen, Katastrophenmanager, Journalisten, Leiterinnen von Non-Profit-Organisationen oder Energieplaner und Fischer erinnern sich an den Zustand von früher und erzählen von den bereits gravierenden Veränderungen. Sowohl die Ursachen als auch mögliche Lösungsansätze werden auf allen Ebenen diskutiert. Dazwischen sorgen grandiose Drohnenaufnahmen, atmosphärisch untermalt durch sorgfältig ausgesuchte Indie-Musik von „Radiohead“ bis zur deutschen Liedermacherin Dota für Momente des Aufatmens – und zugleich des Abschieds von einer überwältigenden Naturkulisse. Denn zurück auf dem Boden erweist sich diese nämlich als längst angegriffen. Man sieht massenweise umgefallene Palmen am Strand, oder Bagger, die vergeblich Felsen auftürmen.

Auch wenn einige der Protagonisten nicht an den Untergang glauben wollen, schwebt eine traurige Gewissheit über der Polyphonie der Stimmen, dass die Zeitspanne für eine Rettung eigentlich längst abgelaufen ist. Es bedürfte wohl eines sofortigen globalen Lockdowns, um den Marschallesen, deren Grundstücke vom Ozean schon angefressen werden, eine Perspektive bieten zu können. Ihnen wird aber auch ihr „Manit“, ein moralischer Kodex, nicht weiterhelfen, nachdem ein aggressiver Mensch verachtenswert und ein friedvoller Mensch eine Respektsperson sei.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Angesichts des weltweit grassierenden Populismus und internationaler Finanzkonzerne, die immer noch in klimaschädliche Großprojekte in Indien, China oder Bangladesch investieren, sind die Aussichten auf einen Stopp des Meeresanstiegs gering. Die Regisseure bevorzugen zwar wie die intensiv an dem Filmprojekt partizipierende Bevölkerung optimistische Prognosen, lassen aber keinen Zweifel daran, dass die Insulaner mit ihren in der Wirkung bescheidenen Öko-Initiativen allein nichts ausrichten können. Sie erscheinen in ihrer lokalen Verwurzelung als hoffnungslose Verlierer eines Prozesses, der längst ohne sie entschieden worden ist.

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