Blow the Man Down
Krimi | USA 2019 | 90 Minuten
Regie: Bridget Savage Cole
Filmdaten
- Originaltitel
- BLOW THE MAN DOWN
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2019
- Produktionsfirma
- Secret Engine/Tango
- Regie
- Bridget Savage Cole · Danielle Krudy
- Buch
- Bridget Savage Cole · Danielle Krudy
- Kamera
- Todd Banhazl
- Musik
- Jordan Dykstra · Brian McOmber
- Schnitt
- Marc Vives
- Darsteller
- Sophie Lowe (Priscilla Connolly) · Morgan Saylor (Mary Beth Connolly) · Margo Martindale (Enid Nora Devlin) · June Squibb (Susie Gallagher) · Annette O'Toole (Gail Maguire)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Krimi | Tragikomödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Zwei Schwestern, eine lästige Leiche und ein Fischerort mit noch mehr Leichen im Keller: Ein schwarzhumoriger Kriminalfilm
Die zwei Schwestern haben ein großes Problem: Der tote Typ passt einfach nicht in die kleine Gefriertruhe, und so macht Priscilla (Sophie Lowe), eigentlich die Bravere der beiden, kurzen Prozess und verkürzt die Arme, um alle Teile besser stapeln zu können. Deckel zu und ab ins Meer. „Go down, you blood red roses“, stimmt der Fischerchor an, ein Männerchor, der immer wieder das Geschehen auf antik-theatralische Weise begleitet.
Die Mörderin des so pietätlos entsorgten Mannes ist die jüngere Schwester, Mary Beth (Morgan Saylor). Auf der Trauerfeier ihrer verstorbenen Mutter hat sie erfahren, dass sie und ihre Schwester nur einen Fischladen in der Kleinstadt Easter Cove und ein Haufen Schulden geerbt haben. Mary Beth, die ohnehin das „shit hole“ in Maine Richtung College verlassen will, hat sich im Anschluss an die Beerdigung in der Dorfbar einen Drink zu viel gegönnt und ist mit einem ziemlich fertigen Typen weggefahren, der sie während der Autofahrt erst angegrabscht und nach dem Aussteigen bedroht hat. Auf der Flucht hat Mary Beth den Mann dann in Notwehr mit einer Mistgabel aufgespießt. Verstört hat sie ihrer Schwester Priscilla die Tat gestanden. Ab der gemeinsamen Beseitigung der Leiche sind sie „partners in crime“.
Ein weiterer Toter im Meer
Doch dann birgt die Polizei eine Leiche aus dem Meer. Priscilla kommt ins Schwitzen. Es stellt sich zwar heraus, dass es jemand anders ist, der erstmal nichts mit der Aktion der Schwestern zu tun; trotzdem wird es den Schwestern, die schwer an ihrer Schuld tragen, ungemütlich.
Drei Omis mit Strickjäckchen, die wie drei fiese Inquisitorinnen wirken, behaupten, die Schuldige zu kennen: Enid (Margo Martindale), eine Frau, die das örtliche Bordell getarnt als Bed & Breakfast betreibt. Enid wiederum wirft ihnen Heuchelei vor, zeigt aber später selbst ihr böses Gesicht. Sie findet das Messer, mit dem Priscilla den Toten verstümmelt hat, und erpresst daraufhin die zwei Schwestern: „A lot of people underestimate young girls!“
Tee, Kuchen und ein hohes Blutbarometer
In den USA, wo „Blow the Man Down“ schon letztes Jahr auf dem Tribeca Festival Premiere hatte, wurde der Film von dem Regie- und Drehbuch-Duo Bridget Savage Cole und Danielle Krudy als neuer „Fargo“ gefeiert. Tatsächlich ähneln die verschneite Kleinstadt in New England und der dunkle Humor dem 1990er-Klassiker der Coen-Brothers.
Auch das Blutbarometer ist vergleichsweise hoch, und die spießigen Bewohner sind grausamer, als sie erscheinen, dafür ein wenig realistischer. Sie benehmen sich nicht unbedingt seltsam oder ungewöhnlich, womit der Kontrast zur Gewalt, zu der sie dann wie aus heiterem Himmel fähig sind, besonders stark wirkt. Die Omis servieren Tee und Kuchen und schaufeln Schnee, aber drohen jedem Andersdenkenden. Enid führt ihr Geschäft sorgfältig, aber auch skrupellos. Ein junger Polizist ermittelt aufmerksam, aber knickt ein, als sein Schönling-Ego verletzt ist.
Leben und Sterben in Amerikas Provinz
Savage Cole und Krudy beherrschen das Suspense-Prinzip so gut, dass man mit den Schauspielerinnen Morgan Saylor und Sophie Lowe als uneiniges Schwesterpaar die ganze Zeit mitfiebert. Umgeben sind sie von einem Panorama an DorfbewohnerInnen, neben dessen allmählich sich offenbarendem kriminellen Potenzial die zwei Schwestern, die aus der Not einen übergriffigen Mann entsorgen, noch vergleichsweise harmlos wirken. Vor allem Margo Martindale als Enid kann ihre fieseste Miene zeigen. Doch auch mit dieser Frau kann man Mitleid haben, wenn sie allein trinkend im Bett sitzt. Auf dem Land versucht eben jede Frau auf unterschiedliche Weise zu überleben.
An sich erzählen die Filmmacherinnen nichts Neues, wenn sie die Doppelmoral und den brutalen Überlebenswillen in Amerikas Provinz ins Visier nehmen, finden aber mit ihren starken Frauenfiguren einen durchaus erfrischenden Zugang zum Thema. Selbstsicher erklärt Enid den Mädchen einmal: „We never got caught for anything.“ Mit so viel Chuzpe muss man erstmal auftreten können.