Disneys „Der König der Löwen“ (1994) ist längst ein Mythos der Moderne, ebenso beliebt wie erfolgreich. Der Animationsfilm spielte weltweit fast eine Milliarde US-Dollar ein. Damit steht er auf Platz 42 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. In Deutschland zählte er inklusive der 3D-Fassung von 2011 fast 12 Millionen Besucher. Allein die Erlöse der Merchandise-Artikel belaufen sich auf fast drei Milliarden US-Dollar. Dazu gehört auch der erfolgreiche Soundtrack von Hans Zimmer und Elton John inklusive der Musical-Version, die noch immer in einigen Großstädten zu sehen ist.
Hinzu kam das überwältigende Kritiker-Lob, das nicht nur die Unterhaltsamkeit des Filmes betonte, sondern auch die Ernsthaftigkeit der angesprochenen Themen, die zum großen Teil aus dem Universum von Walt Disney resultieren. Man denke nur an "Bambi“ (Tod eines Elternteils), „Dumbo“ (Gefangenschaft der Mutter) oder „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ mit der bösen Stiefmutter; es geht aber auch um gewichtige Themen wie Geburt, Kindheit und Heranwachsen, Schuld und Verantwortung.
Nahe am Original
Die Neufassung von „Der König der Löwen“, inszeniert von Jon Favreau, fügt sich in das Konzept, erfolgreiche Zeichentrickfilme wie „Das Dschungelbuch“, „Dumbo“ oder jüngst „Aladdin“ noch einmal, als Realfilmversion oder Computeranimation, für ein neues Publikum aufzubereiten. Die Unterschiede zwischen Original und Remake sind auf der inhaltlichen Ebene gering, es gibt in „Der König der Löwen“ mit dem kleinen Rüsselspringer eine neue Figur, die Namen der Hyänen sind verändert, und natürlich gibt es neue Sprecher; so leiht jetzt Chiwetel Ejiofor statt Jeremy Irons dem bösen Löwen Scar seine Stimme.
Der Film erzählt noch einmal die Geschichte des kleinen Löwenbabys Simba, dessen Geburt in der Eröffnungsszene vor einer Heerschar von Tieren, vom Zebra bis zur Gazelle, vom Affen bis zur Giraffe, verkündet wird. Wie schon im Original wird der kleine Vierbeiner, einer Trophäe gleich, von einem steinernen Vorsprung aus hochgehalten, unter dem die zahlreichen Tiere jubeln, als wären sie auf einer politischen Veranstaltung.
Die ersten Szenen zeigen Simba als knuddeligen kleinen Kerl, der von allen geliebt wird, vor allem von seinem Vater Mufasa, dem König der Löwen. Doch Simba hat auch einen Feind – seinen Onkel Scar, den eifersüchtigen Bruder des Königs, der den Thron an sich reißen will. Bei einer Gnu-Stampede tötet Scar Mufasa, lässt Simba im Glauben, selbst schuld am Tod des Vaters zu tragen, und zwingt ihn, das Königreich zu verlassen.
Zwei quirlige Sidekicks
Mit Hilfe eines quirligen Erdmännchens namens Timon und seines treuen Freundes, des Warzenschweins Pumbaa, wird Simba erwachsen und wächst zu einem stattlichen Löwen heran. Jetzt muss er nur noch lernen, Verantwortung zu übernehmen und in das Land seines Vaters zurückzukehren, um seinen Platz auf dem Königsfelsen einzufordern.
Schon das Original von 1994 war visuell ein Augenschmaus; die aufregende Gnu-Stampede durch eine enge Schlucht wurde auch damals schon im Computer animiert. Nun greifen die Macher die fotorealistische CGI-Technologie wieder auf, die schon in John Favreaus Neuauflage von „Das Dschungelbuch“ zum Tragen kam. Die Animation der vielen Tiere ist höchst erstaunlich. Das betrifft sowohl die Natürlichkeit ihrer Bewegungen als auch die Detailfreudigkeit ihres Aussehens oder die Dreidimensionalität ihrer Körper; inbesondere das haarreiche Fell oder die füllige Mähne der Löwen sind ein echter Hingucker.
Der Geist von „Hakuna Matata“
Noch aufregender aber sind die fotorealistischen Landschaften, von der Düsternis des Elefantenfriedhofs über das schillernde Grün des Dschungels und die Endlosigkeit der Steppe bis zur Wüste, in der der Sand von den Dünen weht. Vielleicht liegt hier ein kleiner Fallstrick verborgen: „Der König der Löwen“ überwältigt durch seine Perfektion und die Makellosigkeit der Bilder. Das aber wäre gar nicht nötig, denn die Geschichte ist wie schon im Vorgänger unglaublich stark.
Der Düsternis des Bösewichts und seiner Armee aus hinterlistigen Hyänen setzt der neue „König der Löwen“ mit Timon und Pumba zwei lustige Sidekicks entgegen, die für ein humorvolles Gegengewicht sorgen. Und über allem weht wieder der Geist von „Hakuna Matata“.