I Am Not Okay With This
Comicverfilmung | USA 2020 | 159 (7 Episoden) Minuten
Regie: Jonathan Entwistle
Filmdaten
- Originaltitel
- I AM NOT OKAY WITH THIS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2020
- Produktionsfirma
- 21 Laps Entertainment
- Regie
- Jonathan Entwistle
- Buch
- Jonathan Entwistle · Christy Hall
- Kamera
- Justin Brown
- Schnitt
- Yana Gorskaya · Dane McMaster · Varun Viswanath
- Darsteller
- Sophia Lillis (Sydney) · Wyatt Oleff (Stanley Barber) · Sofia Bryant (Dina) · Kathleen Rose Perkins (Maggie) · Aidan Wojtak-Hissong (Liam)
- Länge
- 159 (7 Episoden) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Comicverfilmung | Jugendfilm | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Eine Serienadaption von Charles Forsmans gleichnamiger Graphic Novel um ein 15-jähriges Mädchen, das beunruhigende telekinetische Kräfte entwickelt.
Ist es eine Angstfantasie oder ein Blick in die Zukunft, wenn blitzartig immer wieder Bilder einer blutüberströmten, entsetzten Syd (Sophia Lillis) in die Handlung eingeschnitten werden? Der Bezug ist jedenfalls ziemlich offensichtlich: Brian de Palmas Verfilmung von Stephen Kings „Carrie“, eine Ikone der „Teenage Angst“, wird da in Erinnerung gerufen. Das Unbehagen angesichts der körperlichen und emotionalen Entwicklungen im Teenager-Alter, Konflikte mit einer anspruchsvollen Mutter, der ganz normale soziale Horror in einer amerikanischen High School und eine Heldin mit höchst unnormalen übersinnlichen Fähigkeiten – all diese Themen hat die Graphic-Novel-Verfilmung „I Am Not Okay With This“ mit dem Horror-Klassiker gemeinsam, variiert sie allerdings in einem anderen Tonfall: als schräg-humorvolle Tragikomödie – bevor irgendwann doch auf zunächst leisen Sohlen, dann im Finale von Staffel 1 mit einem lauten Knall der Horror Einzug hält.
Auf halbem Weg zwischen „X-Men“ und normalem High School Stoff
Auf Basis der Geschichten um die gebeutelte 15-Jährige Sydney von Comickünstler Charles Forsman wandert die Serienadaption von Jonathan Entwistle (der auch schon an der Verfilmung von Forsmans "The End of the F***ing World" mitgewirkt hat) irgendwo auf halbem Wege zwischen „X-Men“-Fantastik und gängigen High School-Stoffen um pubertäre Liebeswirren und die gnadenlose soziale Schul-Hackordnung – und erinnert dabei mit einem gewissen Retro-Touch in Musik und Ausstattung auch an die Netflix-Erfolgsserie „Stranger Things“, deren Produzenten Shawn Levy und Dan Cohen auch hier wieder die Finger im Spiel hatten.
Die Hauptfigur Sydney kämpft gut ein Jahr nach dem rätselhaften Selbstmord ihres Vaters, eines von PTSD geplagten Veteranen, noch mit dem Verlust, ergeht sich in ständigen Streitereien mit ihrer dauergestressten Mutter, die will, dass sie sich mehr mit um den Haushalt und den kleinen Bruder kümmert, und ist zu allem Elend höchst beunruhigt von ihren plötzlich auftretenden telekinetischen Fähigkeiten, die in Erregungssituationen unkontrollierbar aus ihr heraus brechen.
Wenn die Teenager-Gefühle unbeherrschbar eskalieren
Sie ist, um in der X-Men-Terminologie zu bleiben, eine Mutantin – nur leider gibt es in ihrer Kleinstadt-Welt im ländlichen Pennsylvania weit und breit keinen weisen Professor X, der ihr dabei helfen könnte, ihre „Superkräfte“ zu verstehen oder zu beherrschen. Und der Nachbarsjunge Stanley (Wyatt Oleff), der in Syd verliebt ist und ihr als einziger Eingeweihter in ihr paranormales Geheimnis mit Rat und Tat zur Seite steht, ist mit der Mentor-Aufgabe heillos überfordert. Zumal die Gefühle, die Stanley für sie hat, nicht gerade dazu beitragen, Syds seelischen Zustand zu stabilisieren. Denn Syd mag den Jungen, der wie sie an ihrer High School ein Außenseiter ist, zwar sehr, kann seine Gefühle aber nicht erwidern, weil sie sich stattdessen auf sehr verwirrende Weise zu ihrer besten Freundin Dina (Sofia Bryant) hingezogen fühlt. Und so hat Syd mehr und mehr damit zu kämpfen, die Kontrolle über sich zu bewahren. Doch spätestens als sie am Rand ihres Gesichtsfelds immer öfter eine mysteriöse dunkle Gestalt wahrnimmt, fangen die Ereignisse allmählich an zu eskalieren…
Charismatische Hauptdarsteller machen aus der Serie großes Teenager-Gefühlskino
Sowohl was die Figurentypen als auch diverse Handlungselemente (die peinliche Party-Entgleisung, der Einbruch im Büro des Direktors, schließlich der große Schulball) angeht, variiert die Serie weitgehend vertraute Standards des Highschool-Genres und setzt die fantastischen Elemente eher zurückhaltend ein. Charme und Originalität gewinnt sie vor allem durch die markante Zeichnung ihrer Hauptfiguren, großartig gespielt von den „Es“-Stars Sophia Lillis und Wyatt Oleff: Sie füllen die Stereotypen der Außenseiter-Heldin und ihres Nerd-Freunds schnell mit ganz eigenem Leben und machen aus der komplexen, lange unbestimmt schillernden Freundschaft der beiden großes, einfühlsames Gefühlskino. Syd, aus deren (Tagebuch-) Perspektive die Serie großteils erzählt ist, mag optisch zwar eine ziemlich geschönte Version von Forsmans herrlich schlurfiger Bohnenstangen-Figur sein; Sophia Lillis findet jedoch souverän eine Körpersprache, um die innere Befindlichkeit der Figur transparent zu machen – ihre Unsicherheit und latente Defensiv-Haltung, die immer mal wieder in unbeschwerten, glücklichen Momenten aufgebrochen wird, etwa wenn sie sich traut, bei Stan zunächst im wortwörtlichen und bald darauf auch im metaphorischen Sinn die Hosen runterzulassen und sich zu öffnen, oder wenn sie die Gelegenheit bekommt, mit Dina zu tanzen. Eine Serienheldin, der man nach dem etwas arg abrupten Ende von Staffel 1 gerne auch noch tiefer in die pubertären Gefühlsuntiefen folgen würde.