Morgen sind wir frei

Drama | Deutschland 2018 | 98 Minuten

Regie: Hossein Pourseifi

Ein aus dem Iran stammender Journalist, der mit seiner deutschen Frau in der DDR lebt, kehrt nach der iranischen Revolution 1979 mit seiner Familie in seine Heimat nach Teheran zurück. Doch die Hoffnungen, dass sich dort alles zum Besseren ändern könnte, werden bitter enttäuscht, als sich das neue islamische Regime als immer restriktiver entpuppt. Am Beispiel des Familiendramas entfaltet der Film eine solide Geschichtslektion über die Umbrüche nach dem Sturz des Schahs im Iran, fällt formal aber ziemlich bieder aus. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Little Dream Ent./WDR/arte
Regie
Hossein Pourseifi
Buch
Hossein Pourseifi
Kamera
Patrick Orth
Musik
Ali N. Askin
Schnitt
Katharina Schmidt
Darsteller
Katrin Röver (Beate) · Reza Brojerdi (Omid) · Majid Bakhtiari (Ghasem) · Brigitte Böttrich (Gisela) · Zahra Amir Ebrahimi (Nadja)
Länge
98 Minuten
Kinostart
14.11.2019
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Historienfilm
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Heimkino

Verleih DVD
Lighthouse
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Ein aus dem Iran stammender Journalist, der mit seiner deutschen Frau in der DDR lebt, kehrt nach der iranischen Revolution 1979 mit seiner Familie in seine heimat zurück. Doch die Hoffnungen, dass sich dort alles zum Besseren ändern könnte, werden bitter enttäuscht.

Diskussion

West-Berlin. Sorgfältig versteckt der junge Kommunist Omid einen Brief in den Spielzeugverpackungen eines Pakets, bevor er es zum Postamt trägt. „Ostergeschenke“. Dann fährt er über die deutsch-deutsche Grenze zurück in die DDR zu seiner Frau Beate und der gemeinsamen Tochter Sarah. Als kommunistischer Exilant kämpft er für den Sturz des während des Zweiten Weltkriegs von Großbritannien und der Sowjetunion installierten Schahs. Kurz darauf hört Omid im Radio, dass der Schah ins Ausland geflohen ist. Omid jubelt. Es ist der 16. Januar 1979.

Mit einem Mal steht für das Ehepaar die Frage im Raum, ob sie in den Iran übersiedeln sollen. Omid ist voller Hoffnungen für die neuen Möglichkeiten im Iran; Beate ist vor allem desillusioniert über die Unmöglichkeit in der DDR, im Fach Chemie zu promovieren, ohne sich mit Marxismus-Leninismus befassen zu müssen. Im Fernsehen laufen die Bilder der Revolution im Iran – und zwei Wochen später die von der Rückkehr Ajatollah Chomeinis aus dem französischen Exil. Noch im Exil wird Omid Chefredakteur einer oppositionellen Zeitung. Inmitten der politischen Wirren reist er nach Teheran. Wenig später folgen ihm seine Frau und seine Tochter.

Von den Umbrüchen der iranischen Revolution erzählen

Regisseur Hossein Pourseifi nutzt in „Morgen sind wir frei“ das deutsch-iranische Paar, um die Umbrüche der iranischen Revolution, die zunehmend eine islamische Revolution wurde, für ein deutsches Publikum begreifbar zu machen. Als Beate und Sarah Omid folgen, ist die politische Ausrichtung des Iran unter dem Schah noch klar zu erkennen: auf den Straßen fahren britische Doppeldeckerbusse inmitten eines Meeres westlicher Autos; an den Kinos werben Plakate für europäische Filme wie „Der unsichtbare Aufstand“ von Costa-Gavras sowie leicht anzügliches, populäres iranisches Kino; die Straßenimbisse verkaufen weiterhin Pepsi. Kurz darauf wird die Islamische Republik ausgerufen. Während sich Beate und ihre Tochter allmählich in dem neuen Land einfinden und Farsi lernen, nehmen die Spannungen weiter zu: Oppositionelle werden bedroht, Zeitungen geschlossen.

Verwundert beobachtet Beate, wie ihr Mann einen Kompromiss nach dem anderen mit dem autoritären religiösen Regime macht. Bei einem Ausflug ans Meer verteidigt Omid die Schergen des Regimes, als die seine Cousine daran hindern, mit einem männlichen Bekannten am Strand zu liegen. Omids Mutter wiederum ist kaum zu stoppen, die Tochter Sarah mit islamistischen Gepflogenheiten vertraut zu machen.

Die Illusion der Freiheit zerstiebt vor den Augen des jungen Paares. Beate sieht, wie eine befreundete Kollegin bei einer Demonstration von Anhängern des Regimes erschossen wird. Omid erlebt in den Diskussionen in der kommunistischen Zeitung, dass die Partei im Namen der nationalen Einheit zu den Gräueltaten schweigt. Ein geplanter Urlaub von Beate und Sarah erweist sich als schwieriger als gedacht, weil es zunächst keine Ausreisegenehmigung für Sarah gibt. Als Ende September 1980 der iranisch-irakische Krieg ausbricht, eskaliert die Repression weiter.

Eine solide Geschichtslektion

„Morgen sind wir frei“ ist eine solide filmische Geschichtslektion. Manche Dialoge mögen vielleicht etwas hölzern geraten sein, und insgesamt durchzieht den Film ein wenig der Muff von „Weißensee in Teheran“, doch insgesamt ist der Film ein durchaus passabler Zugang zu der verworrenen Abfolge von Umbrüchen, die den Iran seit Ende der 1970er-Jahre erschütterten. Viele dieser Umbrüche sind heute in Deutschland weitgehend vergessen. Angesichts dessen mögen die Schwächen des Films verzeihlich sein. Dennoch wäre es wünschenswert, dass sich deutsche Fernsehsender (denn um eine Fernsehproduktion handelt es sich im Grunde) bei künftigen Produktionen originellere Zugänge der Geschichtsvermittlung suchen, bevor jede historische Episode der Weltgeschichte einmal mit einer Familiengeschichte vermanscht wird.

Vor allem wäre zu wünschen, dass das durch diesen Film neu erweckte Interesse an iranischer Geschichte Zuschauern auch einen Zugang zum aktuellen Kino des Iran eröffnet. Denn dort wartet eine Wunderwelt filmischer Vielfalt und origineller Erzählformen, die in „Morgen sind wir frei“ nur ansatzweise aufblitzen.

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