Hans und Anna, die ihre Freunde nur „die Hannas“ nennen, leben seit 15 Jahren in einer symbiotischen Beziehung. Die Berliner Thirtysomethings kochen und essen leidenschaftlich gern, teilen eine kindliche Geheimsprache und sind stets gut gelaunt. Während andere mühsam an ihrem kriselnden Miteinander arbeiten, scheint ihrer harmonischen Fassade selbst die Routine nichts anhaben zu können. Erst als Anna mit einem Todesfall in ihrer Physiotherapiepraxis konfrontiert wird und eine überspannte Gleichaltrige sich auf der Massageliege ihr sexuell nähert, gerät ihr schwer erkämpftes Gleichgewicht durcheinander.
Anna fühlt sich gestresst; ein Psychotherapeut muss her, samt exzessiven Schwimmstunden. Was sie nicht weiß: Hans begegnet zeitgleich der Schwester ihres weiblichen Seitensprungs. Sie ist die hartgesottene Trainerin eines ausgefallenen Fitnesstrainings, bei dem Hans nackt durch den Park gejagt wird und dabei zu seiner Überraschung sadomasochistische Neigungen in sich entdeckt. Beide blühen in ihren Affären auf, doch voneinander lösen möchten sie sich trotzdem nicht. Das ändert sich selbst dann nicht, als die Wahrheit ans Licht kommt. Die Hannas sind zu einem Quartett bereit, möchten Stabilität und Risiko vereinen, im Gegensatz zu den Schwestern, die das Trauma einer Missbrauchsgeschichte durch den eigenen Vater und ein 15-jähriger Sohn in einer emotional aufwühlenden Hassliebe verbindet.
Es ist erstaunlich, wie die 1983 geborene Regisseurin Julia C. Kaiser dem alt gedienten Beziehungsfilm-Genre neues Leben einzuhauchen vermag. Nicht nur die Paarkonstellationen sind ungewöhnlich, auch die Machart gibt sich fiebrig, konfus und beinahe hyperaktiv. Irreale Traumsequenzen enden abrupt im städtischen Verkehrsgewirr, atmosphärisch entschleunigte Durchatmen-Szenen treffen auf klug austarierte Dialog-Duelle.
Man kann dem urkomischen Durcheinander zwar nicht immer folgen und auch der Übergang von der Komödie zum tieftraurigen Drama will nicht so recht gelingen, aber das natürliche Spiel der durchweg wunderbaren Darsteller, die ihre Charaktere mit unzähligen Facetten ausstatten, entschädigt, auch für die etwas übermotivierte Filmmusik und einige unnötig retardierende Momente. „Nobody is perfect“, könnte damit das Schlusswort dieses selbstironischen Plädoyers für mehr Ausbrüche aus eingefahrenen Bahnen lauten. Das gilt auch für diesen sympathischen und bewusst unentschiedenen Stadtneurotiker-Reigen, der bis zum Schluss jede Anbiederung an gängige Drehbuchauflösungen meidet.