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Romantische Komödie | Frankreich 2018 | 99 Minuten

Regie: Agnès Jaoui

Eine Fernsehproduzentin lädt zu einer Landparty auf ein Anwesen nahe Paris, bei der unterschiedlichste Charaktere aus ihrem familiären wie beruflichen Umfeld aufeinandertreffen. Mit fortschreitender Dauer entwickeln die Geplänkel und latenten Spannungen eine bissige Eigendynamik, wodurch Versagensängste, Missgunst und Selbstzweifel an die Oberfläche kommen. Die exzellenten Darsteller nutzen das verminte Terrain der Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten zu kleinen Glanzstücken, ohne die Würde der Figuren aufs Spiel zu setzen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
PLACE PUBLIQUE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
SBS Films/France 2 Cinéma
Regie
Agnès Jaoui
Buch
Jean-Pierre Bacri · Agnès Jaoui
Kamera
Yves Angelo
Schnitt
Annette Dutertre
Darsteller
Agnès Jaoui (Hélène) · Jean-Pierre Bacri (Castro) · Léa Drucker (Nathalie) · Kévin Azaïs (Manu) · Nina Meurisse (Nina Mareuil Castro)
Länge
99 Minuten
Kinostart
18.10.2018
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Romantische Komödie
Externe Links
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Exzellent gespielte Ensemble-Komödie über eine Landparty auf einem Anwesen bei Paris, bei dem diverse Figuren aus der Fernseh- und anderen Medienbranchen aufeinander treffen.

Diskussion

Wie altert man mit Würde in einer Gesellschaft, die sich ununterbrochen in den sozialen Netzwerken bespiegelt und deren Spielraum für die Privatsphäre immer enger wird? Indem man verzweifelt den Jüngeren nacheifert und jeden noch so lächerlichen Zeitgeist mitträgt? Der Fernsehmoderator Castro ist ein Meister darin, sein Alter von 65 Jahren zu ignorieren und selbst mit seinem jungen Chauffeur in Sachen Coolness zu konkurrieren. Seine Sendung, in der B-Prominente peinliche Geständnisse ablegen, verliert zunehmend an Quoten. Der Zenit seiner Popularität ist längst überschritten, der Rauswurf steht unmittelbar bevor. Für eine 20 Jahre jüngere Geliebte und Ex-Wetterfee mit Schauspielambitionen reicht sein verblassender Ruhm zwar noch, aber die Frustration hat sich längst in seine Gesichtszüge und unter sein Toupet gefressen.

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Castro ist ein zynischer Misanthrop, der an nichts mehr glaubt, in alle Richtungen austeilt und selbst vor seiner Tochter nicht zurückschreckt, als diese ein Enthüllungsbuch über ihre dysfunktionale Kindheit mit egomanischen Eltern veröffentlicht. Die Mutter ist das hippieske Gegenteil ihres Ex-Gatten. Sie engagiert sich für Flüchtlinge, das Klima und rettet täglich die Welt. Auch an dem auf Skandal getrimmten Fernsehprogramm hat sie einiges auszusetzen und äußert ihre Meinung unverblümt gegenüber allen Verantwortlichen, denen sie begegnet. Etwa auf der Gartenparty, die Castros Produzentin und zugleich ihre eigene Schwester in ihrem Landhaus außerhalb von Paris veranstaltet.

Ein eingespieltes Team: Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri

Hier treffen Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri aufeinander, auf einem verminten Terrain der Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten, einer Bühne, die sich das französische Darstellerpaar, das lange auch privat liiert war, hier bereits zum fünften Mal gemeinsam ins Film-Drehbuch geschrieben hat. Wie in ihren früheren Kooperationen, für die Jaoui ebenfalls als Regisseurin verantwortlich zeichnete, merkt man dem Gespann seine Vertrautheit sofort an. Die Figuren geben sich aufs Komischste streitbar, die verbalen Fetzen fliegen, und eigentlich kann man kaum glauben, dass zwischen ihnen einmal so etwas wie Liebe vorhanden war. Die Darsteller genießen sichtlich die chronische Disharmonie, die sie in jede andere Begegnung weitertragen, nur um diese in einer Eskalation implodieren zu lassen.

Die unzähligen Figuren, von der stets mit einem Smartphone alles und jeden filmenden Kellnerin über junge Influencer und die auf ihren Status bedachte Bürgermeisterin bis zum grummeligen Landwirt, sind leichtfüßig konturiert. Die Komödie lässt sich Zeit, um das Ensemble entlang griffiger Dialoge vorzustellen.

Trends treffen auf zeitlose Themen

Anschließend entwickelt sich eine bissige Eigendynamik, wenn die Masken fallen, je mehr Alkohol konsumiert wird. Versagensängste machen sich breit, Missgunst und Selbstzweifel. Jeder bekommt sein Fett ab, die sexistischen Rapper, die alle über 30 für überflüssige „Opas“ und „Omas“ halten, ebenso wie sich jung fühlende Senioren, die sich an knackige Twentysomethings ranmachen.

Es sind zeitlose Themen, die schon ein Molière oder Balzac nicht besser hätte zuspitzen können, gäbe es heute nicht die Dauerpräsenz des Internets, das jedes Selfie mit einem VIP zu einer medialen Lawine der gehässigsten Kommentare überhöht. Zu Castros Überraschung verhilft ihm ein sogleich im Netz geposteter Ausraster, eine Prügelei mit einem jungen Youtube-Blogger, zu sprunghaft besseren Beliebtheitswerten. Er outet sich als Kotzbrocken und darf absurderweise seine Sendung fortsetzen. Eine einzige, aus dem Ruder gelaufene Party hat über seinen Marktwert entschieden. Er bleibt ein Prominenter. An seiner Verbitterung wird aber wohl auch dieser Triumph nichts ändern.

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