Das skandinavische Kino ist, gespeist durch die Literatur, reich an skurrilen Figuren und hat uns immer wieder mit wunderbaren Kinderfilmen beschenkt. Ob Ronja Räubertochter oder Pippi Langstrumpf, Karlsson auf dem Dach oder Pettersson und Findus: All diese Charaktere zeichneten sich durch ihren Hang zur sanften Anarchie, den verschmitzt-verwegenen Humor und – im besten Wortsinne – ihre entwaffnende Naivität und Unbekümmertheit aus. Jetzt haben die norwegischen Regisseure Rasmus A. Sivertsen („Louis & Luca – Das große Käserennen“, (fd 44 988)) und Rune Spaans ein besonders schräges Duo namens Knutsen und Ludvigsen in computeranimierter Form auf die Leinwand gebracht.
Die beiden entspringen einer gleichnamigen Gesangsformation, die der Musiker, Maler und Autor Øystein Dolmen aus der Taufe gehoben hat und die in den 1970er- und 1980er-Jahren in Norwegen mit ihren (Kinder-)Liedern für Furore und jede Menge Nummer-eins-Hits sorgte. Mit „Zwei Freunde und ihr Dachs“ setzen Sivertsen und Spaans, die selbst mit den Songs von Knutsen und Ludvigsen groß geworden sind, diesen eine Art filmisches Denkmal.
Im Film hausen ihre tollpatschigen (Anti-)Helden gemeinsam mit dem zahmen Dachs in einem überraschend gemütlichen Eisenbahntunnel. Allerdings wird ihr aus gegenseitigen Frotzeleien und harmlos-netten Gemeinheiten bestehender, eheähnlicher Alltag jäh durcheinandergebracht, als eines Tages die verängstigte Amanda bei ihnen aufkreuzt. Sie will ihren Vater, einen genialen Professor, aus den Klauen des wahnsinnigen Rasputin befreien. Denn dieser plant, mit Hilfe eines willenlos machenden Serums, das Amandas Vater brauen soll, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Das muss natürlich verhindert werden.
Und schon finden sich Knutsen und Ludvigsen in einem Action-Abenteuer wieder, das man so oder so ähnlich schon unzählige Male zuvor gesehen hat. Das Regie-Gespann versucht auch nicht, den Zitatenklau zu verbergen; fleißig werden Vorbilder wie James Bond und „Mission: Impossible“ bemüht, aber auch Klassiker wie „Metropolis“ (fd 7917) oder „Das Phantom der Oper“ variiert. Entscheidend dabei ist, dass Sivertsen und Spaans immer wieder in ihren eigenen Mikrokosmos, zu ihren eigenen liebenswerten Figuren zurückfinden.
Diese wiederum erinnern mit ihren feisten Knollnasen, lustigen Eierköpfen und dünnen Hälsen ein wenig an Nick Parks Knettypen Wallace & Gromit. Der weiche, runde Strich ist dementsprechend einfach gehalten, auf Dreidimensionalität wird von vornherein verzichtet, die Hintergründe erinnern an naive Malerei. Analog dazu gesellt sich auch die klar strukturierte, schnörkellose Geschichte, die durch zahlreiche Lieder (das ist man den Idolen von einst schließlich schuldig) in kleine, auch für ein sehr junges Publikum leicht verdauliche Häppchen aufgeteilt wird.
Gruselig wird es trotzdem ab und an, etwa in einer äußerst fantasievollen Geisterbahn, in der neben einem Gespenst und einem Skelett vor allem Meeresgetier aller Art zum Inventar gehört. Und auch vor dem grau-gruseligen Frankenstein'schen Gothic-Schloss von Rasputin, einem kleinen blonden Ekelpaket mit fieser Lache, könnte es Zartbesaiteten etwas bange werden. Doch sobald Knutsen und Ludvigsen erneut mit ihren Hakeleien beginnen und wie ihre Komik-Kollegen Stan Laurel und Oliver Hardy in nahezu jeder Szene für Chaos (und Lacher) sorgen, ist wieder Wohlfühlklima angesagt in einem Film, der es auf herrlich beiläufige Art und Weise fertigbringt, lästige Kinderpflichten wie Zähneputzen oder Uhrzeitlernen in die Handlung mit einzubauen. Und schließlich bringen Sivertsen und Spaans das Publikum mit Hilfe ganz einfacher Tricks dazu, auch wirklich bis zum Ende des Abspanns im Kinosessel zu verweilen.