Zehn Aussteiger nisten sich in der Brandenburger Künstlerkolonie „Rakete Perelman“ ein. In der grünen Idylle wollen sie in Freiheit und Selbstbestimmung leben, Techno-Partys feiern und ihrer Leidenschaft, dem Theater, frönen. Das 68er-Konzept Kommune ist zwar längst in die Jahre gekommen, aber der offenbar nicht gut informierte Idealisten-Nachwuchs will die antikapitalistisch-authentischen Erfahrungen seiner Großeltern am eigenen Leib erfahren. Wozu Riester-Rente, ein Portfolio und MacBook Air, wenn täglich das Schwimmen im See, eine Trabi-Fahrt, spirituelle Aufnahmerituale oder eine die inneren Verkrampfungen lösende Schrei-Therapie samt Schlammkur locken? Und wenn jeder Tag fern jeder Routine Unvorhergesehenes zu bieten hat.
Zwischen Finanzierungsnöten und Vorgaben der Bauaufsichtsbehörde blühen dann plötzlich doch in der Wohnwagen-Gemeinschaft die Konflikte. Die zunächst gute Chemie bekommt Risse, weswegen ein Theaterstück aufgeführt werden soll, das die Kassen auffüllen könnte. Eine Mittzwanzigerin (Liv Lisa Fries) gesellt sich als Neuzugang zu den werdenden Müttern, kritikfähigen Vegetariern und spätberufenen Möchtegern-Regisseuren. Die modebranchen-skeptische Designerin soll die Hauptrolle der Hedda Gabler übernehmen, und schon hat die Gruppe mit gar nicht solidarischen Emotionen wie Stress, Missgunst und Neid zu kämpfen.
Oliver Alaluukas hat mit der etwas zäh inszenierten, mitunter fremdschämend unkomischen Komödie sein Regie-Studium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf abgeschlossen. Die Erkenntnisse, die sein Ensemble über die Tücken der kollektiven Leistungsverweigerung liefert, sind reichlich bekannt, uninspiriert ausgerollt bekommt man sie dennoch. Die Entscheidungsfindungen verheddern sich in ausufernden Abstimmungen, die Versorgung mit Drogen muss organisiert werden, Hobbyfilmer dokumentieren die Ansichten der philosophierenden Kommunarden, statt zu proben werden die Figuren des Stücks erstmal auf ihre Aktualität getestet, die Partnerwahl fluktuiert, und das Faulenzen in der Sonne, angeregt durch passende Stimulanzen, muss täglich absolviert werden, damit der Film künstlerisch wertvoll in den Animationsmodus wechseln kann. Dabei jagt ein Klischee das nächste, und der Ausgang des ganzen Unternehmens überrascht weder die menschelnden Freaks noch den leidgeprüften Betrachter. Die Darsteller geraten während der Aufführung vor dem amüsierten Publikum aneinander, der Text wird spontan umgeschrieben, lang gehegte Animositäten kommen unverblümt ans Licht. Aus ist die Utopie vom alternativen Leben an der Seite eines neuen Menschen, der sein Ego zu überwinden vermag. Da hilft auch das sanft im Wind zitternde Sonnenblumenfeld im melancholischen Finale dieser x-ten Desillusionierungsmär nicht weiter. Was bleibt, ist das schöne letzte Bild von Liv Lisa Fries, wie sie sich im Blumenmeer von der Kamera entfernt und immer wieder einsam zurückschaut.